Häsli im Kaufhaus-Schaufenster spalten die Berner

Alle Jahre wieder hoppeln zu Ostern Kaninchen im Berner Warenhaus Loeb. Das Schaufenster beinhaltet echte Tiere – das kommt nicht bei allen Passanten gut an.

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Das sagen Bernerinnen und Berner zum Kaninchen-Schaufenster. - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

Das Wichtigste in Kürze

  • Jedes Jahr gibt es im Schaufenster des Berner Loebs Kaninchen.
  • Noch bis am 1. April können diese beobachtet werden – zum Missfallen von Tierschützern.
  • Berner Passantinnen und Passanten sind bei den herzigen Tieren hin- und hergerissen.

Der Hase ist so etwas wie das Wappentier der Ostertage. Sei es als Überbringer der österlichen Geschenke oder in Form von Schokolade: Der Osterhase ist an den Festtagen auf viele Arten präsent.

Beim Berner Warenhaus Loeb ist das nicht anders, wie ein Blick ins Schaufenster zeigt. Doch der Detailhändler gibt sich nicht etwa mit Pappfiguren oder Ähnlichem zufrieden. Zu sehen sind tatsächlich echte Kaninchen. Das hat beim bekannten Warenhaus direkt neben dem Bahnhof seit über 20 Jahren Tradition.

Bernerinnen und Berner sind hin- und hergerissen

Eine Nau.ch-Umfrage zeigt: Nicht alle finden das Kaninchen-Schaufenster toll. «Ich weiss nicht, ob das heute noch zeitgemäss ist», sagt Naima.

Hannah findet die Aktion «befremdlich». Sie erklärt: «Die Freude der Kinder ist ja wichtig, aber sie sollen besser draussen auf dem Land schauen.»

Kaninchen im Schaufenster – finden Sie das zeitgemäss?

Raye ist hingegen hin- und hergerissen. Einerseits ist sie überzeugt, dass es den Kaninchen im Schaufenster gut gehe. Allerdings sei die ständige Beobachtung für die Tiere wohl schon «crazy». Das sei aber nicht nur beim Schaufenster, sondern auch bei Zoos die grosse Frage.

Katja hingegen findet die Kaninchen «eine sehr gute Idee». Denn: «Das ist für mein Kind das Highlight des Jahres.»

Und auch Timon findet: «Den Kaninchen geht es bestimmt sehr gut in diesem riesigen Gehege. Das ist sicher grösser als bei manchem im Garten

Tierschutz kritisiert Kaninchen-Schaufenster

Bei Tierschützerinnen und Tierschützer kommt das Fenster nicht gut an. Aus der Sicht von Julika Fitzi vom Schweizer Tierschutz (STS) ist es nicht mehr zeitgemäss: «Es gebe mittlerweile andere animierte Möglichkeiten für ein solches Schaufenster. Wir sind dagegen, dass lebende Tiere ausgestellt werden», sagt sie zu Nau.ch.

Besonders problematisch sei beispielsweise, wenn Passantinnen und Passanten an das Fenster klopfen würden. (An der Scheibe sind aber «Nicht Klopfen»-Hinweise platziert, Anmerkung der Redaktion). Auch Leute, die mit Taschenlampen oder Handys reinleuchten, können laut Fitzi Stress für die Tiere verursachen.

Der Verein «Pro Kaninchen» sagt: «Grundsätzlich gehören lebende Wesen natürlich nicht ins Schaufenster. Es sei denn, sie können selbst entscheiden, dass sie das möchten», sagt Birgit Lemcke zu Nau.ch.

«Wir bezweifeln, dass jedes einzelne Kaninchen befragt oder dass sein Verhalten über einen längeren Zeitraum beobachtet wurde», sagt sie. Das erachtet Lemcke als nötig, «um zu dem Schluss zu kommen, dass hier keine Angst besteht».

Kaninchenzüchter kontert Tierschutz-Kritik

Wenig anfangen mit dieser Kritik kann der verantwortliche Kaninchenzüchter Roland Probst.

Im Nau.ch-Interview stellt er klar: «Die Kaninchen haben es wunderbar hier.» Zudem verweist er darauf, dass der Tierschutz beachtet werden muss, um eine Zulassung des Bundes für das Schaufenster zu erhalten.

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Das sagen Kaninchenzüchter Roland Probst und Filialleiter Walter Samaali zum Kaninchen-Fenster. - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

In Richtung der Kritiker sagt er: «Die sollen aufhören mit dem Zeug.» Die Tierschützerinnen und Tierschützer sollten besser mal selber züchten, findet er. «Dann sehen sie den Unterschied.»

Loeb tönt Ende der Kaninchen-Tradition an

Bei Loeb laufen jedes Jahr Diskussionen dazu, ob das Schaufenster zeitgemäss sei. Leiter Walter Samaali sagt im Nau.ch-Interview: «Diese Frage jedes Mal richtig zu beantworten, ist ein grosser Aufwand.»

Er tönt darum auch ein mögliches Ende der langjährigen Tradition an. «In der Zukunft werden wir sicherlich etwas Neues aufstellen», sagt Samaali. Zwar stehe das nicht in seiner Kompetenz, aber: «Wir müssen das diskutieren.»

In Bern sind ausgestellte Tiere derzeit ein grosses Thema. Vor wenigen Monaten hat der Tierpark Dählhölzli angekündigt, den Streichelzoo zu schliessen. «Die Tierhaltung im Kinderzoo ist nicht mehr zeitgemäss», sagte Direktorin Friederike Houwald.

Tiere
Hat für Diskussionen gesorgt: die Schliessung des Streichelzoos im Tierpark Dählhölzli. - keystone

Der Entscheid sorgte für Furore: Die SVP wollte die Schliessung des Streichelzoos gar verhindern. Der Motion erteilte der Berner Stadtrat allerdings eine Absage: Die Mehrheit des Parlaments hält die Schliessung für richtig.

Kommentare

Erich Weber

Streichelzoo abschaffen, Kaninchen im GROSSEN Loebschaufenster verbieten, was wollen diese Gutmenschen noch alles verbieten? am Besten verbieten sie sich selbst, dann ist Ruhe „im Stall“! Übrigens, der Streichelzoo wird bleiben, die auswärtige Direktorin wird bald weg sein!

User #4550 (nicht angemeldet)

Gratuliere Nau.ch wie gewohnt gute Kommentare mit sehr hohem Intelligenz Quotienten! Das Sprichwort stimmt: "wie man in den Wald ruft kommt es zurück." Ich meinerseits würde, wenn schon "zensurieren" die Wahl anderst treffen, doch ich bin "zum Glück" vom letzten Jahrhundert.

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