SAP-Chef Christian Klein will Mitarbeiter zurück ins Büro holen – und setzt einen Trend. Doch in der Schweiz wollen Unternehmen am Homeoffice festhalten.
Homeoffice
Der Trend geht international weg vom Homeoffice – nur nicht in der Schweiz. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Immer mehr internationale Firmen wollen ihre Mitarbeitenden ins Büro zurückholen.
  • Doch: In der Schweiz hält man vielerorts am Homeoffice fest.
  • Das flexible Arbeiten liegt im Trend: Oft wechseln Büro und Homeoffice einander ab.
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Er bläst zum Kampf gegen Homeoffice: Christian Klein, Chef des deutschen Software-Giganten SAP, will seine Mitarbeitenden zurück ins Büro holen. Bislang mussten sie zwei Tage in der Woche im Büro arbeiten. Zuvor konnten Beschäftigte sogar komplett von zu Hause aus arbeiten.

Wirtschaftspsychologe Carsten Schermuly sagte kürzlich, dass es dabei um Macht gehe. «In einer wirtschaftlich herausfordernden Situation geht es um die Demonstration von Stärke. Vielleicht auch, um Aktionären und anderen Stakeholdern zu zeigen, dass man die Lage im Griff hat.» Das Bedürfnis nach Kontrolle sei gross.

Christian Klein Homeoffice
SAP-Chef Christian Klein kämpfte sogar vor Gericht um die Rückkehr seiner Mitarbeiter ins Büro. - Keystone

Pikant: Klein gilt als Trendsetter. Und tatsächlich verzichten nun immer mehr Unternehmen auf Homeoffice. Kürzlich gab sogar das Videotelefonie-Unternehmen Zoom, das vielerorts Homeoffice überhaupt möglich macht, das Homeoffice auf.

Zwei Tage Büro pro Woche sind jetzt das Minimum. Nur für den Chef gilt die Büropflicht nicht.

Schweizer Firmen wollen nicht zurück ins Büro

Doch in der Schweiz sind Firmen noch nicht auf den Zurück-ins-Büro-Zug gesprungen. Die Firmen halten weiterhin am Modell des Homeoffice fest und loben dessen Vorteile gegenüber Nau.ch.

Zum Beispiel die Swiss Market Place Group (SMG), bekannt durch Plattformen wie Tutti und Ricardo.

Ricardo.ch
Die Swiss Market Place Group, die unter anderem hinter Ricardo.ch steckt, schwärmt vom Homeoffice. - Screenshot

«Bei der SMG gibt es sehr wenige Mitarbeitende, die gar nicht im Homeoffice arbeiten. Über alle Mitarbeitenden gesehen, würden wir den Anteil von Homeoffice-Mitarbeitenden auf 95 Prozent schätzen. Und diese arbeiten schätzungsweise 40 Prozent Onsite und 60 Prozent im Homeoffice», sagt Roswitha Brunner von SMG.

Fixe Bürotage werden nicht vorgeschrieben. «Die Teams können aber beispielsweise fixe Team-Office-Tage selbst bestimmen. Und natürlich dürften Mitarbeitende auch zu 100 Prozent im Büro arbeiten, wenn sie das möchten», so Brunner.

Bei den meisten Schweizer Unternehmen arbeiten die Mitarbeitenden allerdings nicht täglich von zu Hause aus – sondern wechseln ab.

Flexibilität als Schlüssel zum Erfolg

Das Techunternehmen ABB Schweiz ist grosser Befürworter des flexiblen Arbeitens: «Nach wie vor ist bis zu 80 Prozent Homeoffice bei ABB in der Schweiz möglich», so Eike Christian Meuter. Er betont die Vorteile für beide Seiten: Für das Unternehmen bedeutet es höhere Produktivität/Effizienz, für die Mitarbeiter höhere Zufriedenheit/Motivation.

Nestlé hat schon seit über zehn Jahren ein flexibles Arbeitsumfeld eingeführt und sieht darin viele Vorteile.

ABB
Bei ABB in der Schweiz ist Homeoffice bis zu 80 % möglich, wird von den Mitarbeitenden sehr geschätzt und bietet sowohl für das Unternehmen als auch für die Mitarbeitenden viele Vorteile.
Nestlé
Seit über zehn Jahren bieten Nestlé ein flexibles Arbeitsumfeld, das unseren Büromitarbeitenden ermöglicht, berufliche und private Verpflichtungen bestmöglich zu vereinbaren.
Post
Bei der Post arbeiten rund 46'000 Mitarbeitende in verschiedenen Berufen, wobei 12'000 grundsätzlich im Homeoffice arbeiten könnten; das flexible Arbeitsmodell «SmartWork» kombiniert Büroarb

Die Schweizerische Post setzt ebenfalls auf Flexibilität. Doch ganz ohne Büro geht es beim Gelben Riesen nicht. Die Post plant bis 2030 zwölf regionale Büro-Hubs zu errichten, um ihren Mitarbeitern moderne Arbeitsplätze anzubieten.

Post-Sprecher Stefan Dauner sagt: «Die Post will Büroflächen in der richtigen Grösse am passenden Ort und mit der passenden Ausstattung. Die Post zwingt ihre Mitarbeitenden also nicht ins Büro.» Vielmehr werden die Standorte analysiert und den Mitarbeitenden die Räume angeboten, die für sie sinnvoll seien.

Hybrides Modell als Lösung

Auch die Swisscom fördert noch immer mobiles Arbeiten. Armin Schädeli erklärt: «Für uns ist ein sinnvoller Mix von Büroarbeit und Homeoffice wichtig. Unsere Mitarbeitenden sollten daher mindestens zwei Tage pro Woche im Büro arbeiten.» Diese Lösung habe sich bewährt.

Auch der Internetdienstleister Green.ch sowie die Banken Raiffeisen, die Zürcher Kantonalbank und UBS setzen auf ein hybrides Arbeitsmodell.

Swisscom
Swisscom fördert seit Jahren mobiles Arbeiten, wobei Mitarbeitende mindestens zwei Tage pro Woche im Büro verbringen sollen, um Kultur und Integration zu unterstützen.
Green.ch
Etwa 70 Prozent Mitarbeitenden bei Green.ch können Homeoffice nutzen und verbringen durchschnittlich zwei Tage pro Woche dort, wobei die hybride Arbeitsweise sehr geschätzt und positiv bewer
Raiffeisen
Seit 1. August 2020 ermöglicht das Arbeitsmodell «Raiffeisen Flex Work» den Mitarbeitenden von Raiffeisen Schweiz, bis zu 80 Prozent ihrer Arbeitszeit ortsunabhängig zu arbeiten, was von der
ZKB
Mitarbeitende der Zürcher Kantonalbank mit mindestens 50 Prozent Beschäftigungsgrad können ein bis zwei Tage pro Woche von zu Hause aus arbeiten, was seit Juni 2022 transparent in den Anstel
UBS
Das hybride Arbeitsmodell von UBS, das Büro- und Heimarbeit kombiniert, wird sehr geschätzt und macht UBS als Arbeitgeber attraktiver für ein breiteres Bewerberspektrum.
Google
Google bietet weltweit, auch in Zürich, die Möglichkeit, drei Tage im Büro und zwei Tage remote zu arbeiten, sowie vier Wochen pro Jahr von einem beliebigen Ort aus, um Flexibilität und pers

«In der Schweiz arbeiten viele Mitarbeitende von UBS in einem hybriden Arbeitsmodell. Ein Mix aus Arbeiten im Büro und von zu Hause. Dies kommt sehr gut an», sagt Maren Rimmer.

Bei Raiffeisen kann gar bis zu 80 Prozent der Arbeit ortsunabhängig erledigt werden, wenn die Tätigkeit dies zulässt. «Die Möglichkeit, ortsunabhängig zu arbeiten, wird von Mitarbeitenden wie auch Führungspersonen gleichermassen geschätzt und genutzt.»

Arbeitest du gerne im Homeoffice?

Auch Google bietet seinen Mitarbeitenden weltweit einen Mix: Drei Tage im Büro, zwei Tage remote und vier Wochen pro Jahr können sie von einem beliebigen Ort aus arbeiten. Und somit auch in Zürich.

Schindler schraubt Homeoffice zurück

Öffentlichkeitswirksam hat in der letzten Zeit nur der Schweizer Liftbauer Schindler beim Homeoffice zurückgekrebst. Während in einigen Konzerneinheiten früher 100 Prozent von zu Hause aus erledigt werden konnte, gibts nun noch einen Tag Homeoffice.

homeoffice schindler
Die Aufzug-Firma Schindler mit Sitz in Ebikon LU gesteht ihren Mitarbeitern nur noch einen Tag Homeoffice pro Woche zu. - keystone

Das Unternehmen rechtfertigt den Schritt per Anfang Mai mit «Solidarität». Schliesslich können die Angestellten in der Produktion nicht von zu Hause aus arbeiten.

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