Humorvoller Zugang zum Thema Feminismus am Casinotheater Winterthur
Auf einen Nenner wird man die Meinungen zum Feminismus wohl nie bringen können. Am Casinotheater in Winterthur will Regisseurin Fabienne Hadorn mit «How to date a Feminist» der «Baustelle Feminismus» mit Humor begegnen.
Diskussionen rund um Feminismus sind komplex. Wohl gibt es auf gewissen Ebenen ein Richtig und ein Falsch – aber eben auch ein chaotisches Dazwischen. Ein Spektrum an Meinungen, die durch das soziale Umfeld, die persönlichen Vorlieben, die Lebensumstände oder Beziehungserfahrungen geprägt und entsprechend unterschiedlich sind. Darum geht es im Stück «How to date a Feminist», das am Freitag, 8. September im Casinotheater Winterthur Premiere feiert.
An einer Kostümparty lernen sich die beiden Hauptfiguren Steff und Kati zufällig kennen. Er, der überzeugte Feminist, als Robin Hood, sie, die «auf Macker» steht, als Wonder Woman verkleidet. Und beide sind sie frisch getrennt.
Sie verlieben sich und beschliessen zu heiraten. In dem Zusammenhang kommen Katis Vater und Steffs Mutter ins Spiel. Auch sie werden – ebenso wie die Verflossenen – von einem zweiköpfigen Ensemble verkörpert.
Steff, Kati und die vier weiteren Personen, gespielt von Dimitri Stapfer («Frieden») und Rahel Sternberg (u.a. Theater am Neumarkt), stehen für die Konsequenzen unterschiedlicher familiärer und sozialer Hintergründe. Steff etwa hat die Wochenenden bei seiner politisch engagierten Mutter Mona verbracht und war von klein auf umgeben von aktivistischen Frauen. Kati dagegen wuchs bei ihrem Vater Joe auf, einem israelisch-stämmigen Geschäftsmann, der ihr ein das Männerbild eines Machos vermittelte. Diese Einflüsse sind nicht zu unterschätzen, und sie werfen spannende Fragen auf.
Fabienne Hadorn, die mit «How to date a Feminist» ihr erstes Stück auf die Bühne bringt, ist begeistert von der Komödie als Gefäss für die Feminismusdiskussion, wie sie am Rande des Probenbesuchs zu Keystone-SDA sagt. Sie sieht die humorvolle Herangehensweise als eine grosse Chance, Menschen zu erreichen, die bisher Mühe mit dem Thema hatten.
Einen weiteren Grund für den erleichterten Zugang sieht sie in den sechs Figuren, die «einen grossen Teil unserer Gesellschaft abdecken», so Hadorn weiter. Das Stück biete eine breite Identifikationsfläche, weil es sehr unterschiedliche Arten aufzeige, sich mit Feminismus auseinanderzusetzen. Ausserdem mache es deutlich, dass es bei der Diskussion über die Emanzipation der Frau oft um «ein konstantes Suchen» gehe und nicht um ein Richtig oder ein Falsch. «Mir ist wichtig, dass man sieht, dass bei dem Thema alle irgendwann ins Stolpern geraten», so Hadorn.
Die Regisseurin spricht gerne von der «Baustelle Feminismus». Ein Ausdruck, der zum Bühnenbild passt. Die Szenen, die aus rasanten Dialogen bestehen, spielen unter, auf und rund um ein Baugerüst. Stapfer und Sternberg klettern viel, wechseln auf mobilen und multifunktionalen Bühnenelementen die Kleider, schlüpfen quasi fliegend, von einer Rolle in die andere und bedienen gar die Musikanlage selbst, in dem sie immer wieder auf rote Buzzer drücken.
Der Probebesuch, der Einblick in die Szene gibt, in der sich Steff bei Kati am Kennenlernabend für das Patriarchat entschuldigt, verrät viel über das Tempo und den Unterhaltungsfaktor des Stücks. Und er macht deutlich, dass es dem Stück «How to date a Feminist» nicht um letztgültige Antworten zum schwierigen Thema Feminismus geht. Bis auf eine vielleicht: Die Diskussionen um den Feminismus sind wild, bunt, und lustvoll – und dürfen es auch bleiben.
Das Stück, das bis am 2. Oktober im Casino Winterthur gespielt wird, basiert auf dem Text der britischen Autorin Samantha Ellis und wurde 2016 in London uraufgeführt. Die von Fabienne Hadorn inszenierte Übersetzung ins Schweizerdeutsche stammt von Viktor Giacobbo.
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