Hunderte Bauern nehmen sich das Leben
Die Selbstmordrate unter Bauern ist besonders hoch, wie eine neue Studie zeigt. Gründe dafür sind Zukunfsängste, Geldsorgen und Überlastung.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Suizide von Landwirten liegen deutlich über dem Durchschnitt, wie eine Studie zeigt.
- Gründe dafür sind Zukunftsängste, Geldsorgen und Überlastung.
Viele Schweizer Landwirte leiden an einer Depression. Sie plagen Zukunftsängste, Geldsorgen, Einsamkeit und Überlastung. Eine Studie zeigt, dass die Suizidrate von Schweizer Männern aus ländlichen Gemeinden seit 2003 deutlich gesunken ist. Die Bauern hingegen hatten zuletzt ein um 37 Prozent höheres Selbstmordrisiko. Zwischen 1991 und 2014 haben sich von rund 90'000 erforschten Landwirten 447 das Leben genommen.
Im Gespräch mit dem «Tages-Anzeiger» geht Franziska Feller, Präsidentin des Netzwerks Mediation im ländlichen Raum, genauer auf die Gründe ein. So seien Familie und Betrieb untrennbar verknüpft – private Probleme wirken sich aufs Geschäfts aus und umgekehrt. Ältere Bauern kämen mit der Digitalisierung oder der zunehmenden Bürokratie nicht zurecht.
Andere fänden keine Nachfolger für den Betrieb. «Oder sie übergeben den Hof und fühlen sich danach völlig wertlos», so Feller. Junge Bauern werden von Einsamkeit heimgesucht – die Suche nach einer Frau, die auf dem Hof leben will, gestaltet sich häufig schwierig. Zudem mache ihnen die hohe Arbeitslast Sorgen, die dennoch kaum genug Geld zum Leben einbringe.
Sorgentelefon für Bauern
Das Bäuerliche Sorgentelefon ist Anlaufstelle für Landwirte, die sich in schwierigen Situationen befinden. «Die Anrufe von ausgebrannten und verzweifelten Bauern nehmen bei uns zu», so Lukas Schwyn, Präsident des Vereins. Beantwortet werden sie von anderen Landwirten. Die Anrufer müssten spüren, dass da jemand sei, der ihre Probleme verstehe.
Laut Studie nahmen sich 60 Prozent mit Erhängen das Leben, 25 Prozent mit Schusswaffen. «Dass Bauern oft Erhängen als Methode wählen, hängt mit der Verfügbarkeit zusammen, die es auf einem Hof gibt», so Thomas Reisch, ärztlicher Direktor an der Klinik für Depression und Angst in Münsingen BE.
Nottelefone müssten möglich niederschwellig zugänglich sein. «Bauern gelten als verschwiegen und haben oft Mühe, Hilfe von aussen anzunehmen», erklärt Reisch. Viele kantonale Bauernverbände schufen in den letzten Jahren solche Angebote. Reisch appelliert ans Umfeld: «Wenn jemand in eine Krise gerät, sollte man den Betroffenen im vertrauten Rahmen auf das Problem ansprechen und im Ernstfall Hilfe holen.»