Für die Kundschaft sind Zahlungen via Twint praktisch – für Betriebe sind die hohen Gebühren aber ärgerlich. Immer mehr verbieten deshalb das Zahlungsmittel.
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Die Storchen-Bäckerei in Bern akzeptiert keine Twint-Zahlungen mehr. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Wer mit Twint zahlen will, schaut immer öfter in die Röhre.
  • Denn einige Betriebe akzeptieren das Zahlungsmittel wegen der hohen Gebühren nicht mehr.
  • Für Twint fallen nämlich teils sogar höhere Gebühren an als für Kreditkarten.
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Twint wird bei Schweizerinnen und Schweizern immer beliebter: Statt das dicke Portemonnaie mit sich herumzutragen, bezahlen viele bequem mit dem Smartphone.

Doch während Twint bei der Kundschaft an Popularität gewinnt, schieben immer mehr Unternehmen dem Zahlungsanbieter den Riegel vor. Ein Beispiel: die Storchen-Bäckerei in Bern. «No Twint», ist in Rotbuchstaben beim Zahlterminal zu lesen.

Dass das kein Einzelfall ist, bestätigt der Schweizer Detailhandelsverband Swiss Retail Federation gegenüber Nau.ch. Dagmar Jenni, Direktorin des Verbandes, sagt: «Auch wir beobachten, dass trotz wachsender Beliebtheit seitens der Kundschaft einzelne kleinere Unternehmen Twint nicht mehr akzeptieren.»

Gebühren für Twint teil höher als für Kreditkarten

Der Entscheid, auf Twint zu verzichten, ist für den Verband jedoch «verständlich». Denn: «Gemäss Rückmeldung kleinerer mittelständischer Händler bezahlen sie heute für Twint gleich hohe oder teilweise sogar höhere Gebühren als für Kreditkarten.»

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Zahlungen via Twint sind für Kundinnen und Kunden praktisch – kleinere Betriebe haben allerdings weniger Freude an der Zahlungsmethode.
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Denn: Händler zahlen für Twint teils höhere Gebühren als für Kreditkarten.
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Deshalb akzeptieren immer mehr Betriebe kein Twint.
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Einige gehen sogar so weit, nicht mal mehr Kartenzahlungen zu akzeptieren.

Das sei nicht nachvollziehbar, da die überwiegende Mehrheit der Twint-Kunden ein Bankkonto und keine Kreditkarte als Zahlungsmittel hinterlegt habe.

Jenni hält fest: «Das Pricing im Präsenzgeschäft von Twint sollte sich deshalb eher im Bereich der Debitkartentransaktionen bewegen. Und der kürzlich ergangenen einvernehmlichen Lösung der Weko angenähert werden, also an die 0.12 Prozent.»

Das heute gängige Pricing von Twint könne bei bis zu 1.3 Prozent zu liegen kommen, plus weiterer Zuschläge.

Velo-Laden akzeptiert weder Twint noch Kärtli

Auch der Berner Fahrrad-Laden Velo Mario verbietet deshalb Zahlungen via Twint – und geht sogar noch weiter. «Wir akzeptieren in unserem Laden kein Twint und auch sonst keine Kartenzahlung», heisst es gegenüber Nau.ch.

Nutzt du Twint regelmässig?

«Wir haben uns wegen der Gebühren dagegen entschieden. Diese haben bei unserem Zahlgerät von Anbieter zu Anbieter variiert.» Twint habe dabei nicht die höchsten Gebühren gehabt, sei aber prozentual am häufigsten genutzt worden.

Auch Kartenzahlung «ein Ärgernis»

Die Bio-Bäckerei Ängelibeck bestätigt ebenfalls: Die Gebühren für Twint seien teils höher als bei Kartenzahlungen, wobei es aber auch «deutliche Unterschiede» bei den Karten gebe.

Trotzdem setzt die Berner Bäckerei weiterhin auf Twint. «Manchmal ist es ein Vorteil», sagt Geschäftsleitungsmitglied Sandra Kiss. Zum Beispiel, «wenn wieder mal die Kartenterminals einen Aussetzer haben». Dann könnten «die Kunden, welche kaum mehr Bargeld auf sich tragen, wenigstens mit Twint bezahlen».

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Twint kann aber auch Vorteile haben: etwa, wenn die Kartenterminals nicht funktionieren. - keystone

Kiss hält jedoch fest: Sogar Kartenzahlung sei «bei kleinen Beträgen, wie es in unserer Branche oft der Fall ist, ein Ärgernis». Im Verhältnis fallen nämlich hohe Gebühren an – und «die sowieso schon kleinen Margen werden nochmals reduziert».

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