Immer mehr vernachlässigte Reptilien landen im Tierheim
Nach der Corona-Pandemie herrscht in den Tierheimen Andrang. Neben Hunden, Katzen und Hamstern werden auch immer mehr Schlangen und Echsen abgegeben.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Tierheime in der Schweiz sind seit der Corona-Pandemie voll.
- Fast täglich will jemand sein Haustier abgeben, weil es zur Last wird.
- Die Zahl der aufgenommenen Reptilien ist besonders stark gestiegen.
Die Schweizer Tierheime können sich vor Hunden und Katzen kaum retten. Seit der Corona-Pandemie hagelt es Anfragen von Leuten, die ihr Haustier abgeben wollen.
Während der Pandemie hatten sich viele ein Tier angeschafft, das ihnen Gesellschaft leisten sollte. Doch nun ist die Pandemie vorbei – und das Tier wird plötzlich zur Last.
Neben Hunden, Katzen und Meerschweinchen landen jetzt auch immer mehr Reptilien in den Heimen. In den Auffangstationen des «Schweizer Tierschutzes» kamen im vergangenen Jahr 1100 Schlangen, Echsen und Schildkröten an. Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie ist das ein Zuwachs von fast 50 Prozent.
Fast täglich will jemand sein Haustier abgeben
«Die Leute überlegen sich zu wenig, wenn sie ein Tier kaufen», kritisiert die Präsidentin des Aargauischen Tierschutzvereins, Astrid Becker. Wie viel Geld Nahrung, Betreuung und Gesundheitsvorsorge kosten, sei vielen anfangs nicht bewusst, sagt sie dem SRF.
Im vom Verein betriebenen Tierheim in Untersiggenthal wolle aktuell fast jeden Tag jemand ein Haustier abgeben. Viele Anfragen müssten abgelehnt werden, da schlichtweg kein Platz mehr sei.
Schweizweit sehen sich die Tierheime mit demselben Zulauf konfrontiert. Mehr als 13'000 Haustiere wurden im vergangenen Jahr in den Heimen des Schweizer Tierschutzes abgegeben. Das ist zwar ein leichter Rückgang im Vergleich zum Jahr davor. Aber das Niveau sei anhaltend hoch.
Reptilien werden oft nicht artgerecht gehalten
Vor allem die stark gestiegene Anzahl der abgegebenen Exoten macht den Tierschützern zu schaffen. In vielen Fällen würden die Tiere nicht artgerecht gehalten, mitunter auch wider das Gesetz.
Denn für bestimmte Reptilienarten gibt es eine Registrierungspflicht – etwa bei Giftschlangen. Werden sie illegal gehalten, lässt sich auch nicht kontrollieren, ob sie artgerecht leben können.
Rund 50 Fälle an Tierschutzverfahren bei Schlangen und Echsen werden jedes Jahr angestrengt. Die Dunkelziffer illegal gehaltener Reptilien dürfte aber deutlich höher sein, sagt Bianca Körner vom Verein «Tier im Recht» dem SRF.
Für diese Tiere bedarf es eines hohen Fachwissens. Nicht jedes Tierheim kann sie aufnehmen. Spezielle Auffangstationen kümmern sich um die Pflege vernachlässigter Reptilien und vermitteln sie weiter.