In St. Galler Innenstadt stehen 12 Läden leer

Stephan Felder
Stephan Felder

Stadt St. Gallen,

Viele Ladenflächen in St. Gallen stehen leer, auch wegen des Online-Handels. Nun sind neue Konzepte gefragt.

St. Gallen
In St. Gallen verschwinden immer mehr Einkaufsläden. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwölf Ladenflächen im Zentrum von St. Gallen stehen derzeit leer – Tendenz steigend.
  • Online-Handel und Importwaren setzen dem stationären Geschäft stark zu.
  • Neue Konzepte wie geteilte Ladenflächen könnten eine Lösung sein.

In St. Gallen stehen zahlreiche Ladenlokale leer. Das ist besonders im Stadtzentrum spürbar. Verschiedene Erdgeschosse an der Neugasse, der Bahnhofstrasse oder der Marktgasse sind ungenutzt.

Auch für die Liegenschaft Rösslitor konnte nach dem Wegzug von Globus bisher keine Nachfolgelösung gefunden werden.

Seit dem Konkurs der Modekette Esprit im März 2024 bleiben zudem 862 Quadratmeter an der Multergasse unvermietet.

Multergasse
Die Multergasse ist das Herz der St. Galler Altstadt. - Nau.ch / Simone Imhof

Die Stadt listet auf ihrer Webseite derzeit insgesamt zwölf leerstehende Ladenflächen im Zentrum auf.

Ein Problem?

Standortförderer Samuel Zuberbühler sieht grundsätzlich positive Aspekte in der Fluktuation von Geschäften.

Doch aktuell sei die Anzahl der Leerstände hoch: «Die Anzahl leerstehender Ladenflächen liegt an der oberen Grenze», sagt er gegenüber dem «St. Galler Tagblatt».

Online-Konkurrenz macht Läden zu schaffen

Viele Leerstände sind auf Konkurse zurückzuführen – betroffen sind Marken wie Esprit, Depot und Weltbild.

«Das hinterlässt einen schalen Beigeschmack und zeigt, wie hart die Bedingungen für den stationären Handel momentan sind», sagt Zuberbühler. Online-Shopping und günstige Importwaren aus Asien setzten vielen lokalen Läden zu.

Immer wieder wird darüber spekuliert, ob hohe Mietpreise für Leerstände verantwortlich sind. Konkrete Zahlen gibt es kaum, doch gelegentlich kursieren Berichte über Monatsmieten von bis zu 23'000 Franken an prominenter Lage.

Sind die Mieten zu hoch?

Zuberbühler entgegnet: «Wir liegen mit den Mieten im Vergleich mit anderen Städten in der Mitte und schiessen bestimmt nicht oben aus.»

Auch der Hauseigentümerverband der Stadt St. Gallen bestätigt, dass die Mietpreise vergleichsweise moderat seien.

Robert Stadler, HEV-Geschäftsführer, sieht neben dem Online-Handel auch strukturelle Probleme: «Es werden immer mehr Tempo-30-Zonen geplant und die Parkgebühren sind massiv erhöht worden. Das fördert den Einkaufstourismus nicht.»

Marketingexperte Sven Reinecke von der Universität St. Gallen hält in der Zeitung jedoch dagegen: «Ich kann an der Poststrasse parkieren, beim Manor, im Neumarkt, am Unteren und Oberen Graben. Andere Städte schneiden da deutlich schlechter ab.»

St. Galler wünschen sich mehr Sitzgelegenheiten

Reinecke sieht den Leerstand als normale Entwicklung, besonders zu Jahresbeginn nach dem Weihnachtsgeschäft.

Die aktuelle Situation berge auch Chancen: «Ladenwechsel bieten die Möglichkeit, neue Marken in die Stadt zu holen. Gefährlich wird es erst, wenn eine Monokultur entsteht.»

St. Gallen sei mit 80'000 Einwohnern jedoch zu klein für moderne Retail-Marken wie Uniqlo.

Findest du es schade, wenn in Städten Geschäfte verschwinden?

Ein weiteres Problem sieht er in der mangelnden Aufenthaltsqualität: «In Winterthur kann man überall draussen sitzen. Das fehlt hier, gerade in der Multergasse.»

Auch David Rust, Mitinhaber von Bolli Goldschmiede, wünscht sich im «Tagblatt» mehr Cafés und Sitzgelegenheiten. Sein Traum: Eine Markthalle in der Liegenschaft Rösslitor.

Standortförderer Zuberbühler plädiert für innovative Lösungen: «Gemischte Konzepte täten St. Gallen gut.»

Er denkt an Ladenflächen, die sich mehrere Anbieter teilen – etwa ein Blumenladen kombiniert mit einem Café. Auch Rust wäre offen für solche Konzepte, doch: «Leider ist St. Gallen oft etwas vorsichtig.»

Kommentare

User #2400 (nicht angemeldet)

Ja wer das nötige Geld 💸 dazu nicht hat und die Reserven, der geht Pleite

User #3120 (nicht angemeldet)

Die Mieten in Vergleich mit anderen Städten zu setzen, ist wie wenn ein kleikes Kind sagt, dass das andere Kind auch einen Schleckstengel bekommen hat. Schlicht kein haltbares Argument. Die Frage stellt sich im Vergleich zur Kaufkraft. Dass Mieten viel zu hoch sind, ist mittlerweile offenkundig. Auch Private können sich kaum mehr bezahlbare Mietobjekte leisten. Zudem hat die St. Galler Stadtpolitik der vergangenen 20 Jahre vor der aktuellen Stadtregierung mit einer restriktiven Umsetzung von Gastrobewilligungen, insbesondere im für die Bewirtung im Freien und hohen Gebühren, den Markt zusätzlich unter Druck gesetzt. Die Hauseigentümer lechzen nach Rendite; denn die meisten Häuser sind Renditeobjekte. Werden sie dann nach der Rendite gefragt rechnen sie alles soweit runter, dass sie um Meilen vom Markt abweichen. 1% z.B. so ein Quatsch. Sozialer Liberalismus: Weniger Gier nach Profit und mehr weniger Restriktionen und Gebühren. Führt zu mehr Wertschöpfung über alle Stufen und damit auch für mehr von einem vorhandenen Kuchen als mehr von nichts. Die Stadt wird lebenswerter, zieht mehr Menschen an und verdient auch was. Das Problem sind vor allem Personen, die Gentrifikation unterstützen, ihr Recht auf Ruhe über das Recht einer prosperierenden Gesellschaft stellen und so der Allgemeinheit das Leben mies machen. Das ist sehr schade. Wie müssen das Savoir Vivre wieder beleben!

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