Aids

Experte: Bei Affenpocken droht keine Pandemie wie bei Aids

Keystone-SDA
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Bern,

Bei den Affenpocken droht dem Infektiologen Vernazza zufolge keine Pandemie wie bei Aids. Grund dafür ist die unterschiedliche Übertragbarkeit.

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Der Infektiologe Pietro Vernazza spricht an einer Medienkonferenz in Bern. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Pandemie wie bei Aids erwartet Infektiologe Vernazza bei den Affenpocken nicht.
  • Infizierte seien nur mit Symptomen ansteckend, nach deren Abklingen immun.
  • Zwangsmassnahmen wegen Affenpocken hält er für kontraproduktiv.

Nach Ansicht des Infektiologen Pietro Vernazza drohte mit Affenpocken keine Pandemie wie bei Aids. Es gebe drei wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Krankheiten, wie er im Interview mit der «NZZ» sagte.

Zunächst würden Affenpocken nicht übertragen, wenn die infizierte Person noch keine Symptome wie Pockenbläschen und Pusteln habe, sagte Vernazza. Infizierte wüssten also, dass sie ansteckend seien.

Zum zweiten seien an Affenpocken Erkrankte nicht lange ansteckend. Wenn die Pusteln ausgeheilt seien, sei die Person immun. Bei den Aids verursachenden HI-Viren sei das anders: Sichtbare Symptome zeigten sich meist erst Jahre nach der Ansteckung, doch ansteckend seien Infizierte bereits davor.

Infektiologe: Affenpocken nicht via Blut übertragbar

Zum dritten sind laut Vernazza Affenpocken-Viren gemäss derzeitigem Stand des Wissens kaum via Blut übertragbar. «Für eine Übertragung von Affenpockenviren braucht es enge körperliche Kontakte. Es geschieht derzeit fast immer durch sexuelle Kontakte», sagte der Infektiologe.

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Pusteln am Körper: Ein Patient mit Affenpocken im Kongo. (Archivbild) - sda

Mit Isolation lässt sich laut Vernazza die Krankheit in den Griff bekommen. Wer infiziert sei, solle verhindern, dass die mit Pusteln und Bläschen befallenen Körper-Stellen mit anderen Menschen in Kontakt kämen. Wer um eine Infektion wisse, werde die Zahl der engen sexuellen Kontakte vorübergehend stark reduzieren.

Die in der Schweiz bisher gemeldeten Affenpocken-Fälle betrafen fast ausschliesslich Männer, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben. Wichtig ist laut Vernazza eine unvoreingenommene, sachliche und vor allem motivierende Information dieser Personen. Stigmatisierung und Zwangsmassnahmen seien kontraproduktiv.

Bislang rund 260 Affenpocken-Fälle in der Schweiz

Vernazza äusserte sich überzeugt, dass in der Schweiz der Ausbruch der Affenpocken noch dieses Jahr wieder abflauen wird. Ausbrüche könne es zwar immer wieder geben. Allerdings würden die Hauptbetroffenen jetzt lernen, mit der Krankheit umzugehen und ihr Verhalten anzupassen.

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Affenpocken-Erreger unter dem Mikroskop. - Centers for Disease Control and Prevention/AFP/Archiv

Bisher wurden in der Schweiz rund 260 laborbestätigte Ansteckungen gezählt, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf seiner Webseite schreibt. Am vergangenen Samstag rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wegen Affenpocken einen internationalen Gesundheitsnotstand aus.

Pietro Vernazza ist ehemaliger Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spital-Hygiene am St. Galler Kantonsspital. Ende August 2021 ging er in Pension.

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