Insta-freier Mai – «Nach einer Woche würde ich aufgeben»

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Bern,

Die Polit-Influencerin Anna Rosenwasser will im Mai ohne Instagram auskommen. Berner Studis unterstützen das, doch Zweifel bestehen. Ein Experte ordnet ein.

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«Finde ich gut», «würde ich nicht aushalten»: Das sagen Berner Studentinnen und Studenten zum Monat ohne Instagram. - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

Das Wichtigste in Kürze

  • Polit-Influencerin Anna Rosenwasser lanciert den Insta-freien Mai.
  • Ein Experte sagt: Die digitale Pause kann sich positiv auswirken.
  • Digital-Detox könne zwar Unruhe verursachen, aber lohne sich.
  • Auch bei jungen Bernerinnen und Bernern kommt die Idee gut an.

Rund die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer ist auf Instagram aktiv. Durchschnittlich verbringen die Nutzenden laut der Agentur «Kaltes Wasser» satte 51 Minuten pro Tag auf der Social-Media-Plattform.

Das soll nun durchbrochen werden. Ähnlich zum «Dry January», in dem ein Monat lang auf Alkohol verzichtet wird, gibt es nun auch den Insta-freien Mai. Lanciert hat diesen die Polit-Influencerin und Buchautorin Anna Rosenwasser.

Seit letztem Jahr politisiert sie für die SP im Nationalrat, hält ihr Leben als Politikerin tagtäglich auf Instagram fest. Jetzt ist ein Monat Sendepause angesagt. Da machen auch manche ihrer Follower gleich mit.

Berner Studis loben Idee von Anna Rosenwasser

Eine Nau.ch-Umfrage vor der Universität Bern zeigt: Noch ist die Idee nicht einer grossen Masse bekannt, sie stösst aber auf offene Ohren. «Ein Entzug ist grundsätzlich gut», findet Vaishnavi (23).

Einen Monat lang auf Instagram zu verzichten, hält sie zwar für «möglich». Aber: «Ich weiss nicht, ob ich das wirklich will.» Denn die Social-Media-Plattform trage bei ihr auch zur Entspannung bei.

Könnten Sie einen Monat lang auf Instagram verzichten?

Ihre Kommilitonin Anna-Lena (22) meint, der Insta-freie Mai «wäre sicherlich eine Überlegung wert». Denn: «Das würde mir vermutlich guttun.» Sie limitiert ihre tägliche Zeit auf der App bereits.

Sofyan (25) würde hingegen nicht mitmachen wollen. «Ich bin schon ein wenig abhängig», gesteht er. Etwa zwei Stunden täglich ist er auf Instagram aktiv. «Aber momentan habe ich die Zeit dafür.»

Daniel (21) findet die Idee von Anna Rosenwasser zwar gut. Und mit Hinblick auf die Lernphase könne er sich auch vorstellen, mitzumachen. «Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich das durchhalten könnte. Nach einer Woche würde ich wohl aufgeben», gibt er zu.

Experte lobt Verzicht von Instagram

Was hält ein Experte vom Insta-freien Mai?

«Ich finde das erstmal eine gute Initiative», sagt Alexander Ort, Dozent für Gesundheitskommunikation an der Universität Luzern, gegenüber Nau.ch.

Die Forschung steckt in diesem Bereich noch in den Kinderschuhen. Erste Studien zeigten aber: Eine Auszeit von digitalen Geräten kann positive Auswirkungen auf das geistige Wohlbefinden, die Schlafqualität, Produktivität und die allgemeine Lebensqualität haben.

Alexander Ort Instagram
Alexander Ort, Kommunikationsforscher von der Universität Luzern. - zvg

«Einfach gesagt, es zeigt uns, wie wichtig es ist, ab und zu mal abzuschalten und sich klare Grenzen zu setzen. Besonders in einer Welt, die so stark von Technologie geprägt ist.»

Ort ergänzt: «Viele berichten, dass sie sich nach einer digitalen Pause weniger gestresst und aufmerksamer im Alltag fühlen.»

Zudem könne der Monat ohne Instagram auch helfen, sich den negativen Folgen von zu viel Bildschirmzeit bewusst zu werden. «Quasi eine Art Reality-Check und eine Chance, ganz bewusst unsere Nutzungsgewohnheiten und den Einsatz zeitlicher Ressourcen zu hinterfragen.»

Grundsätzlich sei der Nutzen eines solchen einmonatigen Verzichts von Mensch zu Mensch verschieden. Und er sei auch nicht unbedingt nachhaltig.

«Aus der Verhaltenspsychologie wissen wir, dass es meist länger als einen Monat dauert, um eingefahrene Gewohnheiten zu ändern.» Dennoch könne dieser erste Schritt «vor Augen führen, welche positiven Effekte eine Reduktion unserer Bildschirmzeit haben kann».

Digital-Detox kann zu Unruhe und Verlorensein führen

Der Verzicht könne Unruhe und Verlorensein mit sich ziehen, sagt der Experte. «Daneben spielt auch das Gefühl von Isolation, besonders durch den Wegfall von Online-Sozialkontakten, eine wichtige Rolle.»

Das ist auch als FOMO, (engl. Fear Of Missing Out), die Angst etwas zu verpassen, bekannt.

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Svenja erzählt, warum sie kein Instagram mehr hat. - Nau.ch/Riccardo Schmidlin

Für ein erfolgreiches Digital-Detox sollten klare und realistische Ziele gesetzt und alternative Aktivitäten erkundet werden, rät der Experte. «Widmen Sie sich Aktivitäten ohne Bildschirm, die Ihnen Spass machen», rät Ort.

Apps zur Überwachung der Bildschirmzeit sowie direkte soziale Interaktionen können helfen, während eine ständige Reflexion über erlebte Veränderungen wichtig sei.

Andere haben die Social-Media-App längst hinter sich gelassen. Die Bernerin Svenja (21) hat Instagram bereits vor anderthalb Jahren ganz abgeschworen, wie sie Nau.ch verrät. Ihr Tipp: «Einfach löschen und durchbeissen!»

Zudem habe ihr geholfen, Tagebuch zu führen, wenn sie wieder das Bedürfnis nach Instagram hatte. «Dadurch habe ich mich auch besser kennengelernt.»

Kommentare

User #2677 (nicht angemeldet)

Die Medien versuchen heute "Trends" zu starten. Nie von diesem Unsinn gehört.

User #7653 (nicht angemeldet)

Wie Einstein schon sagte, wenn die Technik den Menschen überholt hat, werden auf der Erde nur noch Idioten vorhanden sein.

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