Angetrieben von der Corona-Pandemie hat sich jede fünfte Anfrage bei der Sektenberatungsstelle Infosekte um Verschwörungsmythen gedreht.
Schweiz
Jede fünfte Anfrage der Infosekte stand im Zusammenhang mit Verschwörungsmythen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Beratungsstelle Infosekta hatte letztes Jahr viel mit Verschwörungsmythen zu tun.
  • Jede fünfte Anfrage handelte von der Thematik.
  • Die meisten Fälle standen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.
Ad

Im letzten Jahr hat sich jede fünfte Anfrage bei der Sektenberatungsstelle Infosekta um Verschwörungsmythen gedreht. Insgesamt gab es 1047 Erstanfragen zu sektenhaften Milieus, vor allem von Angehörigen von Betroffenen.

Infosekta verzeichnete im letzten Jahr 199 Anfragen zu Verschwörungsmythen - vor allem in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. Das schrieb die Fachstelle in ihrem am Donnerstag publizierten Jahresbericht. Meistens hätten diese zu Konflikten oder zu Kontaktabbrüchen innerhalb des Familienkreises geführt.

Oft seien die Angehörigen mit umstrittenen bis abstrusen Texten eingedeckt worden. Ein Gespräch sei kaum mehr möglich gewesen und die Entfremdung zu gross geworden, weil sich der oder die Betroffene in einer Parallelwelt mit einer eigenen Logik bewegt habe.

Angehörige hoffen auf Beziehungswiederaufbau

Im Zentrum der Beratungen seien deshalb Besprechungen über ein geeignetes Vorgehen gestanden. Weg von den Fake-News, hin zu einer emotionalen Annäherung und darum, die Balance zwischen Engagement und Abgrenzung zu finden.

Mit dem Abklingen der Brisanz der Corona-Thematik hätten dann viele Angehörige gehofft, dass sich die Beziehung zum verschwörungsgläubigen Familienmitglied wieder normalisieren würde. Bei einigen habe sich die Hoffnung erfüllt.

Schweiz
Die Corona-Pandemie trieb Verschwörungstheorien an. - Keystone

Andere aber hätten feststellen müssen, dass die «Radikalisierung» «mit anderen Inhalten» weiterlaufe: Vom Kampf gegen die «Corona-Lüge» und die «Schweizer Diktatur» hin zur glühenden Verfechtung der russischen Propaganda«. Diese Entwicklung habe sich auch in der Beratungsarbeit abgebildet.

Gleichzeitig hätten sich vereinzelt auch an Verschwörungsmythen interessierte Personen an Infosekta gewandt. Auch sie litten unter den familiären Konflikten litten, sich ausgegrenzt fühlten und eine Annäherung wünschten.

Insgesamt führte Infosekta im vergangenen Jahr 2900 Beratungsgespräche durch, davon waren 1047 Erstkontakte. 57 Prozent betrafen eine Gruppe: In 25 Prozent dieser Fälle ging es um die Zeugen Jehovas (147 Anfragen). In fünf Prozent handelte es sich um Scientology (29 Anfragen) und in 2 Prozent um die Freikirche ICF. In 20 Prozent der Fälle waren ein Kind oder eine Jugendliche in die Problematik involviert.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Zeugen JehovasCoronavirus