Jetzt will Aldi Suisse die Schweizer Bahnhöfe erobern
Aldi Suisse zieht 2026 im Basler Bahnhof ein. Weitere Filialen sollen folgen. Zwei Experten erklären bei Nau.ch, was das für Migros und Coop bedeutet.
Das Wichtigste in Kürze
- Aldi erobert Schweizer Bahnhöfe mit Mini-Filialen und plant weitere Standorte.
- Experten erklären: Dahinter steckt eine bewusste und insbesondere lukrative Strategie.
- Migros und Coop erhalten dadurch Konkurrenz – komplett verdrängt werden sie aber nicht.
Bald hat Aldi Suisse die erste richtige Bahnhofs-Filiale. Und das ist erst der Anfang!
Am Mittwoch wurde bekannt, dass Coop bis April 2026 seine Pronto-Filiale im Basler Bahnhof SBB räumen muss. In die beliebte Filiale in der Passerelle zieht stattdessen Aldi Suisse ein.
Zum ersten Mal erhält der Discounter eine dauerhafte Ladenfläche direkt in einem SBB-Bahnhof. Wenn auch im Mini-Format.
Bei Nau.ch erklären die Bundesbahnen den Wechsel so: «Die SBB möchte den Kundinnen und Kunden einen Mix aus etablierten Grössen, lokalen Anbietern und Neuheiten bieten. Das neue Hochfrequenzkonzept von Aldi passt zu diesem Ziel.»
Heisst: Dass Aldi zunehmend auf kleine Filialen setzt, erhöht seine Chance für Bahnhofs-Standorte. Gleichzeitig hat der Discounter der SBB auch das finanziell beste Angebot unterbreitet.
Experten erklären: Dahinter steckt ein klarer Plan des Discounters!
Die deutsche Marken-Expertin Tabea Höllger sagt zu Nau.ch: «Aldi setzt auf eine verstärkte Bahnhofs-Strategie. Auch in Deutschland hat der Discounter gerade einen lukrativen Standort im Frankfurter Hauptbahnhof ab 2026 ergattert.»
Höllger erklärt: «So kann das Unternehmen auch länderübergreifend Konzepte vergleichen, ausprobieren und erreicht direkt eine höhere Effizienz.»
Aldi Suisse steckt eine Million Franken in Basel-Filiale
Eine Million Franken will Aldi in die Basler Filiale investieren – die geschätzte Bruttomiete beträgt jährlich eine halbe Million Franken. Lohnen soll sich der Standort dennoch.
Erik Neumann, Studiengangsleiter am Center for Sales und Retail an der Hochschule für Wirtschaft Zürich, sagt: «Bahnhöfe gelten grundsätzlich als die frequenzstärksten Lagen wie auch zum Beispiel Flughäfen.»
Dazu komme, dass nichts in die Werbung investiert werden muss, da ein Bahnhof ohnehin aufgesucht wird.
«Und so wie es beim Umsatz ‹einschenken› kann, darf auch der Imagefaktor nicht unterschätzt werden», sagt Neumann. Eine Filiale an einem Bahnhof diene immer auch als «Aussenwerbung».
Markenexpertin Höllger verweist zudem darauf, dass Bahnhöfe neben Pendlerinnen und Pendlern auch Touristinnen und Touristen anziehen.
Zudem seien sie auch wegen der verlängerten Öffnungszeiten und der Sonntagsöffnung attraktiv.
Zusammengefasst: «Bahnhöfe sind nicht nur Verkehrsknotenpunkte, sondern urbane Marktplätze geworden», so Höllger.
Und so soll es auch nicht bei einem Aldi Suisse an einem Schweizer Bahnhof bleiben.
Am Mittwoch erklärte Aldi Suisse: «Der Standort in Basel wird uns wichtige Erkenntnisse liefern für die weitere Strategie kleinformatiger Filialen.» Der Discounter will sich also für weitere Bahnhofs-Standorte bewerben.
Beim Bahnhof Stadelhofen in Zürich steht eine Filiale direkt am Gleis. In Biel BE liegt sie nur einen Katzensprung vom Bahnhof entfernt.
Aldi Suisse setzt «klares Statement gegen Migros und Coop»
Mit dem Convenience-Angebot – Sandwiches, Salate und andere fixfertige Zmittags-Snacks – am Bahnhof will Aldi laut Höllger neue Kundengruppen erreichen.
«Und ja, es kann auch als klares Statement gegen Migros und Coop verstanden werden. Wenn ich schon angreife, dann dort, wo es wehtut.»
Beim Preis geraten die Detailhandels-Grössen zwar unter Druck. Dass die beiden Marktführer verdrängt werden, glaubt die Expertin jedoch nicht.
«Der Wettbewerb verschärft sich, aber eine Verdrängung ist aktuell nicht absehbar.» Migros und Coop seien schliesslich tief verankert und würden grosses Vertrauen geniessen.
Vielmehr setze sich eine Koexistenz durch.
Experte Erik Neumann sagt zudem: «Migros und Coop – inklusive ihrer Discounter Angebote – müssen sich dem stellen und noch näher am Konsumenten sein. Sich nicht verzetteln mit Nebenkriegs-Schauplätzen.»
Will Aldi deutsche Expats ansprechen?
Und welche Rolle spielen die vielen Deutschen, die mittlerweile in der Schweiz leben, bei der Aldi-Expansion?
«Ich würde vermuten, dass Aldi hier keine Strategie verfolgt, die die Deutschen im Fokus hätte», sagt Neumann. Denn auch in Deutschland versuche Aldi, sich aus der «Billig-Ecke» herauszuentwickeln.
«Aber Aldi hat ein enormes Fan-Potenzial», sagt Neumann. Auch, weil der Discounter bei seinem Convenience-Angebot auf «Einfachheit» und «Schnelligkeit» setze, wie auch entsprechende Untersuchungen zeigten.
Lidl winkt bei kleinen Filialen ab
Und was macht Lidl?
In einem CH-Media-Interview sagte der Chef Nicholas Pennanen, dass man zwar «immer wieder» in Gesprächen mit der SBB sei.
Doch häufig seien die Ladenflächen zu klein – das Konzept anpassen wie Aldi wolle man aber nicht.
Lidl ist nur am Bahnhof Bern mit einer Filiale präsent.
Die beiden Experten bestätigen jedoch: Zumindest in Sachen Preiskampf stehen sich die beiden Discounter in nichts nach.