Jura-Konflikt nahm 1815 seinen Anfang - Ein Ende ist nicht in Sicht

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Moutier,

«Die Jurafrage ist abgeschlossen»: Mit diesen Worten kommentierte die Berner Regierung am 18. Juni 2017 das knappe Ja von Moutier zu einem Kantonswechsel.

Der alte Konflikt sorgt für Unruhe.
Der alte Konflikt sorgt für Unruhe. - Keystone

Der Jura-Konflikt brodelt allerdings weiter - ein Konflikt, der seinen Ursprung im Jahr 1815 hat.

«Erklärung des Wiener Congresses vom 20. März 1815 über die Angelegenheiten der Schweiz»: So heisst das Dokument, das am Anfang des Konflikts steht. Sieben Bezirke des Bistums Basel werden darin dem Kanton Bern zugesprochen: Pruntrut, Delsberg, Freiberge, Moutier, Courtelary, Neuenstadt und Laufen.

Bald kommt es zu Spannungen: Die Bevölkerung dieser Gebiete fühlt sich von den gnädigen Herren in Bern vernachlässigt.

In den 1950er-Jahren wird der Protest lauter. Separatisten drängen auf eine Volksbefragung in den sieben jurassischen Wahlkreisen. Ihre Initiative wird von den bernischen Stimmberechtigten abgelehnt.

«Der Jura den Jurassiern»

Für Bern ist das Thema damit erledigt. Doch es kommt immer wieder zu Demonstrationen und zusehends auch zu gewaltsamen Zwischenfällen. «Der Jura den Jurassiern» lautet die Parole.

1970 ergänzt der Kanton Bern seine Verfassung und macht so den Weg frei zu mehreren Jura-Plebisziten. Der Nordjura löst sich von Bern, seit 1979 gibt es den Kanton Jura.

Die drei südjurassischen Bezirke Courtelary, Moutier und Neuenstadt stimmen hingegen zweimal für den Verbleib beim Kanton Bern. Auch das Städtchen Moutier sagt mehrmals Ja zu Bern, wenn auch nur knapp.

Dass der Jura-Konflikt nun beigelegt wäre, erweist sich als Trugschluss: Separatisten im Süden kämpfen unbeirrt weiter für eine «Wiedervereinigung» mit dem Norden.

Bomben- und Brandanschläge

In den 1980er-Jahren kommt es zu gewaltsamen Zusammenstössen zwischen Projurassiern und Berntreuen, Bomben- und Brandanschlägen. 1993 stirbt der Separatist Christophe Bader bei einem versuchten Bombenanschlag in Bern.

Ab den 1990er-Jahren setzt sich der Bund verstärkt für eine Lösung ein. Der Kanton Bern seinerseits ergänzt die Kantonsverfassung und billigt dem Berner Jura eine «besondere Stellung» zu.

Schliesslich schafft er ein Sonderstatut für den Berner Jura und Welschbiel. Die Gebiete erhalten eine beschränkte Autonomie im Schul- und Kulturbereich. Doch der Kanton Jura und die Projurassier im Kanton Bern wollen mehr, sie streben weiter eine Vereinigung an.

2012 einigen sich die beiden Kantone unter Federführung des Bundes darauf, dass die Bevölkerung an der Urne über die Zukunft des Berner Juras entscheiden soll. Im November 2013 sprechen sich die jurassischen Stimmberechtigten klar für einen neuen Kanton aus - doch im Berner Jura wird das Projekt deutlich abgelehnt.

Moutiers knappes Ja

Allerdings gab es in Moutier eine Mehrheit für den neuen Kanton. Das Städtchen darf daher - wie vorgängig vereinbart - nochmals abstimmen - und entscheidet sich am 18. Juni 2017 mit knapper Mehrheit für den Wechsel zum Jura.

Nur: Aus Sicht der Regierungsstatthalterin des Berner Juras verlief der Urnengang nicht korrekt. Am 5. November 2018 erklärt sie die Abstimmung für ungültig. Die Projurassier kündigten schon im Vorfeld an, einen missliebigen Entscheid weiterzuziehen. Der Ball liegt also schon bald beim bernischen Verwaltungsgericht.

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