Kägi muss sich gegen Shrinkflations-Kritik wehren
Der Toggenburger Traditions-Guetzli-Hersteller Kägi sieht sich mit Kritik konfrontiert: Hat er versteckt die Preise erhöht?
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Biscuit-Fan ist hässig: Er wirft Guetzli-Hersteller Kägi Shrinkflation vor.
- Denn der Traditionshersteller aus dem Toggenburg hat vier Biscuits pro Packung gestrichen.
- Shrinkflation ist es nicht, sagen Experten. Es gibt aber Kritik für die Kommunikation.
Kägi Fret gehören wohl zu den bekanntesten Schweizer Traditionsguetzli überhaupt. Umso grösser jetzt die Enttäuschung bei der Kundschaft: Der Hersteller, die Kägi Söhne AG aus dem Toggenburg, hat die Anzahl Guetzli pro Verpackung reduziert.
Bei einem Biscuit-Liebhaber gehen die Emotionen hoch. «Schockiert habe ich gesehen, dass sie vier Biscuits aus der Verpackung genommen haben!», entrüstet er sich auf der Social-Media-Plattform Reddit.
«Wie können diese Leute nur damit leben, treuen Kunden das Wochenende zu verderben?! Kägi hat gerade einen Kunden verloren», stellt er klar. Und spricht von «Shrinkflation» – er wirft der Traditionsfirma also vor, versteckt die Preise zu erhöhen.
«Vier Biscuits weniger»
Ein Vorwurf, den Kägi nicht auf sich sitzen lassen will. Marketing-Chef Ramin Born gibt bei Nau.ch zwar zu, dass es jetzt weniger Guetzli gibt, sowohl bei der klassischen als auch bei der dunklen Variante.
«Wir haben im Frühling 2024 unsere Biscuit-Verpackungsgrösse von 152 g auf 128 g reduziert. Wie der Kunde richtig bemerkt hat, sind es seither vier Biscuits weniger», sagt er.
Aber: «Der Preis pro Kägi-Biscuit blieb zunächst gleich.» Die Toggenburger senkten ihre Verpackungs-Preisempfehlung für Verkäufer wie die Migros von 4.40 Franken auf 3.70.
Kägi werden doch teurer
Damit man tatsächlich von Shrinkflation sprechen könnte, müssten die Guetzli reduziert worden und der Preis mindestens gleich geblieben sein. Das ist hier aber nicht der Fall – sind die Vorwürfe des hässigen Kunden also völlig unbegründet?
Das lässt sich so noch nicht beantworten. Denn die Biscuit-Anpassung vom Frühling war nicht die letzte Änderung, die Kägi umsetzte.
Tatsächlich hat der Hersteller seither die Preise doch noch erhöht. Im dritten Quartal habe Kägi auf die gestiegenen Kakaopreise reagieren müssen, erklärt Born. Um satte 283 Prozent hätten diese per 1. Mai im Vergleich zum Vorjahr zugelegt.
Statt 3.70 Franken empfiehlt das Unternehmen den Händlern seither einen Verpackungspreis von 3.95 Franken.
Konsumentenschutz: «Handelt sich nicht um Shrinkflation»
Zurück zu den Shrinkflations-Vorwürfen. Weniger Produkt, höherer Preis – diese Zusammenfassung klingt tatsächlich nicht gut für Kägi. Doch weder der Konsumentenschutz noch Konsum-Experte Christian Fichter halten die Kritik des hässigen Kunden für gerechtfertigt.
«Es handelt sich nicht um Shrinkflation», sagt André Bähler vom Konsumentenschutz zu Nau.ch. Schliesslich sei beim ersten Schritt ja auch der Preis pro Verpackung gesenkt worden.
«In einem zweiten Schritt wurde der Preis der Kägi Frets erhöht. Inwiefern diese Preiserhöhung gerechtfertigt ist, ist schwierig zu beurteilen, da die Kostenkalkulation und die Einkaufspreise nicht öffentlich sind.» Tatsächlich seien die Kakaopreise derzeit aber auf einem Allzeithoch.
Ähnlich sieht es Fichter. Eine Kritik hat er aber doch: «Die zweistufige Anpassung – erst Mengenreduktion, dann Preiserhöhung – könnte für Verbraucher verwirrend sein.» Hier hätte ihm zufolge eine klarere, vielleicht proaktivere Kommunikation geholfen.
Darum hat es jetzt weniger Kägis in der Verpackung
Aber warum hat Kägi überhaupt die Anzahl Guetzli pro Verpackung reduziert, wenn es nichts zu verstecken gibt?
Sprecher Born erklärt: «In den letzten Jahren haben wir eine deutliche Verschiebung im Konsumverhalten bemerkt. Der Trend geht zunehmend in Richtung sparsamerer Einkäufe, um Lebensmittelabfälle zu minimieren.»
Hinzu komme, dass es immer mehr Einzelhaushalte und kleinere Familien gebe. Heisst: Es braucht weniger Kägis pro Haushalt.
Und wegen der gestiegenen Rohstoffpreise «sahen wir uns in der Vergangenheit gezwungen, die Preise zu erhöhen». Das habe dazu geführt, dass für viele Kägi-Fans eine Preisgrenze überschritten wurde.
Kurz: Mit der kleineren und dadurch günstigeren Verpackung will der Hersteller sicherstellen, dass die Leute Kägi weiterhin kaufen.