Kanton Aargau forciert Anstrengungen gegen häusliche Gewalt
Der Kanton Aargau ergreift zusätzliche Massnahmen gegen häusliche Gewalt und Gewalt an Frauen. Gewalt soll verhindert und Opfer wirkungsvoll geschützt werden.
Gewalttäter sollen zur Verantwortung gezogen werden. So will der Kanton die Istanbul-Konvention umsetzen.
«Häusliche Gewalt ist keine Privatsache und darf nicht tabuisiert werden. Wir müssen sie sichtbar machen, um gegen sie vorgehen zu können», wird Justiz- und Polizeidirektor Dieter Egli (SP) in einer Medienmitteilung vom Donnerstag zitiert.
Der Regierungsrat verstärke daher die Öffentlichkeitsarbeit, um die Bevölkerung besser über die Themen häusliche Gewalt gegen Frauen wie sexuelle Belästigung und Genitalverstümmelung zu informieren und zu sensibilisieren.
So lanciert der Kanton eine Webplattform mit Angeboten für Betroffene und Fachpersonen. Als weitere zentrale Massnahme ist vorgesehen, die Weiterbildung von Fachpersonen und ehrenamtlich Tätigen zu forcieren.
13 kantonale Massnahmen stehen im Plan
Der Plan zur Umsetzung der Istanbul-Konvention, die in der Schweiz seit April 2018 in Kraft ist, listet 13 kantonale Massnahmen auf. Der Regierungsrat hiess die Massnahmen gut. Alle Personen sollen besser vor Gewalt geschützt werden, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft, lautet das Ziel.
Der Plan konzentriert sich auf verschiedene Handlungsfelder, unter anderem auf Präventionsarbeit, auf Kinder als Betroffene oder auf die Arbeit mit Gewalttätern. Die gemeinsam vom Innen- und Bildungsdepartement ausgearbeiteten Massnahmen orientierten sich an der Roadmap von Bund und anderen Kantonen.
Der Aargau hat gemäss Mirjam von Felten, Leiterin der kantonalen Fachstelle Häusliche Gewalt, bereits namhafte Anstrengungen unternommen. Es gehe um die Vernetzung der involvierten Behörden und Fachstellen, den Aufbau eines Bedrohungsmanagements sowie um die Erweiterung polizeilicher Massnahmen.
Die Arbeit mit gewalttätigen Personen ist auch wichtig
Der Kanton Aargau verstärkt mit dem Massnahmenplan auch die Arbeit mit gewalttätigen Personen. Seit 2009 haben Gewalttäter die Möglichkeit, das Lernprogramm des Kantons Basel-Landschaft in Liestal oder eine Gewaltberatung bei der Anlaufstelle gegen häusliche Gewalt in Aarau zu absolvieren. Mit der Schaffung eines eigenen Angebots kann das Lernprogramm auch im Aargau besucht werden.
Jeden Tag interveniert die Polizei im Aargau gemäss Kantonsangaben rund sechs Mal wegen häuslicher Gewalt. 2021 wurden 567 Strafanzeigen wegen Gewalt in Ehe, Partnerschaft oder Familie erstattet.
Es gab zwei vollendete und fünf versuchte Tötungsdelikte. Trotz der intensiven Arbeit von Polizei und anderen öffentlichen und privaten Stellen bleibe häusliche Gewalt ein gravierendes gesellschaftliches Phänomen, hiess es. Die Gewalt verursache bei den Opfern und ihren Angehörigen grosses Leid und hohe gesellschaftliche Folgekosten.