Kanton Basel-Stadt will Lehrer zu Mehrarbeit verpflichten können
Das Basler Erziehungsdepartement will Lehrer neu verpflichten, 20 Prozent mehr oder weniger bei gleichem Lohn arbeiten zu können. Diese wehren sich.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Basler Lehrerinnen und Lehrer haben einen gewaltigen Überstunden-Berg angehäuft.
- Das Erziehungsdepartement will diesen reduzieren, indem Pensen flexibler angepasst werden.
- Lehrer sollen so zu bis zu 20 Prozent Arbeit mehr oder weniger verpflichtet werden können.
Landauf, landab suchen Schulbehörden verzweifelt nach Lehrkräften. Wenig betroffen davon war der Kanton Basel-Stadt. Doch Lehrerinnen und Lehrer haben dort mit Überstunden trotzdem ein Lektionenguthaben von insgesamt rund 54 Millionen Franken angehäuft.
Das ist dem Erziehungsdepartement zu viel: Die Schulleitungen sollen darum mehr Kompetenzen erhalten, um die Pensen ihrer Lehrer flexibler zu gestalten. Sie sollen vorübergehend dazu verpflichtet werden können, «den vertraglich festgelegten Beschäftigungsgrad um maximal 20 Prozent zu über- oder unterschreiten».
Zu Überstunden verpflichten, um sie abzubauen?
Das Erziehungsdepartement will damit nach eigenen Angaben eigentlich vordergründig die bestehenden Lektionen- und Ferienguthaben reduzieren. Das heisst es in einem Schreiben an die Gewerkschaft, über das die «Baz» berichtet.
In der Region löst die Ankündigung aber trootzdem grossen Protest aus. Denn warum soll jemand auch zu 20 Prozent Mehrarbeit verpflichtet werden können, wenn es darum gehen soll, Überstunden abzubauen.

Der Lehrerverband VPOD nennt die Idee «absurd» und malt den Teufel sogleich an die Wand: «Auch 120-Prozent-Pensen wären so möglich, und zwar bei gleichem Lohn», warnt er seine Mitglieder.
«Da es keine klaren Voraussetzungen gibt, wann eine solche Anpassung zulässig ist, wärt ihr oftmals willkürlichen Entscheiden der Schulleitung ausgeliefert.»
Beruf und Familie so nur schwer vereinbar
Im «Bajour» klagen mehrere Lehrerinnen, diese Unsicherheit würde auch bei Teilzeit-Pensen Beruf und Familie nur noch schwer vereinbar machen. «Mit so einer grossen Schwankung ist es schwer, die Kinderbetreuung zu sichern. Kitas sind überfüllt, und es gibt längere Wartezeiten», warnt eine.
«Wir müssen unser Leben opfern für eine Fehlplanung der Schulleitung, die in einem Berg an Überstunden resultierte», sagt eine andere. Das Erziehungsdepartement will sich zu den negativen Reaktionen vorerst nicht äussern, bis das Konsultationsverfahren abgeschlossen ist.