«Kaufe kein Fleisch mehr»: Aargauer über Strompreis-Explosion
In Laufenburg AG ist der Strompreis um das Vierfache angestiegen. Eine Nau.ch-Strassenumfrage zeigt: Die Bevölkerung ist sauer und muss jetzt sparen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Strompreis in Laufenburg AG ist in einem Jahr um das Vierfache angestiegen.
- Ein Einwohner findet in der Nau.ch-Strassenumfrage klare Worte: «Es ist eine Frechheit.»
- In Gaiserwald SG sind die Strompreise noch höher.
- Dort gibt es deshalb ein «Härtefallprogramm für Menschen mit wenig Einkommen».
In Laufenburg AG ist der Strompreis innerhalb eines Jahres um fast das Vierfache angestiegen. Einerseits ist der Ukraine-Krieg schuld daran. Andererseits hat die Gemeinde einen unglücklichen Zeitpunkt zum Strom-Einkauf gewählt.
Die Einwohnerinnen und Einwohner der 3200-Seelen-Gemeinde sind in der Nau.ch-Strassenumfrage dementsprechend sauer. «Ich finde es eine Frechheit, dass man das ganze so verschlafen hat. Man hat es ja kommen sehen, dass die Strompreise in die Höhe gehen», wettert Alfred.
Auf ihn würden nun viele Kosten zukommen. «Ich streiche jetzt halt meine Ferien, damit ich die Kosten bezahlen kann. Das ist verrückt», sagt er weiter. Er habe sich sogar schon überlegt, sein Haus zu verkaufen oder wegzuziehen.
Abstriche bei den Ferien muss auch Elisabeth machen. Sie werde diese wieder zuhause verbringen, weniger ausgeben und weniger lange.
Yvette meint ernüchtert: «Es ist jetzt halt so. Was will man da machen. Es wird einfach kommuniziert – Schluss aus. Und wir zahlen dann.»
Sie spare als erstes beim Essen, meint Yvette. «Ganz einfach: Kein Fleisch mehr, nicht mehr ins Café und auch der Restaurant-Besuch fällt nun weg», so die Rentnerin. «Ich habe gerade die Stromrechnung erhalten. Das ist Wahnsinn.»
Eine Strompreissubventionierung gebe es laut dem Stadtammann für die Einwohnerinnen und Einwohner nicht. Aber: «Man kann sich bei Zahlungsschwierigkeiten bei der Gemeinde melden. Die Leute, die wirklich Schwierigkeiten haben, die Rechnungen zu bezahlen, sollen mit uns Kontakt aufnehmen. Da lässt sich schon etwas machen.»
Eine positive Entwicklung hat der hohe Strompreis für Laufenburg AG dennoch: Er hat für einen regelrechten Solarboom gesorgt.
«Härtefallprogramm für Menschen mit wenig Einkommen»
Übrigens: Der Fall Laufenburg AG ist bei weitem nicht der schlimmste. Während man hier laut der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom pro Kilowattstunde 47,1 Rappen zahlt, geht es noch teurer: In Gaiserwald SG blecht man pro Kilowattstunde satte 58,76 Rappen!
«Für das Jahr 2024 wird der Gemeinderat über die neue Tarifierung entscheiden. Der aktuelle Tarif läuft per Ende Jahr aus», so Gaiserwald-Gemeindepräsident Boris Tschirky zu Nau.ch.
Der hohe Strompreis für das Jahr 2023 habe 2022 verständlicherweise hohe Wellen geschlagen. «Darum wurden Massnahmen für das laufende Jahr getroffen», so Tschirky weiter.
«Wir schafften ein Härtefallprogramm für Menschen mit wenig Einkommen. Auch an Unternehmen gingen Mittel. Wir gewährten auf der Stromrechnung eine Gutschrift. Der Strompreis, der ursprünglich kommuniziert wurde, wurde somit nicht so abgerechnet.»
Gleich wie in Laufenburg AG seien auch in Gaiserwald SG «die Gesuche für Solaranlagen massiv gestiegen».
Mit Hinblick auf den Strompreis lebt am günstigsten, wer in Zwischenbergen VS wohnt. Hier werden gerade mal 8,49 Rappen fällig.