Kinder spielen jetzt SBB-Schwarzfahrer
Wie die Grossen! In einem SBB-Zug stellen zwei Kinder einen Schwarzfahrer nach, der sich zwischen zwei Abteilen versteckt hat.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Schwarzfahrer hat für Aufsehen gesorgt, als er sich zwischen zwei Abteilen versteckte.
- Jetzt spielen Kinder den Fall im Zug nach.
- Eindrücke spielerisch zu verarbeiten, ist für Kinder sehr wichtig, meint die Expertin.
Er ist der wohl frechste Schwarzfahrer der Schweiz: Kürzlich hat sich ein junger Mann vor der SBB-Billett-Kontrolle versteckt. Mit einem Trick: Er quetschte sich in den Zwischenraum von zwei Viererreihen auf den Boden. Nur seine weissen Sneakers schauten raus.
Verraten hat ihn offenbar keiner. «Bajour»-Junior-Redaktor David Rutschmann postete das Foto und schrieb: «Glück gehabt, Bro.» Das Bild machte auf X die Runde, und Nau.ch berichtete darüber.
Und jetzt das: Kinder spielen im Zug genau so den Schwarzfahrer nach.
In einer Zürcher S-Bahn kriechen ein Bueb und ein Meitli kichernd in denselben Zwischenraum. Das Meitli ruft seinem Vater zu: «Es hat sich mal ein Mann hier versteckt. Schau, das kann ich auch!» Der Bub macht es ihr nach und kriecht rückwärts in die gegenüberliegende Lücke.
Der Vater muss lachen, auch andere Reisende schmunzeln.
Welche Wirkung haben solche Vorbilder aus den Medien auf Kinder?
«Es kann sein, dass Kinder etwas aus den Medien aufnehmen. Oft geht es aber schnell wieder vergessen», sagt Ruth Lehner dazu. Sie ist Bereichsleiterin Spiel am Institut Frühe Bildung 0 bis 8 der Pädagogischen Hochschule St. Gallen.
Wenn mit den Kleinen darüber gesprochen werde oder sie es direkt miterleben, habe dies eine nachhaltigere Wirkung auf sie. Aber: «Jedes Kind geht anders mit solchen Eindrücken um und setzt sich unterschiedlich intensiv damit auseinander.»
Expertin: «So tun als ob, ist für Kinder sehr wichtig»
In diesem Fall spielten die Kinder unerwünschtes Verhalten nach – sollten die Eltern hier nicht intervenieren? Im Spiel verarbeiten die Kinder Abläufe aus Alltagssituationen, Medieninhalte und eigene Fantasien, so die Expertin.
«Das ‹So tun als ob› ist besonders im Alter zwischen vier und acht Jahren sehr wichtig. Etwas nachzuspielen, was man in Wirklichkeit nicht darf, hat einen besonderen Reiz – es hat im Spiel keine Konsequenzen.»
Drum rät die Expertin: Solange niemand gefährdet werde, sollten die Eltern das Rollenspiel laufen lassen und beobachten. «Nach Spielende ist es aber sinnvoll, ihnen im Gespräch aufzuzeigen, weshalb die gespielte Handlung nicht erlaubt ist. Für die moralische Entwicklung und die Einhaltung von Normen ist dies zentral.»