«Kran-Gaffer von Oerlikon hätten bei Sprung weitergefilmt»
Der Kran-Kletterer von Zürich ist gerettet, das Spektakel zog Schaulustige an. Dass Gaffer immer rücksichtsloser werden, habe auch mit Social Media zu tun.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Mann hatte sich von Montagabend bis Dienstagvormittag auf einem Kran verschanzt.
- Bilder auf sozialen Medien zeigen etliche Schaulustige, die dem Mann zugesehen haben.
- «Wir neigen zur Neugier auf Gewalt, Leid und Tod», erklärt Experte Marko Kovic.
Der Mann, der am Montagabend auf einen Kran in Zürich-Oerlikon kletterte, konnte gerettet werden. Heute Mittag wurde er von den zahlreich ausgerückten Einsatzkräften sicher aus der Höhe hinunterbegleitet. Es gab ein grosses Aufatmen!
Das Spektakel, dessen Ausgang bis zuletzt nicht absehbar war, zog auch zahlreiche Schaulustige und Gaffer an. Gegen 50 Leute filmten den Kran-Besetzer, bei dem es sich gemäss einem «Blick»-Bericht um einen 34-jährigen Portugiesen handelt, mit ihren Smartphones. Sie sahen, wie der Mann zwei Brände legte und Gegenstände in die Tiefe warf.
Kovic: «Wir neigen zur Neugier auf Gewalt, Leid und Tod»
Die Schaulustigen nahmen dabei auch in Kauf, Zeuge eines möglichen Absturzes des Mannes auf dem Kran zu werden. Sozialpsychologe Marko Kovic überrascht das wenig: «Alle Menschen neigen ein Stück weit zur Neugier auf Gewalt, Leid und Tod», sagt er zu Nau.ch.
Zudem verhalte es sich wie mit dem altbekannten Gafferstau auf der Autobahn. «Wenn wir sehen, dass eine Menschenmenge etwas begafft, wollen wir auch mitmachen.»
Nicht geholfen habe hier die Tatsache, dass sich die Szenen mitten in Zürich abspielten. Der Polizeieinsatz und die Menschenmenge zogen immer mehr Menschen an. Die meisten Personen seien «zufällige Gaffer» gewesen, «die das potenziell blutige Spektakel spannend fanden».
Social Media macht uns zu Gaffern
Kovic glaubt nicht, dass viele Leute der Leute weggeschaut hätten, wenn der Mann gesprungen wäre. «Ich gehe davon aus, dass viele Leute weitergefilmt hätten».
Daran habe Social Media eine Mitschuld: «Wir sind darauf konditioniert, möglichst krasse Inhalte zu filmen und zu fotografieren, in der Hoffnung, dass sie danach viral gehen.»
Illegal ist das Gaffen nicht, solange man nicht die Einsatzkräfte damit behindert. Dies sei hier nicht der Fall gewesen, bestätigte die Zürcher Stadtpolizei zuvor auf Anfrage.
Für Kovic ist klar: «Hier gilt einmal mehr die Regel: Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch richtig.»