Kriminalprävention lanciert Kampagne gegen Liebesbetrug im Internet
Im März starten die Schweizerische Kriminalprävention und die Polizei eine Kampagne gegen Liebesbetrug im Internet.

Unter dem Titel «Romance Scam. Wahre Liebe kostet nicht» lancieren die Schweizerische Kriminalprävention und die kantonalen und städtischen Polizeikorps Anfang März eine Kampagne gegen Liebesbetrug im Internet. Die wichtigste Regel sei, kein Geld zu überweisen.
Dies sei auch der Fall, wenn jemand vermeintlich in einer Notlage stecke, hiess es am Donnerstag in Bern vor den Medien. Jährlich würden schweizweit rund 700 Anzeigen im Zusammenhang mit Liebesbetrug eingereicht, die Dunkelziffer sei aber rund 20-mal höher.
Tiefe emotionale Wunden und ein grosses Schamgefühl seien der Grund, dass viele Delikte zu «Romance Scam» nicht zur Anzeige gelangen würden, sagte Fabian Ilg, Geschäftsleiter der Schweizerischen Kriminalprävention (SKP). Viele Betroffene hielten auch an ihrer Hoffnung an die grossen Liebe fest und wollten den Betrug lange nicht wahrhaben.
Einsamkeit sei bei den Betroffenen ein grosses Thema, sagte Patrick Marty von der Kantonspolizei Aargau. Allein in diesem Kanton habe es letztes Jahr rund 60 Anzeigen mit einer Deliktsumme von etwa drei Millionen Franken gegeben. Zu diskutieren gebe auch die Opferverantwortung. Dies beinhalte eine rechtliche Dimension, wenn man sich zum Beispiel grobfahrlässig verhalte, indem man Geld überweise.
Liebesbetrug im Internet
Opfer seien meist alleinstehende Frauen im mittleren Alter, die mittels einer Online-Kontaktanfrage von den Betrügern per Zufall kontaktiert würden, hiess es weiter. Die Täterschaft schaffe zuerst eine emotionale Abhängigkeit und nutze dann die Hilfsbereitschaft der Zufallsopfer aus.
Das Vertrauensverhältnis werde über Wochen oder Monate aufgebaut, sagte Serdar Günal Rütsche, Leiter der Cybercrime-Abteilung der Kantonspolizei Zürich. Dann folge die vermeintliche tragische Notlage, sozusagen ein Schockmoment für das verliebte Opfer, das glaube, die geliebte Person sei krank, in einen Unfall verwickelt, müsse ins Gefängnis oder ähnliches. Dies werde auch mit Bildern dokumentiert.
In diesem Fall sei es wichtig, sofort den Kontakt abzubrechen und auch Freunde und Familie zu informieren, denn diese würden ebenfalls von den Tätern angeschrieben. Warnsignale solle man ernst nehmen, zum Beispiel, dass es nicht zu einem persönlichen Treffen komme.
Sei es aber zu einer Geldüberweisung gekommen, zum Beispiel via sogenannte «Money Mules» in der Schweiz, müsse man möglichst schnell Anzeige erstatten, sonst sei das Geld rasch verloren. Im Weiteren müsse man in so einem Fall seine «Digitale Identität richtig aufräumen», neue E-Mail-Adressen anlegen, aber auch Profile auf Social Media.
Betrüger manipulieren Emotionen und brechen Beziehungen ab
Kein Geld zu überweisen, könne eine Herausforderung sein, hiess es weiter. Dies sei aber schwierig, denn die Betrügerinnen und Betrüger manipulierten gezielt Emotionen wie Liebe, Mitgefühl und Loyalität. Wer kein Geld bezahle, werde schneller in Ruhe gelassen. Die Beziehung breche so ab, bevor sie einen wichtigen Platz im Leben der Betroffenen einnehme und viel Leid verursache.
Über 90 Prozent der Täter seien Männer, viele davon sässen in Cybercafés in Westafrika, meist Nigeria, aber auch in Asien, zum Beispiel in Myanmar und Grenzregionen Thailands.
Nach Angaben des Instituts zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität in Neuenburg arbeiten die Betrügerinnen und Betrüger international, mit klaren Vorgaben und teilweise sogar festen Arbeitszeiten. Mithilfe von künstlicher Intelligenz schafften sie es, auch Sprachbarrieren zu überwinden und glaubwürdig zu wirken.
Jeder könne auf so eine Masche hereinfallen, hiess es weiter. Mit Videos, Social Media-Posts und einer Webseite wollen die SKP und die Polizeikorps deshalb die Vorgehensweisen der Täterschaft erklären und auch die Auswirkungen auf die Betroffenen aufzeigen. Die Kampagne läuft bis im Mai.
www.romance-scam.ch