Kriminologe: «Polizisten wäre nur der Rückzug geblieben»
Das Wichtigste in Kürze
- Beim Rocker-Prozess in Bern kam es zu Gewalt und Tumulten.
- Die Biker sind gegenüber der Polizei in Überzahl, auch dank Unterstützung aus dem Ausland.
- Der Polizei würde im Eskalationsfall oftmals nur der Rückzug übrigbleiben.
Die erste Woche im Rocker-Prozess in Bern ist geschafft! Das gilt auch für die vielen Polizisten, die im Einsatz waren.
Wild zu und her ging es vor allem Anfang der Woche. Als die Hells Angels, Bandidos und Broncos vor dem Amtshaus aufmarschierten.
Die verfeindeten Biker-Gangs bewarfen sich mit Steinen. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein.
Kriminologe: «Polizisten wäre nur der Rückzug geblieben»
Auch für die Beamten gab es brenzlige Situationen, wie Nau.ch von einem Berner Polizisten, der im Einsatz war, erfahren hat.
Er schildert, dass er erstmals in seiner Zeit bei den Gesetzeshütern Angst hatte. Vor allem, weil die Rocker zeitweise massiv in Überzahl gewesen seien.
«Im Zweifelsfall wäre den Polizisten nur der Rückzug geblieben», erklärt auch Kriminologe Dirk Baier von der ZHAW. Auf Seiten der Rocker wäre das aber «als grosser Erfolg gefeiert worden».
Grundsätzlich habe die Polizei keine Angst vor solchen Einsätzen. In «spezifischen» Fällen könne das aber vorkommen: «Weil man anscheinend zahlenmässig deutlich unterlegen war und weil das Gegenüber sich sehr aggressiv darstellte.»
Rocker erhalten Unterstützung aus dem Ausland
Bei Rockern gelte es zu beachten, «dass sie meist in der Gruppe auftreten und so schnell eine Überzahl haben». Dazu müsse man davon ausgehen, dass es sich um bewaffnete Individuen handle, erklärt der Kriminologe.
Dass in Bern auch ausländische Mitglieder der Rocker-Gruppen aufkreuzten, bringt laut Baier ebenfalls eine Gefahr mit sich. «Es steigt dadurch die Grösse der Gruppe.»
Und je grösser die Gruppe sei, desto eher komme es zur Eskalation, so der Kriminologe. «Weil man sich in einer grösseren Gruppe immer stärker fühlt.»
Kapo Bern: «Eigenschutz hat oberste Priorität»
Die Berner Kantonspolizei betont auf Nachfrage von Nau.ch, dass «der Eigenschutz und die Sicherheit jedes einzelnen Mitarbeiters oberste Priorität» hat. Die Beamten würden «bei allen grösseren Einsätzen» über «mögliche Gefahren, Verhaltensanweisungen, aber auch Absichten» informiert.
«Falls sich Mitarbeitende aus persönlichen Gründen nicht in der Lage fühlen oder Bedenken äussern, nehmen wir diese ernst. Und versuchen, eine gemeinsame Lösung zu finden», sagt Mediensprecherin Isabelle Wüthrich.