Kritischer Zustand: 40 Schweizer Brücken müssen rasch saniert werden
Ein Bericht des Bundesamts für Strassen (Astra) zeigt: Ein Prozent der Brücken in der Schweiz wies im vergangenen Jahr Bauteile in kritischem Zustand auf.
Das Wichtigste in Kürze
- 40 Brücken in der Schweiz sind sanierungsbedürftig.
- Einige ihrer Bauteile müssen in den nächsten zwei Jahren ausgebessert werden.
Nach dem Einsturz der Autobahn-Brücke in Genua (IT) stellt sich die Frage, wie stabil und sicher die Brücken in der Schweiz sind. Allzu schlecht sieht es zwar nicht aus, aber dennoch sind bei 40 Brücken in der Schweiz Bauteile in einem kritischen Zustand. Das betrifft ein Prozent aller Schweizer Brücken.
Bauteile müssen saniert werden
Dies bedeutet, dass die Bauteile der betroffenen Brücken rasch saniert werden müssen. Wie der «SonntagsBlick» berichtet, muss dies spätestens innerhalb zweier Jahre geschehen. Das zeigt ein Blick in den Bericht des Bundesamts für Strassen zum Zustand zentraler Bauwerke, der im September veröffentlicht wird.
Ein Beispiel ist die Verbindungsbrücke zwischen Fully und Saxon im Unterwallis. An einigen Stellen gibt es kaputte Übergänge. Bei mehreren Betonpfeilern mussten Korrosionsschäden festgestellt werden und die Brücke weist sogenannte Ausblühungen auf. Das ist ein Zeichen dafür, dass Wasser in das Bauwerk eingetreten ist. Das 260 Meter lange Bauwerk aus den 70-er Jahren war 2014 geprüft worden.
Zahl rückläufig
Wie Jürg Röthlisberger, Direktor des Astra gegenüber dem «Sonntagsblick» erklärt, befindet sich jedoch kein Bauwerk in der Schweiz in einem alarmierenden Zustand. Wäre dies der Fall, würde das Bauwerk sofort gesperrt und die Sanierung unmittelbar gestartet.
Insgesamt ist die Zahl der zu sanierenden Objekte sogar rückläufig, wie der Astra-Bericht zeigt. 2016 befanden sich noch 69 Bauwerke in einem kritischen Zustand.
Kosten werden massiv steigen
Beim Unterhalt von Brücken zeichnen sich für die nächsten Jahre nicht nur im Ausland, sondern auch in der Schweiz hohe Investitionen ab. «Auch hierzulande sind die meisten Infrastrukturbauwerke einige Jahrzehnte alt. Entsprechend wird der Sanierungsbedarf in den nächsten Jahren steigen», sagt Ueli Angst, Professor am Institut für Baustoffe der ETH Zürich zur «NZZ am Sonntag».
Er schätzt, dass sich die Kosten für die Sanierung von Schweizer Autobahnbrücken in den nächsten 30 Jahren verdoppeln bis vervierfachen werden.
Tiefe Veränderungen bleiben nach Katastrophen aus
Der Brückeneinsturz von Genua wird wohl zu keinen grossen Veränderungen führen. Katastrophen wie diese bringen nach Ansicht des Katastrophenforschers Martin Voss selten tiefgreifende Veränderungen. «Im Allgemeinen kann man sagen: Es läuft nach fünf Jahren alles wieder so, wie es immer schon war», sagte der Leiter der Katastrophenforschungsstelle an der Freien Universität Berlin der Deutschen Presse-Agentur.
Nach einem medialen Aufschrei und der Suche nach Ursachen und Schuldigen verschwänden Katastrophen normalerweise schon nach wenigen Wochen und Monaten aus der zentralen Aufmerksamkeit.