Künstliche Intelligenz: Schweiz-Unis halten an Bachelorarbeiten fest
Eine Prager Universität will die Bachelorarbeit abschaffen – die Künstliche Intelligenz bringt vermehrt Betrugs-Sorgen. In der Schweiz geht man anders damit um.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Künstliche Intelligenz zwingt die Universitäten dazu, ihren Unterricht zu überdenken.
- In Tschechien plant man bereits die Abschaffung der klassischen Bachelorarbeit.
- In der Schweiz soll die grosse Revolution dagegen ausbleiben.
Die Bachelorarbeit gilt als Höhepunkt des Studiums – das Verfassen ist oft mit viel Aufwand verbunden. Umso grösser scheint in der heutigen Zeit die Versuchung, einfach die Künstliche Intelligenz schreiben zu lassen.
Das ist natürlich nicht erlaubt und stellt die Universitäten vor neue Herausforderungen. Eine Hochschule in Tschechien will nun durchgreifen und die traditionellen Bachelorarbeiten abschaffen. Zu gross ist die Angst vor grossflächigem KI-Bschiss!
Doch wie sieht es hierzulande aus? Nau.ch hat bei Schweizer Unis nachgefragt, ob eine solche Massnahme bei ihnen ebenfalls denkbar ist.
Künstliche Intelligenz sorgt für neue Bewertungs-Kriterien
Die Universität St.Gallen winkt ab. «Aktuell herrscht Einigkeit darüber, dass schriftliche Arbeiten weiterhin eine zentrale Rolle in der akademischen Ausbildung einnehmen werden», heisst es.
Die Künstliche Intelligenz dürfte aber laut der Uni St.Gallen den Prozess verändern – so könnten in Zukunft andere Kriterien bei der Bewertung wichtiger werden. Konkret wird beispielsweise ein guter Schreibstil mit KI fast schon vorausgesetzt.
Andere Dinge, die Künstliche Intelligenz nicht kann, wie die Interpretation von Forschungsergebnissen, fliessen dann eher mit ein. Die Verwendung von KI sei nicht verboten, aber muss transparent angegeben werden.
Die neue Software sei bereits verbreitet, wie die Universität weiter schreibt: «Wir stellen eine Zunahme fest, was bedeutet, dass die Technologie von den Studierenden akzeptiert und auch eingesetzt wird.» Dass aber ganze Texte für wissenschaftliche Arbeiten damit erstellt werden, sei «äusserst selten». Denn letztlich ist die Qualität von solchen KI-Texten oft schlicht und einfach nicht gut genug.
Erkennen kann man KI-generierte Inhalte mit einem KI-Scanner, der laut den Angaben aus St.Gallen zu 98 Prozent valide Resultate liefert und dessen Einsatz sich bewährt hat. Oftmals würden solche KI-Inhalte aber auch offensichtliche Mängel aufweisen. Beispielsweise wird falsch, beziehungsweise gar nicht, zitiert oder auf nicht mehr existierende Quellen Bezug genommen.
Bisher kein unerlaubter Einsatz bei Abschlussarbeiten in Bern
Die Universität Bern betont, dass man in Bezug auf Künstliche Intelligenz «eine offene Strategie» verfolge. Unter anderem sollen Dozierende damit «experimentieren» und das Thema aktiv im Unterricht ansprechen. Es sei klar, dass die KI längerfristig eine Veränderung der traditionellen Leistungskontrollen mit sich bringen werde.
Allerdings heisst es auch in der Bundeshauptstadt: «Gegenwärtig ist es nicht geplant, Bachelorarbeiten oder andere schriftliche Abschlussarbeiten abzuschaffen.»
Bei Bachelor- oder Masterarbeiten ist der Uni Bern bisher kein Fall eines unerlaubten KI-Einsatzes bekannt. Einzig bei einer Seminararbeit erhielt eine Person einmal einen Verweis wegen eines solchen Plagiats.
Auch für die Universität Zürich ist klar: «Die Abschaffung der schriftlichen Qualifikationsarbeiten steht nicht zur Debatte.» Und in Basel hält man ebenfalls an den Arbeiten fest und will KI nicht grundsätzlich verbieten.
An der Fakultät für Betriebswirtschaft der Wirtschaftsuniversität in Prag soll die Bachelorarbeit praxisorientierter werden. Laut dem Dekan Jiri Hnilica soll so mit Blick auf KI und Ghostwriter-Agenturen die Anfälligkeit für Plagiate reduziert werden. Gleichzeitig können die Studierenden auf diese Art auch nützliche Erfahrungen für das Berufsleben sammeln.