Laut OECD: Schweiz gut in Krisenbewältigung
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat die Schweiz in Sachen Krisenbewältigung gut bewertet.
Das Wichtigste in Kürze
- Die OECD stellt der Schweiz ein gutes Zeugnis für die Krisenbewältigung aus.
- Sie sieht jedoch Reformbedarf in der Altersvorsorge und im Binnenmarkt.
Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stellt der Schweiz ein gutes Zeugnis für die Krisenbewältigung aus. Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat sie nach Einschätzung der Industrieländerorganisation angemessen und effektiv reagiert. Reformbedarf und Verbesserungspotential sieht die OECD in der Altersvorsorge und beim Arbeitsmarkt.
Die Schweizer Wirtschaft habe sich in der Corona-Pandemie als relativ widerstandsfähig erwiesen, erklärte die OECD am Donnerstag. Global wettbewerbsfähige Unternehmen und hochqualifizierte Arbeitskräfte hätten die negativen Auswirkungen der Pandemiebekämpfungsmassnahmen gemildert. Auch eine geringe Abhängigkeit vom Gastgewerbe und der Unterhaltungsbranche konnten dazu beitragen.
Die Behörden hätten auch rasch grosszügige Unterstützung gewährt, um Einkommen und Liquidität aufrechtzuerhalten. Das hohe Vertrauen in die Regierung und das hocheffiziente Gesundheitssystem haben weniger strenge Abriegelungen ermöglicht.
Die OECD sieht Reformbedarf in der Altersvorsorge
Die Ausweitung der Kurzarbeitergeldregelung während der Pandemie habe zudem viele Arbeitnehmer wie auch Unternehmen geschützt, so die OECD weiter. Sie rät gleichzeitig, das Kurzarbeitsregime wieder zurückzufahren, sobald die meisten Pandemiebeschränkungen aufgehoben sind. Die fiskalische Unterstützung solle auf die am stärksten betroffenen und gefährdeten Sektoren beschränkt werden. Denn während einer Erholungsphase mache das Instrument den Arbeitsmarkt unflexibel.
Grösseren Reformbedarf sieht die Organisation hingegen in der Altersvorsorge. «Eine grundlegende Rentenreform ist überfällig», heisst es im Bericht. Konkret empfiehlt die OECD der Schweiz etwa, das ordentliche Rentenalter der steigenden Lebenserwartung anzupassen. Sie empfehlen zudem Erwerbsanreize im Steuersystem zu stärken und den Zugang zu familienexterner Kinderbetreuung zu verbessern.
Defizite sieht die OECD auch im Binnenmarkt. Hier bestünden nach wie vor Hindernisse für einen freien und offenen Wettbewerb. So werde der Wettbewerb auf dem heimischen Markt nach wie vor über die Kantonsgrenzen hinweg behindert. Der Verwaltungsaufwand für Neugründungen sei zudem höher als bei den OECD-Spitzenreitern und Handelsstreitigkeiten nehme viel Zeit in Anspruch.
«Ich bin sehr zuversichtlich»
Grundsätzlich zeichnet die OECD aber ein sehr optimistisches Bild. «Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Schweiz auf der Höhe ist für die Herausforderungen der Zukunft», so Corman. Bundesrat und Wirtschaftsminister Guy Parmelin zeigte sich an der Medienkonferenz denn auch erfreut. «Die positive Aussensicht zeigt uns, dass wir auf einem guten Weg sind», meinte er.
Im Zusammenhang mit dem Länderbericht hat die OECD auch ihre BIP-Prognosen für die Schweiz leicht angepasst. Sie erwartet für das laufende Jahr ein reales Wachstum von 3,0 Prozent und für 2023 von 1,8 Prozent. Auch die Inflation dürfte gedämpft bleiben. Nach einem Anstieg um 0,6 Prozent dürfte die Teuerung in diesem Jahr wieder auf 1,1 Prozent steigen.