Lehrerverband: Kinder «so gut wie möglich» vor Coronavirus geschützt
Eine Virologin warnt vor der Verharmlosung des Coronavirus bei Kindern. Sind sie in den Schulen genügend vor der Erkrankung geschützt?
Das Wichtigste in Kürze
- Das BAG will Kinder unter 12 Jahren nicht auf das Coronavirus testen.
- Eine Virologin kritisiert die Strategie – das BAG unterschätze die Gefahr.
- Die oberste Lehrerin sieht die Kinder «so gut wie möglich geschützt».
Eigentlich verfolgt das Bundesamt für Gesundheit BAG die Strategie, alle zu testen, die Symptome des Coronavirus aufweisen. Nur nicht Kinder – eine Virologin fürchtet, dass das Vorgehen die Dichtmachung von Schulen zur Folge haben könnte. Sind die Schüler und ihre Angehörigen genügend geschützt?
Auf die Frage, welches Vorgehen gilt, wenn ein Schüler Corona-positiv ist, verweist die oberste Lehrerin Dagmar Rösler auf den Bund.
Schulkinder gelten nach BAG nicht als «enge Kontakte»
Bei einem positiven Bescheid informieren die Behörden Personen, die mit dem oder der Infizierten in Kontakt standen, über das Testergebnis. Auch für sie wird im Anschluss eine Quarantäne verordnet.
Nur: Das Miteinander der Kinder im schulischen Setting der Volksschule wird vom BAG nicht als «enger Kontakt» definiert. Erst, wenn gehäufte Infektionen in einer Schule festgestellt werden, wird eine Quarantäne verordnet.
«Dann werden auch Vorkehrungen getroffen, wie definierte Gruppen innerhalb der Schule voneinander getrennt werden können», schreibt das BAG. So soll das weitere Auftreten von Fällen verhindert werden.
Kinder laut Studie als Überträger für das Coronavirus geeignet
Die Ansteckung eines Kindes mit dem Coronavirus wird also bei weitem nicht so gefährlich angesehen wie jene eines Erwachsenen. Dabei zeigt eine Untersuchung der Kinderklinik Genf: Kleinkinder erfüllen alle biologischen Kriterien, um das Virus zu übertragen – also auch an andere Kinder und Risikopatienten.
Isabella Eckerle hält die Strategie des BAG, symptomatische Kinder unter 12 Jahren nicht testen zu lassen, für falsch. Die Virologin wirkte selbst an der Studie mit.
Schulen setzen auf intensives Lüften
Neue Erkenntnisse gibt es auch bezüglich der Infektionen durch Tröpfchen: Es gibt immer Erkenntnisse darüber, dass das Coronavirus primär über die Luft übertragen wird. Deshalb werde in den Schulen das Lüften sehr ernst genommen. So beschwichtigt Dagmar Rösler, Präsidentin des Dachverbands der Lehrerinnen und Lehrer LCH.
«Wann immer möglich stehen alle Türen und Fenster offen, auch während des Unterrichts.» Das sei aufgrund der erhöhten Lärmbelastung lediglich in städtischen Gebieten etwas schwierig. Doch der Lehrer-Dachverband sieht sich gerüstet: «In neueren Bauten bestehen auch integrierte Lüftungen, die hier helfen.»
In Situationen, in denen nicht zufriedenstellend gelüftet werden könne, «empfiehlt der LCH, CO2-Messgeräte in den Schulräumen einzurichten.»
Oberste Lehrerin: «Kinder so gut wie möglich geschützt»
Trotzdem könnten gewisse Eltern ihre Kinder in der Schule derzeit zu wenig sicher währen. Auch wenn ihr bislang keine konkreten Fälle bekannt sind, ist Rösler überzeugt: «Das wird es bestimmt geben.»
Sie relativiert aber: «Die Schulen nehmen die Hygiene- und Schutzmassnahmen sehr ernst.» Die Kinder und Jugendlichen würden so gut wie möglich geschützt. «Und das wissen die Eltern ja auch.»