Coronavirus: So wird richtiges Lüften zur Waffe
Immer mehr Indizien deuten darauf hin, dass das Coronavirus primär über die Luft übertragen wird. Doch wie kann man beurteilen, ob die Raumluft keimfrei ist?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Tröpfcheninfektion wurde mittlerweile als primärer Corona-Übertragungsweg erkannt.
- Gegen die Tröpfcheninfektion in der Schule oder im Büro hilft regelmässiges Lüften.
- Eine CO2-Ampel kann dabei helfen, zu entscheiden, wann gelüftet werden muss.
Mittlerweile hat die Forschung viele Erkenntnisse über das Coronavirus gewonnen. Zu Beginn glaubte man, die Schmierinfektion, also die Übertragung über kontaminierte Oberflächen, sei der bedeutendste Ansteckungsweg. Doch mittlerweile ist klar, dass die Tröpfcheninfektion bei der Übertragung eine grosse Rolle spielt.
Im Nau.ch-Interview pflichtet Hansjakob Furrer, Infektiologe am Berner Inselspital, den Erkenntnissen bei: Man könne den jüngsten Anstieg rückgängig machen, «wenn wir uns an die Massnahmen halten, die die Tröpfcheninfektion verhindern.» Doch wie verhindert man die Tröpfcheninfektion richtig?
Nicht nur Anhusten ist ein Problem
Dass man Menschen nicht direkt anhustet oder -niest, sollte den meisten schon vor dem Ausbruch des Coronavirus bekannt gewesen sein. Doch damit ist das Problem noch nicht aus der Welt geschafft: Nicht nur die sichtbaren Tröpfchen enthalten Viren-Partikel.
Auch in kleinsten Tröpfchen, den sogenannten Aerosolen, können sich Viren befinden. Die Aerosole stellen gar ein deutlich grösseres Risiko dar: Die Partikel, welche nur wenige tausendstel Millimeter gross sind, sinken aufgrund ihrer Grösse nur sehr langsam zu Boden. Aerosole, die das Coronavirus enthalten, lassen sich auch Stunden nach der Kontaminierung der Luft nachweisen.
Aerosole werden ausserdem nicht nur beim Husten oder Niesen ausgestossen, sondern selbst beim Reden, Singen oder gar beim normalen Atmen. Masken fangen die meisten Tröpfchen auf, können jedoch den Austritt von Aerosolen nicht komplett unterbinden.
Richtig lüften – aber wie geht das?
Seit längerem empfiehlt das BAG daher, gründlich und regelmässig zu lüften: «Wenn sich mehrere Personen im selben Raum aufhalten, kann gründliches und regelmässiges Lüften das Ansteckungsrisiko reduzieren.» Dabei spiele Raumgrösse und Anzahl Personen eine wichtige Rolle: «Je kleiner der Raum ist und je mehr Personen sich darin aufhalten, desto häufiger sollten Sie lüften.»
Wichtig sei ausserdem, keine konstant in eine Richtung blasenden Ventilatoren zu verwenden: Sollte eine Person konstant in der Ventilator-Abluft einer infizierten Person sitzen, kann die Virenkonzentration lokal besonders hoch sein. Klimaanlagen sind nur dann problematisch, wenn sie die Innenluft rezyklieren: Die meisten Klimaanlagen nutzen allerdings Frischluft von aussen, womit sie einen zur Senkung der Konzentration des Coronavirus beitragen.
CO2-Ampel gegen das Coronavirus
Dennoch bleibt es schwierig, den richtigen Moment fürs Lüften zu finden. Gerade in Räumen mit vielen Menschen, beispielsweise in Schulen oder Büros, kann es schnell zum Problem werden. In Deutschland wird daher seit einiger Zeit die Verwendung von CO2-Ampeln diskutiert.
Eine CO2-Ampel ist ein Gerät zur Messung der Kohlendioxid-Konzentration in Räumen. CO2 wird vom Körper produziert und über die Atemluft ausgestossen. Danach verhält es sich ähnlich wie ein Aerosol. Somit ist die CO2-Konzentration ein guter und leicht messbarer indirekter Indikator für die Konzentration von möglicherweise kontaminierten Aerosolen.
Einige Wetterstationen verfügen über die Möglichkeit, die CO2-Konzentration zu messen. Die meisten dieser Geräte verfügen über ein Ampel-System: Beträgt die CO2-Konzentration weniger als 600 ppm (parts per million, Teilchen pro Million), bleibt die Ampel grün. Steigt die Konzentration auf über 1000 ppm, springt die Ampel auf rot – spätestens dann sollte gelüftet werden.
Nicht jede Wetterstation verfügt über die Funktion. Dennoch sind die Geräte nicht besonders teuer: Sie sind ab rund 70 Franken im Handel zu haben. Wer also sichergehen möchte, dass die Raumluft frisch und möglichst wenig kontaminiert bleibt, kann auf eine CO2-Ampel zurückgreifen.