Lernende sind unpünktlicher und unzuverlässiger als vor 100 Jahren
An der Berufsmesse Zürich können Jugendliche Arbeitsluft schnuppern. Über die Jahre soll die Qualität im Berufsalltag nachgelassen haben, so die Lehrmeister.
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Das Wichtigste in Kürze
- Vom 20. bis 24. November findet die Berufsmesse Zürich statt.
- Ein Experte verrät, welche Berufe boomen und worauf die Lehrbetriebe heute achten.
An der Berufsmesse Zürich werden 240 Lehrberufe und Weiterbildungsmöglichkeiten vorgestellt. Noch bis Samstag hat sie ihre Türen für neugierige Teenager geöffnet. Die Berufswahl kann spannend, aber auch belastend sein. So müssen sich schon 13-Jährige mit dem Thema auseinandersetzen.
«Offensichtlich sind viele Jugendliche mit dem beruflichen Alltag überfordert», sagt Thomas Hess vom kantonalen Gewerbeverband im Interview mit der «Zürichsee-Zeitung». Dies sei etwa auf die langen Arbeitstage zurückzuführen. Zudem müssen sich die Pubertierenden unter die Erwachsenen mischen und Verantwortung übernehmen.
Pünktlichkeit und Verlässlichkeit lassen nach
Zunehmende schnelle Veränderungen im Beruf bedingen, dass Lernende flexibel sind. Wie schon vor 100 Jahren sind Verlässlichkeit, Verbindlichkeit, Genauigkeit, Pünktlichkeit und Freundlichkeit zentrale Eigenschaften, über welche die Jugendlichen verfügen sollten.
«Wie man von Lehrmeistern hört, hat die Jugend in diesen Bereichen etwas nachgelassen», sagt Hess. So würden die Ausbildner dem Gewerbeverband oft zurückmelden, dass es bei der Pünktlichkeit und Verlässlichkeit hapere. Betroffen seien vor allem Lernende mit Sek-B- und Sek-C-Abschluss.
KV geniesst noch immer grosse Beliebtheit
Hess betont, wie wichtig es sei, dass Eltern ihre Kinder im Bewerbungsprozess motivieren und unterstützen. Das KV gehört nach wie vor zu den beliebtesten Lehrstellen, genau so wie Fachfrau Gesundheit und Betreuung sowie Informatiker. Hingegen gestalte es sich in klassischen handwerklichen Berufen – «dort wo man sich die Hände schmutzig macht» – schwieriger, die Lehrstellen zu besetzen.
Im Kanton Zürich beträgt die Maturitätsquote 19, 5 Prozent. Diese soll laut Hess auch nicht weiter steigen. Er erklärt: «Die Folgen sieht man im Tessin und in der Waadt, wo die Quote bei 30 Prozent liegt. Dort ist die Jugendarbeitslosigkeit höher als bei uns.»