Immer mehr Hunde beissen zu – für die Opfer kann das schwere Folgen haben. Ein Berner wurde als Kind von einem Hund attackiert. Bis heute hat er Angst.
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Als Kind wird Leser Dario Küffer von einem Hund gebissen. Bis heute hat er Angst vor den Tieren – und wünscht sich mehr Regeln für Halter. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Anzahl der Hundeattacken nimmt in vielen Kantonen zu.
  • Ein Biss kann tödlich enden – sowohl für den Hund selbst als auch für das Opfer.
  • Ein Nau.ch-Leser wurde als Kind gebissen. Er erzählt: «Ich war traumatisiert.»
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Die Zahlen der Deutschschweizer Veterinärämter zeigen: Hundeattacken nehmen zu. Warum es mehr Angriffe gibt, ist unklar. Eine Expertin sieht nicht nur die Halterinnen und Halter in der Verantwortung – sondern auch die Politik.

Sie fordert schärfere Auflagen: «Allenfalls muss man Tiere beschlagnahmen und ein Halteverbot erteilen und durchsetzen. Ausserdem sollte der Besuch einer Hundeschule endlich wieder für alle obligatorisch sein», sagte Katja Holenstein kürzlich zu Nau.ch.

Sie leitet das Tierheim Strubeli in Volketswil ZH. Dort ist sie immer wieder mit Interessierten konfrontiert, die besser kein Haustier besitzen sollten, wie sie erzählte.

Schärfere Auflagen – froh darüber wäre auch der Berner Dario Küffer* (19). Er wurde als Kind selbst von einem Hund gebissen. Bei Nau.ch erzählt er, wie ihn den Angriff bis heute prägt.

Bub (8) erleidet Fleischwunde

Es passiert, als Küffer acht Jahre alt ist. Ein Hund von Bekannten springt ihn aus dem Nichts an – und beisst ihm in die Schulter. «Es ging so schnell, dass ich kaum realisierte, was da gerade passiert», erinnert er sich.

Er hat Glück, der Hund ist angeleint und lässt schnell von ihm ab, als er ausweicht. Doch die Attacke hinterlässt eine blutige Fleischwunde. Der Bub muss auf den Notfall, wo er verarztet wird.

Wurdest du schon einmal von einem Hund gebissen?

Die Narben sind heute, mehr als zehn Jahre später, verblasst. Doch die Erinnerung an den Angriff bleibt – und auch die Angst, die Küffer seither begleitet.

«Ich war traumatisiert»

Vor allem als Kind hadert er damit. «Ich war traumatisiert», sagt der Berner. «Auf meinem Schulweg kam ich täglich an einem Nachbarshund vorbei, der fast so aussah wie der Hund, der mich attackierte. Ich hatte jedes Mal grosse Angst

Der grosse Hund der Nachbarn springt an den Zaun und bellt – «wie bei der Attacke». Der kleine Bub hält es fast nicht aus, allein an dem Garten vorbeizugehen.

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In der Schweiz nehmen Hundeangriffe aktuell zu. (Symbolbild)
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Was Katja Holenstein vom Tierheim Strubeli regelmässig beobachtet: Es gibt Menschen, die besser kein Haustier besitzen sollten.
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Sie fordert schärfere Auflagen: «Allenfalls muss man Tiere beschlagnahmen und ein Halteverbot erteilen und durchsetzen.»
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Schärfere Auflage würde sich auch Nau.ch-Leser Dario Küffer wünschen. Er wurde als Kind gebissen – und war «traumatisiert». (Archivbild)

Mit seinen Eltern spricht er nicht darüber. «Ich weiss nicht, warum ich das nicht konnte, aber es ging nicht.»

So ausgeprägt ist seine Angst heute nicht mehr. «Ganz wegbekommen habe ich sie nicht.» Aber: Inzwischen überwiege der Frust über die Halter unberechenbarer Hunde.

«Ich denke, viele vertrauen ihrem Hund einfach blind, weil sie ihn kennen und herzig finden. Dabei vergessen sie, dass er trotz allem ein Tier ist – und gerade grössere Hunde können einfach gefährlich sein.»

«Wenn etwas passiert, bist immer du schuld, nicht der Hund»

Warum man einen potenziell gefährlichen Vierbeiner besitzen wolle, verstehe er nicht. Aber: «Grosse Hunde zu verbieten, finde ich den falschen Weg. Das wäre nicht fair für die Halter, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind.»

Doch auch er wünscht sich bessere Kontrollen und Vorschriften. Und er ruft zum Reflektieren und zu mehr Verantwortungsbewusstsein auf.

Braucht es strengere Regeln bei der Hunde-Anschaffung?

«Sei dir bewusst: Auch dein Hund kann das Potenzial haben, andere Tiere, Erwachsene oder gar Kinder zu verletzen. Wenn etwas passiert, bist immer du schuld, nicht der Hund.»

Bub (†6) in Zürich von Pitbullterriern getötet

Holenstein erinnert: «Gewissen Haltern ist nicht bewusst, dass sie ihr Tier gefährden, wenn sie seine Verhaltensauffälligkeiten nicht im Griff haben.»

Denn für Hunde kann es den Tod bedeuten, wenn sie zubeissen. Das zeigte kürzlich ein Vorfall in St. Gallen, wo ein bissiger Hund mit einer Axt erschlagen wurde.

Hundeangriffe auf Kinder haben in der Schweiz auch schon tödlich geendet. 2005 wurde der kleine Süleyman (†6) von drei Pitbullterriern in Zürich zu Tode gebissen. 2023 entging ein Kleinkind in der Region Olten knapp dem Tod. Es wurde von einem Rottweiler attackiert.

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* Name von der Redaktion geändert.

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