Mann rasiert sich in Zürcher S-Bahn – Empörung
Ein Video, das derzeit im Netz kursiert, sorgt für Empörung. Es zeigt einen Mann, der sich in einem Zürcher Regionalzug ungeniert rasiert.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Mann rasiert sich in einem Zürcher Zug den Bart.
- Negatives Verhalten von Reisenden im ÖV ist aktuell ein grösseres Problem.
- Mitarbeitende haben vor allem mit Aggressionen zu kämpfen.
Richtig gesehen: Hier rasiert sich ein Pendler seelenruhig mitten in einer Zürcher S-Bahn den Bart. Das Video kursiert derzeit im Netz – und sorgt dort für ungläubige Reaktionen.
«Absolutes No-Go!», empört sich auch Knigge-Expertin Katrin Künzle bei Nau.ch. «Niemand möchte im öffentlichen Verkehr die intime Körperpflege seines Mitreisenden miterleben.»
Wer sich im Zug rasiere, die Nägel schneide oder die Haare bürstet, verhalte sich respekt- und stillos. «Diese Tätigkeiten hinterlassen auch eklige Spuren. Wer will auf einem Sitz mit Haaren oder Fingernägeln Platz nehmen? Die Verursacher sicher auch nicht.»
Sie rät, einfach fünf Minuten früher aufzustehen.
Nüssli-Sünder wirft Schalen in Erste-Klasse-Wagen auf Boden
Neben Haaren hinterlassen Passagierinnen und Passagiere auch jegliche anderen Arten von Abfall. Nau.ch-Bilder zeigen, wie jemand in der ersten Klasse Pistazien knackte – und die Schalen einfach auf den Boden fallenliess.
Putzen müssen das dann Reinigungskräfte, «die keinen fürstlichen Lohn» verdienen, wie Jürg Hurni erklärt. Er ist ehemaliger Zugbegleiter und Gewerkschaftssekretär bei der ÖV-Gewerkschaft SEV.
«Dieser Job ist sicher nicht immer angenehm. Die Mitarbeitenden müssen die WCs putzen und den Abfall, der in den Zügen gelassen wird, wegräumen.»
Sogar Lokführer werden öfter angepöbelt
Dass sich gewisse Pendlerinnen und Pendler daneben benehmen, bekommt jedoch nicht nur das ÖV-Putzpersonal zu spüren. «Littering ist noch ein kleines Problem», meint SEV-Sprecher Michael Spahr.
Problematischer sei im Moment aggressives Verhalten gegenüber dem ÖV-Personal. «Unsere Mitglieder beklagen sich darüber, dass negatives Verhalten allgemein zugenommen hat.»
Das ist zwar bereits bekannt. Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigten beim ÖV-Fehlverhalten 2021, also während Corona, einen Höhepunkt.
Aber: «Die subjektive Wahrnehmung des Personals ist, dass es sich kaum verbessert hat. Stattdessen hat es sich auf hohem Niveau eingependelt.» Viele würden Vorfälle nicht mehr melden, aus Ernüchterung. «Weil sie denken, es wird eh nichts dagegen unternommen.»
Verbale Angriffe seien relativ häufig, sagt Ex-Zugbegleiter Hurni. Doch auch physische Angriffe gebe es, vor allem gegen Kundenbegleitpersonal. «Auch die Transportpolizei und sogar Lokführerinnen und -führer werden mittlerweile öfter angepöbelt.»
SBB: «Einzelne Vorfälle gröber geworden»
Die SBB betont auf Anfrage, dass die gesamtschweizerische Sicherheitslage in ihren Zügen und Bahnhöfen stabil sei.
Aber: «Die SBB beobachtet, dass einzelne Vorfälle gröber geworden sind.» Gewalt oder Aggression gegen Angestellte sei ein Offizialdelikt, das die SBB zur Anzeige bringe.
Das Litteringproblem habe sich aber nicht vergrössert. «Wir appellieren an den gesunden Menschenverstand und die gegenseitige Rücksichtnahme.» Fühle man sich von jemandem gestört, könne man das SBB-Personal oder die betroffenen Reisenden direkt darauf aufmerksam machen.