Martin Suter wurde vom eigenen Verlag auf Twitter gesperrt
Normalerweise schreibt Martin Suter Bestseller. Vor drei Tagen hat er aber das Twittern für sich entdeckt. Doch die Freude war von kurzer Dauer.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Twitter-Account von Autor Martin Suter wurde gestern gesperrt.
- Grund dafür ist ein Irrtum bei seinem Haus-Verlag Diogenes, der den Account meldete.
«Ich hab nicht schlecht gestaunt: Mir sperrt man den Account! Ich schreib doch keine Zoten! Ist reimen denn verboten?»
Diesen Reim twitterte Schriftsteller Martin Suter gestern – allerdings nicht auf seinem eigenen Account, sondern via Freund und Schauspieler Moritz Bleibtreu. Denn nach nur drei Tagen Zwitschern wurde Suter von Twitter gesperrt.
«Was habe ich wohl falsch gemacht», fragte sich der Bestseller-Autor, als er gestern seinen Twitter-Account öffnen wollte und die Sperrungs-Meldung vor der Nase hatte. «Klar, ich habe gereimt. Gegen Versicherungsdetektive zum Beispiel. Aber das ist ja jetzt nicht gerade harte Pornografie.»
Martin Suter: «Bin süchtig nach Twitter»
«Ich will nicht mal einen politischen Account. Mich reizt die Herausforderung, auf 280 Zeichen kreativ zu sein. Und damit es noch schwieriger wird, habe ich mir eine weitere Einschränkung vorgegeben: Ich darf auf Twitter nur reimen.» Zum Gedicht gegen die Versicherungsspione sei es gekommen, «weil es der letzte Tag zum brieflichen abstimmen war – das hatte ich eben gemacht und mir darum gedacht ‹das wäre doch ein gutes Thema für Twitter›. Ich mache um meine politische Einstellung ja kein Geheimnis.»
War der Reim gegen die Versicherungsdetektive den Twitter-Machern zu hart? Zu politisch, ausgerechnet für jenes Soziale Medium, auf dem sich die meisten Politiker tummeln?
Nein, beschloss Suter, der politische Reim konnte nicht der Grund für seine Sperrung sein. «Mich hat das plötzlich gepackt und ich hatte richtig Spass auf Twitter, darum habe ich einen weiteren Reim getwittert. Der hörte damit auf, dass ich süchtig sei nach dem Twittern. War ‹süchtig› zu viel des Guten?»
Doch weder Suters frisch gegossene Twitter-Sucht, noch seine Abneigung gegen Spione und Fichierungen von Schweizer Bürgern hatten die Sperrung ausgelöst. Das war sein eigenes, langjähriges Verlagshaus Diogenes.
Eigener Verlag sperrt Martin Suter
«Der Diogenes Verlag hat versehentlich Twitter gemeldet, bei martinsutercom handele es sich nicht um den Autor Martin Suter, da dieser bislang nicht auf Social Media vertreten war», erklärt der Diogenes-Verlag auf Anfrage von Nau. Doch das war ein Irrtum.
«Offenbar
wollte uns Martin Suter mit seinem Twitter-Account überraschen, was ihm auch
gelungen ist. Wir sind selbst erstaunt, wie schnell die Sperrung, ohne dass
Twitter bei Martin Suter nachgefragt hat, vollzogen wurde.»
Auf des Autors neuen Social Media Auftritt aufmerksam wurde der Verlag allerdings nicht selber: Es war eine Anfrage der «Basler Zeitung», die die Suter-Twitter-Sperrung ins Rollen gebracht hatte.
Nun versuchen Suter, der reumütige Diogenes-Verlag und zahlreiche Freunde des Autors, darunter Mike Müller, Viktor Giacobbo und Moritz Bleibtreu, den gesperrten Account mit dem Hashtag #freemartinsuter wieder zum Laufen zu bringen. «Ich bin gespannt, wann ich wieder twittern kann», sagt Suter zu Nau. Immerhin habe er schon 500 Follower, die er nicht enttäuschen wolle.