Medizinische Berufsverbände schlagen Alarm und fordern Massnahmen

Keystone-SDA
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Bern,

Schweizer Mediziner warnen vor einer drohenden Versorgungskrise aufgrund von Fachkräftemangel.

Ärzte
Der seit längerem bekannte Nachwuchs- und Fachkräftemangel bei den Medizinalberufen werde immer grösser. (Symbolbild) - keystone

Fünf medizinische Berufsverbände der Schweiz haben am Freitag auf dem Bundesplatz in Bern Alarm geschlagen. Die Arbeit werde unter anderem für Ärztinnen, Apotheker und Tierärzte immer schwieriger. Dadurch sei die gute medizinische Versorgung von Mensch und Tier in der Schweiz gefährdet, hiess es. Es brauche deshalb mehr Fachkräfte.

Der seit längerem bekannte Nachwuchs- und Fachkräftemangel bei den Medizinalberufen werde immer grösser, teilten die fünf beteiligten Verbände am Freitag anlässlich einer Aktion auf dem Bundesplatz mit. Rund 200 Personen waren anwesend. Ohne die enorme Leistungsbereitschaft der Menschen in den Medizinalberufen sei die gute Versorgung der Bevölkerung bereits heute nicht mehr möglich, hiess es.

Verbände fordern Massnahmen gegen Versorgungsengpässe

Die Verbände übergaben acht gemeinsame Forderungen gegen die Engpässe in der medizinischen Versorgung an die Präsidenten der Gesundheitskommissionen des National- und Ständerats.

Nationalrätin Barbara Gysi (SP/SG) und Ständerat Damian Müller (FDP/LU) nahmen den Forderungskatalog auf dem Bundesplatz entgegen.

Gysi honorierte in ihrer Ansprache die Leistungen des medizinischen Personals und betonte die Wichtigkeit der Versorgungssicherheit. Müller sagte, mit dem Forderungskatalog habe die Politik eine gute Wegleitung erhalten, doch es sei schwierig, Versprechungen zu machen und es brauche genügend Zeit für Veränderungen.

Ein starkes Zeichen der medizinischen Verbände

Die Präsidentin der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH), Yvonne Gilli, wertete das gemeinsame Auftreten als starkes Zeichen, da alle fünf Verbände in Zukunft unter dem Fachkräftemangel leiden würden, dies werde die Versorgung der Bevölkerung verändern. Man kämpfe dafür, dass mehr Fachkräfte ausgebildet werden. Dafür sollen laut Gilli Bundesgelder gesprochen werden.

Auch sollen Gesetzesänderungen zusammen mit den betroffenen Verbänden ausgearbeitet werden. So könne man unnötige Bürokratie vermeiden. Zudem sollen Hürden abgebaut werden, die dazu führten, dass Fachkräfte aus diesen Berufen aussteigen.

Zum Beispiel habe die Digitalisierung bisher mehr Arbeit gegeben, als sie genützt habe – «das muss sich ändern», da seien Ärzte und Apothekerinnen dran, mit dem elektronischen Rezept. Letztendlich wolle man wieder mehr Zeit für Patienten haben, so Gilli weiter.

Steigender Bedarf trifft auf sinkende Ressourcen

Laut den Berufsverbänden ist der Bedarf an human- und tiermedizinischer Versorgung gestiegen, denn die Bevölkerung nehme an Zahl zu und werde älter. Auch sei die Anzahl der Haustiere in den letzten Jahren gestiegen. Andererseits gingen die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge in Pension. Und bei den jüngeren Fachkräften sei der Trend zur Teilzeitarbeit ungebremst.

Der Mangel an medizinischen Fachkräften spitze sich entsprechend zu, und die Arbeitsbedingungen würden schwieriger. Dadurch sei die medizinische Versorgung von Menschen und Tieren gefährdet.

Eine Arbeitsgruppe der universitären Medizinalberufe habe deshalb acht Punkte formuliert, um den Engpässen in der medizinischen Versorgung entgegenzuwirken, hiess es in der Mitteilung. Zu den Forderungen der Verbände gehören acht Massnahmen in den drei Bereichen Aus- und Weiterbildung, gute Rahmenbedingungen für die Berufsausübung sowie geeignete Zulassungs- und Versorgungsqualität.

Die Lösungsansätze

Zum Beispiel soll die Anzahl der Studienplätze erhöht, die Qualität der Aus- und Weiterbildung sichergestellt und zeitgemässe Arbeitsbedingungen geschaffen werden. Administrative Aufgaben sollen reduziert und die Digitalisierung unter anderem finanziell unterstützt werden. Auch soll es eine «Nationale – respektive überkantonale – Vereinheitlichung der Bedingungen zur Berufsausübung» geben.

Und nicht zuletzt sollen Anreizsysteme geschaffen werden, die Gewährleistung von ausreichend Arbeitsplätzen in Randregionen sichert, um damit die Versorgung aller medizinischen Dienstleistungen sicherzustellen.

Beteiligt an der Aktion waren folgende Berufsverbände: Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH), der Schweizerische Apothekenverband (Pharmasuisse), die Schweizerische Gesellschaft für Chiropraktik (Chirosuisse), die Schweizerische Zahnärzte-Gesellschaft sowie die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und -ärzte (GST). Die fünf Verbände vertreten über 63'000 Personen.

Kommentare

User #5651 (nicht angemeldet)

Alles wovor 2015 die bösen Rechten warnten ist heute Alltag.

User #6075 (nicht angemeldet)

Leider wissen dass die Behörden schon lange. Aber die schlafen so wie immer

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