Migration als Grund für fehlende Konsultation beim Frauenarzt

Viele Frauen unter 18 Jahren waren noch nie beim Frauenarzt. Ein Grund dafür: Die Migration.

Frauenarzt Migration
Viele Frauen unter 18 waren noch nie beim Frauenarzt. Besonders betroffen: Junge Frauen mit Migrationshintergrund. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn eine Frau die «Pille Danach» bezieht, folgt ein Beratungsgespräch mit dem Apotheker.
  • Dabei erfahren Apotheker oft, dass junge Frauen nicht zum Gynäkologen gehen.
  • Ein Grund dafür: Migration. Je nach familiärem Hintergrund getrauen die Frauen sich nicht.

Für die Abgabe der «Pille danach» ist ein persönliches Gespräch nötig. Dabei erfahren Apotheker anonym einiges über die Frauen, die sie vor sich haben.

Mit Hilfe eines kurzen Fragebogens wird kontrolliert, ob die Einnahme der «Pille Danach» überhaupt nötig und sinnvoll ist. Dazu befragen die Apotheker ihre Kundinnen etwa über deren Zyklus und Verhütungsmethode. Oder den Grund dafür, dass sie die Einnahme der «Pille Danach» überhaupt als notwendig betrachten.

Das Gespräch um Verhütungsmethoden oder sexuell übertragbare Krankheiten kann auch in Richtung Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt gehen.

Auch ohne Migrations-Hintergrund selten beim Frauenarzt

«Ich berate viele 18-Jährige oder ältere Frauen, die noch nie beim Gynäkologen waren.»

Das sagt Lukas Korner, Apotheker in Gränichen AG.

Diese Beobachtung machen viele andere Apotheker auch. Je nach familiärem Hintergrund werde der Besuch beim Gynäkologen von den Eltern nicht angesprochen. «Eine Rolle spielt dabei auch die Herkunft, beziehungsweise die Religion», fügt er an.

Gynäkologe Migration
Apotheker beobachten, dass viele junge Frauen nicht zum Gynäkologen gehen. Ein Grund dafür: Migration. - Pixabay

Auch Marion Molnar, Apothekerin am St. Galler Bahnhof, macht diese Beobachtung. «Viele Frauen wissen: Wenn ich jetzt schwanger bin, schlägt mein Vater oder mein Bruder mich fast tot. Ihr Besuch in der Apotheke muss darum unbedingt geheim bleiben», so die Apothekerin.

Bei Migration steht mehr auf dem Spiel

Wenn sie die Mädchen nach Untersuchungen beim Frauenarzt fragt, winken diese ab. «Sobald die Krankenkasse ins Spiel kommt, sieht die Familie , dass auf der Abrechnung der Frauenarzt steht. Dann haben die Mädchen ein Problem. Der Gang zum Gynäkologen ist für sie praktisch unmöglich.»

Pille danach Verhütung
Die Pille Danach verhindert in den meisten Fällen eine ungewollte Schwangerschaft. - Pixabay

Bei einer ungewollten Schwangerschaft stehe für diese Mädchen ungleich mehr auf dem Spiel, als für ihre gleichaltrigen Kolleginnen. «Das ist wohl ein Grund dafür, dass Mädchen mit Migrationshintergrund oft sogar besser über ihren Zyklus Bescheid wissen», spekuliert Molnar. «Für sie ist eine ungewollte Schwangerschaft viel gefährlicher.»

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