Migros: Image «bekommt immer mehr Kratzer»

Mia Fasser
Mia Fasser

Zürich,

Die Umstrukturierung der Migros ist in vollem Gange – auch von Alnatura trennt sie sich. Der Prozess kratzt am Vertrauen der Kundschaft, sagt ein Experte.

Migros
Auch Alnatura fällt weg. Das Image der Migros unter den Umstrukturierungen bekommt mehr Kratzer, sagt ein Experte. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Migros möchte sich wieder mehr aufs Kerngeschäft konzentrieren.
  • Seit Anfang 2024 baut der Grosshändler kontinuierlich bei den Tochterunternehmen ab.
  • Ein Experte schätzt die Auswirkungen auf Kunden und Konsumverhalten ein.

Seit 2024 erfolgt die Restrukturierung der Migros Schlag auf Schlag. Man wolle sich wieder mehr aufs Kerngeschäft konzentrieren, erklärte der orange Riese.

Kürzlich folgt die neuste Ankündigung: die Schliessung fast aller «Do it + Garden»-Filialen und der Verkauf von 30 Micasa-Läden. Zudem steigt die Detailhändlerin aus der Partnerschaft mit dem Bio-Händler Alnatura Deutschland aus.

Umstrukturierung verunsichert Kundschaft

Das wirkt sich auf das Kunden-Vertrauen aus, wie Sozial- und Wirtschaftspsychologe Christian Fichter von der Fachhochschule Kalaidos bei Nau.ch erklärt.

«Mit Migros verbinde ich als Kunde Stabilität, Sicherheit, Zuverlässigkeit. Dieses Image bekommt nun immer mehr Kratzer.»

Christian Fichter
Wirtschaftspsychologe Christian Fichter. - FSP

Die vielen Veränderungen bei dem Supermarkt-Riesen bringen laut Fichter auch Unsicherheiten mit sich.

«Viele werden sich fragen, ob die Migros noch langfristig eine sichere Anlaufstelle ist. Sei es als Arbeitgeber oder als Händler des täglichen Bedarfs.»

Alnatura hat jetzt «schwierige Aufgabe»

Betroffen von der Umstrukturierung sind 25 Franchise-Alnatura-Läden. Noch offen ist, ob diese Bio-Supermärkte bestehen bleiben.

Alnatura evaluiere in den kommenden Wochen alternative Szenarien für den Weiterbetrieb, schreibt die Migros.

Kaufst du oft Bio-Produkte?

Das Worst-Case-Szenario laut dem Chef von Alnatura: Dass alle Filialen schliessen müssen.

Und wie schätzt Fichter die Überlebenschancen des Bio-Markts ein?

«Einerseits ist Bio immer noch im Trend, aber der Trend hat sich abgeschwächt. In der Schweiz einen reinen Bio-Markt kommerziell erfolgreich zu betreiben, ist eine schwierige Aufgabe.»

Trotzdem wagt er eine optimistische Prognose: «Ich bin zuversichtlich, dass sich Schweizer Unternehmer finden werden, die sich das zutrauen und die über die nötige Finanzierung verfügen.»

Die Migros teilt mit, Alnatura werde weiterhin in ihren Läden erhältlich sein. Das Bio-Sortiment bleibe mit rund 2400 Produkten unverändert gross.

Migros treibt Kunden «in die Arme der Konkurrenz»

Der Micasa- und Alnatura-Hammer ist nicht die erste grosse Veränderung, die die Detailhändlerin zuletzt beschlossen hat.

Schon vor einem Jahr gab es eine Mega-Ankündigung: Der Detailhändler verkauft Fachmarkt Melectronics, Sportfachhändler SportX, Reisebürotochter Hotelplan und Kosmetikhersteller Mibelle.

In diesem Jahr geht es bei dem Supermarkt-Giganten mit der Umstrukturierung rasant weiter. Ende Januar hat Migros den Verkauf von allen Obi-Filialen an die deutsche Obi-Gruppe angekündigt.

Ändert die Umstrukturierung etwas an deinem Vertrauen in die Migros?

Vor zwei Wochen verkauft die Migros den grössten Teil der Hotelplan-Gruppe an den deutschen Reiseveranstalter Dertour. Das Unternehmen ist hierzulande mit Kuoni im Geschäft.

Für Fichter ist klar: «Mit jeder Betriebsschliessung und mit jedem Stellenabbau sind Leistungsminderungen verbunden.»

Konsumenten müssten ihre Gewohnheiten umstellen und sich nach Alternativen umsehen. «Das treibt die Menschen direkt in die Arme der Konkurrenz.»

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Kommentare

User #2481 (nicht angemeldet)

Geade wegen dieser Umstrukturierung vertaue ich der Migros jetzt wieder. Gross und grösser ist nicht das Ziel und gibt schon gar keine Sicherheit. Qualität ist das Ziel. Ich glaube, bei der Migros arbeitet jemand mit Weitsicht, der genau vorausgesagt hat, was in den kommenden 10 bis 20 Jahren passieren wird, wenn die Migros nicht gesundschrumpft. In 20 Jahren wird dann vielen ein Licht auf gehen wenn es dann heisst: Coop hat Probleme hier und Probleme da, Migros hatte vor 20 Jahren den richtigen Riecher.

User #9564 (nicht angemeldet)

Kratzer ist gut, die Migros-Kinder kündigen in Scharen. Am besten den Namen Migros gleich durch Denner ersetzen. Das würde zum aktuellen Scheff des MGB passen. Die Migros als einst grosse Idee existiert nicht mehr, die Migros ist jetzt nur noch ein überteuerter Laden für Lebensmittel mit teils schlechteren Produkten als die meist günstigere Konkurrenz. Statt einer Hunter-Strategie im Inland zu fahren (nach den 500 Mio. Verlust im Ausland) würde sich die Migros besser auf Qualität bei attraktiven Preisen und günstige Eigenmarken konzentrieren. Die Alleinstellungsmerkmale der Migros sind verschwunden, schade.

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