Missstände an der Kuh-Miss-Wahl
Haarspray für glänzende Augen, stundenlang ohne Melken, damit das Euter prall wird: Züchter schrecken laut dem Schweizerischen Tierschutz (STS) vor nichts zurück, um die Kuh-Miss-Wahl zu gewinnen.
Das Wichtigste in Kürze
- Haarspray für glänzende Augen und Melk-Stopp für pralle Euter: So leiden Kühe bei Schönheitswettbewerben.
- Obwohl klare Tierschutzrichtlinien bestehen, kann der Schweizerische Tierschutz (STS) keine Verbesserung erwirken.
«Schönheit muss leiden», heisst es allenthalben bei den Menschen. Ohne dass sie zustimmen könnten, scheint dieses Credo nun auch auf die Kühe übertagen worden zu sein. An den Kuh-Miss-Wahlen, etwa der Swiss Expo Lausanne, Tier & Technik St. Gallen oder an der Expo Bulle, gilt: Je praller der Euter, desto schöner die Kuh.
Das hat den Schweizer Tierschutz (STS) auf den Plan gerufen. Denn die Kühe werden stundenlang nicht gemolken, ihre Zitzen tropfdicht verschlossen, damit die Euter so prall wie möglich werden. «Dabei entsteht hoher Druck im Euter, der zu Schmerzen und Stress führt», sagt Julika Fitzi, Leiterin der Tierärztlichen Beratungsstelle des STS zum «Blick».
Haarspray in die Augen
Das führe zu langfristigen Gesundheitsproblemen wie Euterödemen und Entzündungen. Doch die Tiere werden nicht nur stundenlang ungemolken stehen gelassen, sie werden auch geschoren, um den Schönheitsidealen der Miss-Wahl zu entsprechen. Auf die gewaltsam offen gehaltenen Augen werde Haarspray aufgetragen, um einen schönen Glanz zu erzielen.
Diesen schädigenden Praktiken konnten bisher auch einschlägige Tierschutzbestimmungen keinen Riegel schieben. Fitzi, die sich an der Expo Bulle selber ein Bild machen wollte, wurde laut eigenen Angaben von mehreren Züchtern angegriffen und herausgeworfen.
Gegen Fitzis Angreifer wurde eine Strafuntersuchung eingeleitet. Wie es mit den Kühen weitergeht, bleibt derweilen unklar.