Mittelschule Uri: Perverse Rituale kommen ans Licht
Benediktiner Pater missbrauchten in den 1960/70er-Jahren Schüler am Kollegium Altdorf. Die Schule, Bistum und Politik schauten lange weg.

Das Wichtigste in Kürze
- Benedikt Hänggi wurde mit 14 Jahren in einem Urner Internat sexuell missbraucht.
- Auch andere Schüler wurden von Patres missbraucht und gedemütigt.
- Trotz früher Hinweise wurden die Täter lange nicht gestoppt und teils weiterbeschäftigt.
Benedikt Hänggi wurde mit 14 Jahren im Internat des Kollegiums Karl Borromäus in Altdorf schwer sexuell missbraucht. Die Rede ist von perversen Ritualen.
Demnach schickte Pater Felix alle anderen Schüler weg und zwang Hänggi zunächst, nackt zu putzen. Danach kam es zum Missbrauch.
Über seinen Fall berichtet die SRF-«Rundschau».
Hänggi schwieg jahrzehntelang. Erst vor sieben Jahren sprach er mit seiner Familie darüber und meldete sich beim Bistum Basel. Dieses zahlte ihm 20'000 Franken Genugtuung.
Rektor sprach von «einmaligem Fehltritt»
Auch Pater Notker, Musiklehrer an derselben Schule, missbrauchte Schüler. Er fotografierte sie nackt und berührte sie unter dem Vorwand des Aufklärungsunterrichts. Ein ehemaliger Schüler berichtet, wie hilflos er sich fühlte.
Schon 1975 wurden dem damaligen Rektor, Pater Hugo Willi, mehrere Vorfälle gemeldet. Trotzdem bezeichnete er Notkers Verhalten als «einmaligen Fehltritt».
Auch der damalige Erziehungsdirektor Josef Brücker wusste davon, sah aber keinen Grund für einen Schulverweis. Erst als ein Vater mit einer Anzeige drohte, wurde Notker suspendiert – später unterrichtete er in Solothurn weiter.
Aus dieser Zeit sind keine weiteren Vorfälle bekannt. Beide Pater sind inzwischen verstorben.
Der heutige Bildungsdirektor des Kantons Uri, Georg Simmen, zeigt sich erschüttert. Aus seiner Sicht wurden damals der Ruf der Kirche und der Schule über das Leid der Opfer gestellt.
Aufarbeitung der Fälle bleibt offen
Ob der Kanton die Fälle selbst aufarbeitet, ist noch offen. Man wartet auf die Ergebnisse einer Untersuchung der Universität Zürich zu Missbrauch in der katholischen Kirche.
Pater Peter von Sury, ehemaliger Abt von Mariastein, bittet im Namen seiner Klostergemeinschaft um Entschuldigung. Er sagt zum Sender, die Kirche habe ein System geschaffen, in dem Täter geschützt wurden. Er ruft weitere Betroffene auf, sich zu melden und Hilfe zu holen.
Benedikt Hänggi verarbeitet das Erlebte bis heute. Er leidet unter Albträumen und sagt: «Diese Bilder sind nicht mehr verschwunden.»