«Montagskrankheit»: Krankgemeldetes Personal macht Kitas zu schaffen
Die Arbeitsbedingungen in Kitas sind «schwierig». Dies führt zu aussergewöhnlich vielen Krankmeldungen in der Branche.
Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland melden sich Kita-Mitarbeiter im Schnitt 30 Tage im Jahr arbeitsunfähig.
- Das ist deutlich öfters als Menschen in anderen Berufsgruppen.
- Auch hierzulande kämpft die Branche wegen «schwierigen» Arbeitsbedingungen mit Ausfällen.
Kita-Mitarbeiter in Deutschland sind einer aktuellen Analyse zufolge deutlich öfter krank als Menschen in anderen Berufsgruppen. Sie melden sich etwa 30 Tage im Jahr arbeitsunfähig – zehn Tage mehr als der Durchschnitt. Ausserdem, so die Studie der Bertelsmann-Stiftung, steigen die Ausfallzeiten ständig an. Vor allem aufgrund psychischer Belastungen.
Hierzulande ist die Situation schwieriger einzuschätzen. «Wir verfügen über keine Zahlen zu den Absenzen», sagt Maximiliano Wepfer vom Verband Kinderbetreuung Schweiz (Kibesuisse).
Eine Umfrage aus dem vergangenen Jahr zeigt aber, dass Krankheitsausfälle mit Abstand die grösste Herausforderung im betrieblichen Alltag der Kitas sind. Das sagten 72 Prozent der Befragten.
Und laut Bundesamt für Statistik (BFS) sind Beschäftigte im Gesundheits- und Sozialwesen im Schnitt 8,3 Tage pro Jahr krankheitsbedingt abwesend. Zu ihnen zählen auch Mitarbeitende der familienergänzenden Bildung und Betreuung.
Lange Arbeitszeiten machen zu schaffen
Unabhängig davon verweist der Verband auf die «schwierigen» Arbeitsbedingungen. Zum Beispiel: Lange Arbeitszeiten sowie die Belastung mit hohem und permanentem Lärmpegel. «Sie tragen dazu bei, dass die Mitarbeitenden die Branche verlassen. Und verstärken dadurch den akuten und aktuellen Fachkräfte- und Personalmangel», sagt Wepfer.
Eine «Negativspirale», die sich nur durchbrechen lasse, wenn die Rahmenbedingungen verbessert würden.
«Dafür muss die öffentliche Hand rasch und engagiert mehr Geld in die Hand nehmen», so Wepfer weiter. «Die Wertschätzung der Politik für die systemrelevante Branche muss nicht länger mit Worten, sondern endlich mit dem Portemonnaie erfolgen.»
Allein so sei es möglich, ausreichende, gut ausgebildete und qualifizierte Fachkräfte für die Branche zu gewinnen. Und zu behalten.
Sonst wird es wohl vielen wie den Kitas Murifeld im Kanton Bern ergehen. Deren Personal weist überdurchschnittlich lange Abwesenheiten durch Krankheit aus. «Die Gründe dafür sind unterschiedlich», sagt Geschäftsführerin Pia Aeschimann.
«Unsere Kitas betreuen sehr kleine Kinder, welche getragen, gewickelt, und so weiter werden müssen», sagt sie, und erklärt: «Der Körperkontakt ist häufig. Daher sind die Mitarbeiter direkter einer Ansteckungsgefahr, wie einer Magen-Darmerkrankung oder einer Erkältung, ausgesetzt.»
Teams sind dauernd gefordert
Durch die vielen Ausfälle sind die Teams dann dauernd gefordert. «Es hat immer zu wenig Personal», sagt Aeschimann. «Wodurch die Belastung immer sehr hoch ist.»
Laut Aeschimann spielt aber auch ein anderer Faktor eine Rolle. Die Geschäftsführerin erklärt: «Im Kita-Wesen sind viele jüngere Menschen angestellt. Und sie lassen sich viel eher krankschreiben, bleiben viel eher zu Hause, als die älteren.»
Einige würden dabei einfach auf sich achten – dass sie sich nicht überanstrengen, wenn sie sich eigentlich ausruhen und erholen sollten. Allerdings, ist Aeschimann überzeugt, ist auch eine mangelnde Arbeitsmoral vorhanden.
«Wir haben auch immer wieder mit der Montagskrankheit zu kämpfen», sagt sie. «Offenbar wird das Wochenende so genossen, dass der Montag zur Erholung dienen muss.»
Dass das Team bei ihrem Ausfall mehr arbeiten muss, sei vielen Mitarbeitenden egal.