Moskau rechnete nicht mit Mitziehen der Schweiz bei EU-Sanktionen
Laut einem ehemaligen russischen Diplomaten hat Russlands Regierung nicht mit einem Mitziehen der Schweiz bei den EU-Sanktionen gerechnet.
Das Wichtigste in Kürze
- Dass die Schweiz die EU-Sanktionen übernimmt, hat Russland nicht erwartet.
- Ein Ex-Diplomat Moskaus sagt: Der Kreml sah die Schweiz weiterhin als sicheren Hafen.
Moskau war nicht auf das Mitziehen der Schweiz bei den EU-Sanktionen vorbereitet. Das sagte Boris Bondarew, der wegen des Ukraine-Kriegs zurückgetretene russische Uno-Diplomat in Genf. Der Kreml sei davon ausgegangen, dass die Schweiz ein sicherer Hafen für Geschäfte bleibe, seien sie legal oder illegal.
Das sei naiv gewesen, aber wirklich so geschehen, sagte der Ex-Diplomat in einem Interview mit der Zeitung «Le Temps» vom Mittwoch. Der aus Protest zurückgetretene Bodarew lebt derzeit in der Schweiz.
Bodarew äusserte sich auch zur russischen Strategie im Krieg. Der Kreml warte auf eine Ermüdung der westlichen Bevölkerungen. Moskau werde Europa im Winter frieren lassen und setze darauf, dass die öffentliche Meinung umschwenke. Dieser Meinungsumschwung solle in der Folge die Politiker dazu bewegen, die Ukraine zu Verhandlungen mit Russland zu bringen.