Bern: Mucki-Männer stöhnen ungeniert – Gyms verbieten es
Rote Köpfe im Gym: Beim Mucki-Training stöhnen und schreien einige völlig ungeniert. Das geht so weit, dass Fitnesszentren es teilweise gar explizit verbieten.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Leservideo zeigt, wie ein Mann beim Trainieren im Fitnesscenter laut stöhnt.
- Kein Einzelfall: Teilweise verbieten Gyms das sogar explizit.
- Einige Frauen gehen unter anderem deshalb lieber ins reine Frauen-Gym.
«Ich kann jeweils fast nicht glauben, wie hemmungslos einige Männer beim Trainieren stöhnen und schreien», sagt Nau.ch-Leserin Chloé Meier* (31). Die Bernerin geht in ein gemischtes Fitnesscenter – und erlebt dort schon fast animalische Szenen, wie sie erzählt.
«Manchmal muss ich mir echt das Lachen verkneifen. Und manchmal ist es schon richtig unangenehm.» Sie wundere sich immer wieder.
«Als ich kürzlich trainierte, war es besonders übel», erzählt sie. Meier nimmt das Gestöhne auf Video auf – und fragt sich: «Geht's noch?»
«Krampfte und jaulte, als ob er gebären würde»
Damit ist sie nicht allein. Raffaela Siegenthaler leitet heute ein Fitnesscenter nur für Frauen – das Ladygym in Subingen SO. Und sie erinnert sich: «Das habe ich im gemischten Gym in der Jugend auch erlebt.»
So gab es zum Beispiel einen, der auf der Beinpresse etwa 50 Kilo zu viel stemmte. «Er stöhnte, krampfte und jaulte, als ob er gebären würde. Daneben!»
Als Ladygym-Besitzerin tauscht sie sich mit vielen Frauen aus. «Meine Kundinnen erwähnen schon mal, dass übermässiges Stöhnen und Posen vor dem Spiegel vom ‹starken Geschlecht› nicht gut ankommt. Oft wird es von den Ladys sogar belächelt.»
Sie höre dabei aber noch viele andere frustrierenden Geschichten aus gemischten Gyms – ein Beispiel: «Beim Verlassen des Studios bekommen sie Telefonnummern zugesteckt oder es wird nach dem Insta gefragt.»
Genau wegen solcher Vorfälle gehen einige ihrer Kundinnen lieber nicht mehr ins gemischte Gym.
Hausordnung verbietet «Stöhnen, Grunzen oder sonstige unnatürliche Laute»
Doch zurück zum Gestöhne: Das ist so weit verbreitet, dass es diverse Fitnesscenter gar explizit verbieten.
Das Just Fit in Lenzburg AG etwa schreibt in seiner Hausordnung: «Studien belegen: Stöhnen, Grunzen oder sonstige unnatürliche Laute erhöhen die Leistung nicht und bieten auch sonst keinerlei Vorteile.» Sie würden jedoch andere Mitglieder stören und seien deshalb zu unterlassen.
Beim Bodyfit in Tagelswangen ZH heisst es: «Lautes Schnauben, Schreien und Stöhnen ist beim Training zu unterlassen.» Die meisten weisen in irgendeiner Form darauf hin, dass Lärm zu vermeiden sei.
Einige ärgern sich so stark über das Gestöhne, dass sie sich beschweren. Bei der grössten Fitness-Kette der Schweiz, Activ Fitness, heisst es dazu auf Anfrage: «Es hat solche Beschwerden schon gegeben, allerdings äusserst selten.»
Ein Männer-Problem?
Sowohl die Nau.ch-Leserin als auch Ladygym-Chefin Siegenthaler sprechen punkto Fitness-Gestöhne über Männer. Was Marcus Schwedhelm vom Fitness-Branchenverband Swiss Active aber klarstellt: «Intensives Krafttraining wird sowohl von Männern als auch von Frauen betrieben.»
Es sei «daher davon auszugehen, dass es auch Frauen gibt, die geräuschvoller trainieren». Zahlen oder andere Erfahrungswerte gibt es aber nicht.
Eine mögliche Erklärung dafür, dass den beiden Frauen nur Männer aufgefallen sind, hat Knigge-Expertin Birte Steinkamp. «Ich kann nur mutmassen, aber einerseits setzt kräftiges und damit lautes Ausatmen kurzzeitig Kraft frei. Und Männer arbeiten gern mit viel Gewicht, um den Muskelaufbau zu beschleunigen.»
Ein weiterer möglicher Grund: «Frauen sind oft mehr darauf bedacht, welche Wirkung sie gerade auf andere haben. Vielleicht sind die Männer so auf das Training fokussiert, dass sie gar nicht darüber nachdenken, dass sie stören könnten.»
«Dominanzgeste»
Fest steht für die Knigge-Expertin jedenfalls: «Alles, was über einen natürlichen Schnaufer aus der Anstrengung hinausgeht, sollte aus Rücksichtnahme unterlassen werden.»
Ansonsten würden sich Mitmenschen genervt oder gar peinlich berührt fühlen. «Zudem kann lautes Stöhnen auch übertrieben und als Dominanzgeste wahrgenommen werden.»
Gerade wenn Männer laut stöhnen, könne das von Frauen durchaus als eine Art Hahnengehabe interpretiert werden. «Das liegt aber im Auge – oder Ohr – des Betrachters.»
* Name von der Redaktion geändert.