Multiresistente Keime sind in Schweizer Spitälern auf dem Vormarsch

Keystone-SDA
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Bern,

In Schweizer Spitälern sind Viren auf dem Vormarsch, die gegen mehrere Antibiotika resistent sind.

Antibiotika Phagentherapie
Eine Antibiotika Phagentherapie rettet einer 15-Jährigen das Leben. - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • In Spitälern häufen sich die Fälle von multiresistenten Viren.
  • Womöglich wurden die Keime von Australien oder Neuseeland eingeführt.

Multiresistente Keime, die gegen Antibiotika resistent sind, treten immer häufiger in den Schweizer Spitälern auf. Eine erste Häufung gab es anfangs 2018 im Berner Inselspital. Unterdessen sind weitere Fälle im Kanton Bern und darüber hinaus bekannt, etwa im Wallis.

Bei den multiresistenten Bakterien handelt es sich um Enterokokken. Der aufgetretene Stamm ist gegen das herkömmliche Vancomycin und andere Antibiotika der sogenannten Glykopeptid-Wirkstoffgruppe resistent. Die Bakterien heissen darum Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE).

Aus Australien oder Neuseeland

Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zusammen mit den involvierten Fachverbänden in einem Schreiben an die Zuständigen mitteilte, sind die VRE identisch mit dem Bakterienstamm, der in den letzten fünf bis sechs Jahren Spitalinfektionen in Australien und Neuseeland auslöste.

Deshalb steht zu vermuten, dass die VRE von einem Heimkehrer, Repatriierten oder auf andere Art eingeschleppt wurden. Das Schreiben liegt der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor.

In der Schweiz wurden gemäss dem Schreiben über 150 Patientinnen und Patienten mit VRE infiziert. 90 Prozent von ihnen wiesen das Bakterium auf, ohne Symptome zu zeigen. Eine klinische Infektion ergab sich bei wenigen Fällen. Diese konnten mit dem Antibiotikum Daptomycin behandelt werden.

Eine landesweite Studie von Swissnoso, dem nationalen Zentrum für Infektionsprävention, zeigte im Frühling 2018, dass in der ganzen Schweiz mit mehr VRE-Infektionen zu rechnen ist.

Angefangen hatte die Häufung anfangs Jahr im Berner Inselspital, später kamen zwei weitere Spitäler der Inselgruppe und weitere Spitäler im Kanton und darüber hinaus hinzu. Auch die nationale Antibiotikaresistenz-Überwachung bestätigte den Aufwärtstrend.

Isolation für Betroffene

Swissnoso und das BAG sind an der Ausarbeitung einer koordinierten Reaktion gegen die Ausbreitung, wie BAG-Sprecher Daniel Dauwalder auf Anfrage von Keystone-SDA sagte.

Bis auf weiteres gilt, dass Patienten, die mit VRE in Berührung kamen, vor der Verlegung in ein anderes Spital auf das Bakterium getestet werden. Sollte der Test bei der Verlegung noch nicht abgeschlossen sein, muss das Aufnahmespital gewarnt werden.

VRE-Trägerinnen und -Träger müssen in einem Einzelzimmer isoliert werden. Das Pflegepersonal muss verstärkte Hygienemassnahmen ergreifen, so etwa beim Verlassen des Zimmers den Kittel wechseln. Im Spital empfehlen die Fachleute zur Prävention zudem Konsequenz bei den Hygieneregeln, eine verbesserte Desinfektion der Umgebung und die Information der wichtigsten Akteure.

Wer Kontakt zu einem VRE-Patienten hatte, sollte getestet und ebenfalls möglichst isoliert werden. Um einen Verdacht auszuräumen, sind drei negative Tests in Wochenabständen erforderlich.

VRE können vor allem bei abwehrgeschwächten Patienten zu Infektionen führen. Diese können einen schweren Verlauf nehmen, etwa in Form einer Blutvergiftung. Die Therapie ist wegen der mehrfachen Resistenz stark eingeschränkt. Das macht VRE zu einem gefürchteten Problemkeim.

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