Münsterlingen: Medikamente an 3000 Psychiatrie-Patienten getestet

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Frauenfeld,

Ein neuer Bericht zeigt: In der Psychiatrie-Klinik Münsterlingen wurden Medikamente getestet – an mindestens 3000 Patienten.

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Die Psychiatrie-Klinik Münsterlingen im Thurgau. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • An der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen wurden Medikament an Menschen getestet.
  • Auch Kinder sollen betroffen sein.

An der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen wurden zwischen 1946 und 1980 an mindestens 3000 Patienten Medikamente getestet. Dreh- und Angelpunkt war der Arzt und Klinikdirektor Roland Kuhn (1912-2005). Ein Forschungsbericht dokumentiert dieses dunkle Kapitel der Psychiatrie im Thurgau.

Die Studie wurde am Montag im Thurgauer Staatsarchiv in Frauenfeld vorgestellt. Ein unabhängiges, interdisziplinäres Forschungsteam von der Universität Zürich hat das rund 300-seitige Buch verfasst. Der Bericht gibt einen detaillierten Überblick über die Medikamentenversuche.

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Medikamententests in Münsterlingen sollen an mindestens 3000 Menschen erfolgt sein. - sda

Kuhns Forschungsmethode habe spätestens ab Mitte der 1960er Jahre den wissenschaftlichen Standards nicht mehr genügt. Dies sagte Regierungspräsident Jakob Stark an der Medienkonferenz. Trotzdem hätten die Behörden und die Pharmaindustrie Kuhn weiterhin gewähren lassen und ihn für die Versuche bezahlt.

Als besonders irritierend bezeichnete Stark «das schiere Ausmass der Tests». Ausserdem die Tatsache, dass Testpräparate auch Patientinnen und Patienten abgegeben wurden, die nicht zu den Testpersonen gehörten. «Sehr betroffen macht, dass auch besonders vulnerable Patientengruppen wie Kinder, Jugendliche und Schwerst- und Chronischkranke in die Tests miteinbezogen wurden.»

Regierung entschuldigt sich für Versuche in Münsterlingen

Die Thurgauer Regierung entschuldigte sich in einer Erklärung: «Bei allen Betroffenen von Medikamententests in der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen zwischen 1940 und 1980». Den Betroffenen werde ein «Zeichen der Erinnerung» auf dem ehemaligen Spitalfriedhof von Münsterlingen gewidmet, heisst es in der Erklärung.

Nicht bestätigt habe sich die anfängliche Mutmassung, auch Kinder und Jugendliche aus Kinderheimen seien planmässig für Medikamententests missbraucht worden. So Regierungsrat Walter Schönholzer.

Das Forschungsprojekt im Auftrag des Kantons dauerte dreieinhalb Jahre und kostete rund eine Million Franken. Als Quellen dienten das Archiv der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen seit 1840. Ausserdem der Nachlass von Roland und Verena Kuhn-Gebhart sowie Quellenbestände aus dem Konzernarchiv von Novartis Schweiz.

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