Muss sich Pride-Predigt wieder vor Vermummten fürchten?
Der Pride-Gottesdienst in Zürich letzten Sonntag wurde durch Vermummte gestört. Dieses Wochenende folgt ein ähnlicher Anlass in Baden AG. Grund zur Sorge?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Pride-Predigt letzten Sonntag in Zürich wurde von vermummten Rechtsextremen gestört.
- Auch in Baden AG soll morgen ein solcher Anlass stattfinden. Drohen erneut Probleme?
- Um den Gottesdienst machen sich die Veranstalter keine Sorgen – um die Teilnehmer schon.
Der Abschluss des Pride-Wochenendes in Zürich bei einem Gottesdienst in der Kirche St. Peter und Paul wurde am vergangenen Sonntag von einem Zwischenfall überschattet. Mehrere vermummte Männer mit einem weissen Holzkreuz störten das Treffen von gläubigen LGBTQ-Mitgliedern.
Nur durch das beherzte Eingreifen von Volunteer Franz (40) konnte die Aktion verhindert werden. Er stemmte sich an der Tür gegen die homo- und transphoben Männer – und schlägt sie in die Flucht. «Ich habe 130 Kilo – das macht durchaus Eindruck», sagte er.
Experten vermuten, hinter der Störaktion könnte die rechtsextreme Gruppe «Junge Tat» stecken. Auch der Soziologe und Demo-Experte Marko Kovic hält dies auf Anfrage für möglich. «Rechtsextreme, faschistische Ideologie zeichnet sich auch durch Hass auf LGBT-Angehörige aus. Ähnliche Fälle der Jungen Tat sind mir aber nicht bekannt.»
Jetzt droht bereits der nächste Ärger. Am Sonntag findet nämlich in Baden AG erneut eine Pride-Predigt statt. Neben der reformierten Kirche ist auch die LGBTQ-Vereinigung «Die Milchjugend» an der Organisation der Veranstaltung beteiligt.
Wieder Störaktion am Sonntag?
Auch dieser Anlass findet im Rahmen der Zürich Pride 2022 statt. Droht nun etwa wieder eine Störung durch Rechtsextreme?
«Ich würde nicht davon ausgehen, dass solche Störaktionen grossflächig durchgeführt werden», erklärt Kovic. «Ein paar Sicherheitsvorkehrungen sind aktuell aber nicht verkehrt.»
Jedoch macht ihm Sorgen, dass solche öffentlichen Aktionen nur die «Spitze des Eisbergs» seien. Ähnlich sieht das auch Pfarrer Florian Rückel, Organisator des Gottesdiensts in Baden am kommenden Sonntag.
«In der Kirche erwarte ich keine Störungen», meint er. «Aber wie sieht es für die LGBTQ-Angehörigen auf dem Weg hierhin aus? Oder auf dem Weg nach Hause am Abend?»
Die Menschen, die den Pride-Gottesdienst besuchen werden, hätten alle bereits schlechte Erfahrungen mit Hass gemacht. «Für alle, die sich nicht verstecken wollen, gehört das einfach zur Realität», erklärt Rückel.
Polizei nicht vor Ort – andere Massnahmen nötig
Für den Gottesdienst selber trifft die Kirche in Baden keine besonderen Massnahmen. «Wir werden die Polizei über den Anlass informieren, aber wir wollen keine Polizeipräsenz», meint der Pfarrer.
Für Rückel sind ganz andere Massnahmen nötig, um Vorfälle wie denjenigen in Zürich in Zukunft zu verhindern: «Es braucht Sensibilisierung in vielen verschiedenen Bereichen: Beruf, Schule, Sport, auch in der Kirche.»
Denn auch wenn gerade letztere eigentlich frei von Mobbing und Diskriminierung sein sollte, sei sie es leider nicht.