Nach einem Jahr Covid-19: Unispitäler kommen an ihre Grenzen
Die Direktoren der Universitätsspitäler resümieren nach einem Jahr Corana-Pandemie. Das Zwischenfazit zeigt wie essenziell die Standorte sind.
Das Wichtigste in Kürze
- Ohne gute Vernetzungen und Abläufe, wäre ein harter Lockdown nicht zu verhindern gewesen.
- 8153 Covid-Patienten wurden 2020 in den Spitälern behandelt.
- Die Spitalmitarbeiter sind nach einem Jahr ausgelaugt.
Dass die Schweiz auf drastische Lockdowns verzichten konnte, liegt am leistungsfähigen Gesundheitswesen, bilanzierten die Direktoren der Universitätsspitäler. Die Krise belegte die zentrale Rolle dieser Spitäler in einem Netzwerk mit den anderen Versorgern.
Die Intensivpflege wäre, ohne die Unispitäler nicht zu bewältigen gewesen. Dank der Abdeckung aller Therapieangebote konnten sie rasch und angemessen auf die Pandemie reagieren. Die notwendigen Kapazitäten standen der Bevölkerung dadurch kurzfristig zur Verfügung.
Das Intensivpflegeangebot der Universitätsspitäler stieg um 65 Prozent auf 378 Betten. Dass dies nötig war, zeigte sich im November 2020. Damals waren 208 dieser Betten mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten belegt. Ohne den Ausbau hätte es kaum Spielräume für Nicht-Covid-Fälle oder ein Grossereignis gegeben.
Solidarität spielt grosse Rolle
2020 pflegten die Universitätsspitäler insgesamt 8153 Menschen mit Covid-19 stationär. 1295 von ihnen betreuten sie auf der Intensivstation, 922 davon mit künstlicher Beatmung. Dass dies zu bewältigen war, liegt an der Vernetzung und der Solidarität der fünf Spitäler untereinander, wie sie bilanzierten. Dadurch wurde eine unkomplizierte Hilfe etwa bei Patiententransfers möglich.
Einen Silberstreif am Horizont sehen die Spitalleitungen in der Impfkampagne. Dabei nehmen die Universitätsspitäler eine zentrale Rolle ein. Sie stellten in kürzester Zeit Impfzentren auf die Beine.
Zudem sind sie an Forschung und Entwicklung stark beteiligt. Allein 2020 lancierten sie 232 Forschungsprojekte zu Covid-19. Solche kontinuierlichen Investitionen könnten nur Universitätsspitäler leisten, hiess es vor den Medien.
Finanziell angeschlagen
Die betriebswirtschaftlichen Spuren der Pandemie sind gross. Die Universitätsspitäler behandelten 2020 mit gut 8000 rund zwei Fünftel der 19'500 stationären Covid-19-Fälle. Bei den übrigen Spitaleinlieferungen betrug ihr Anteil knapp 20 Prozent.
Wegen der hohen Auslastung durch die Pandemie ging die Zahl der übrigen Fälle deutlich zurück. 2020 waren es 20'000 Fälle weniger als im Vorjahr. Betroffen war namentlich die Chirurgie.
Die Kosten der Universitätsspitäler sind bei der obligatorischen Krankenversicherung bereits ohne Pandemie nicht gedeckt. 2020 kamen in allen fünf Spitälern im stationären Bereich Ertragsausfälle von 202 Millionen Franken hinzu.
Weiter fielen 340 Millionen Franken für Covid-spezifische Personal- und Materialaufwände an. Die Kantone federten das mit 357 Millionen Franken ab. Trotzdem bleibt für die fünf Spitäler ein Verlust von 86 Millionen Franken.
Körperlich erschöpft
Angesichts ihrer Vorhalteleistungen etwa für die Notfall-, Intensiv- und Spitzenmedizin erachten die fünf Universitätsspitäler eine separate Tarifregelung für angebracht. Ihre zentrale Funktion dürfe nicht gefährdet werden. Die Spitaldirektoren erklärten weiter, ihr Personal sei nach über einem Jahr Pandemie ausgelaugt.