Nach Horror-Crash: Velo-Lobby fordert besseren Schutz

Wer ist schuld beim Horrorcrash im Kanton Solothurn: Auto- oder Velofahrer? Dave Durner von Pro Velo Zürich fordert gegenseitiges Verständnis.

00:00 / 00:00

«Wir haben definitiv zu wenig Velowege in der Schweiz», sagt Dave Durner von Pro Velo Zürich. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Velofahrer fordern, dass Sportwagen auf den öffentlichen Strassen verboten werden.
  • Dave Durner von Pro Velo Zürich fordert gegenseitiges Verständnis.

Ein 23-Jähriger kollidiert mit einem 39-Jährigen, dieser landet schwerverletzt im Spital, liegt seither im Koma. Nach dem schweren Unfall zwischen einem McLaren-Sportwagenfahrer und einem Rennvelofahrer am vergangenen Sonntag, flammt die Diskussion um Sicherheit im Strassenverkehr erneut auf. Velo- und Autofahrer werfen sich gegenseitig Rücksichtslosigkeit vor.

velofahrer mclaren raser
Der Unfall zwischen einem Rennvelofahrer und einem McLaren-Sportwagen im Solothurnischen Gempen. - Kapo Solothurn

Zahlen des Bundesamtes für Strassen Astra zeigen: Unfälle zwischen Autofahrern und Velofahrern, bei denen der Autofahrer schuld ist, waren 2018 fast dreimal so häufig wie Fälle, bei denen der Velofahrer schuld ist. Konkret: 1189 gegenüber 425. Unfälle mit Toten, Schwer- und Leichtverletzten wurden zusammengefasst.

Die Zahl blieb in den letzten fünf Jahren in etwa stabil. Die Fälle, bei denen der Velofahrer schuld war, gingen leicht zurück. Die Zahl der Toten lag jeweils zwischen drei und sechs. Die Anzahl Unfälle mit Schwerverletzten ging hingegen zwischen 2014-2018 um einen Viertel zurück.

Zu den 3629 Velo-Unfällen (27 Tote, 877 Schwer- und 2725 Leichtverletzte) kommen 1047 Unfälle mit E-Bikes (2018). Dabei waren 12 Tote und 309 Schwerverletzte zu beklagen. Hier lässt sich eine Zunahme feststellen. Insgesamt hingegen blieb die Anzahl getöteter und schwerverletzter Velofahrer seit den 90er-Jahren konstant.

bfs
Schwerverunfallte im Strassenverkehr nach Verkehrsmittel (Hinweis: Änderung der Definition der Schwerverletzten 2015. Als Folge davon hat deren Anzahl im Vergleich zu den Vorjahren insgesamt abgenommen.) - Astra, bfs

Überholen für drei Sekunden Zeitgewinn

Dave Durner ist Geschäftsführer von Pro Velo Zürich. Er verstehe beide Seiten. «Es geht uns ja eigentlich allen gleich», sagt Durner. Mehr Verständnis von beiden Seiten wäre daher wünschenswert.

Als Velofahrer störe man sich vor allem daran, wenn man knapp überholt wird. Solche Situationen seien sehr unangenehm. Er kann nicht verstehen, warum es immer wieder zu solchen Manövern kommen würde. «Beim Autofahrer geht es darum, zwei bis drei Sekunden früher anzukommen.»

Zu wenig Velowege

Er findet aber auch, dass sich die Velofahrer teilweise auch selber hinterfragen müssten, denn auch sie würden Verkehrsregeln brechen. Mit dem Velo könne man auch durchaus mal Platz machen, wenn der Raum dazu gegeben ist.

00:00 / 00:00

Dave Durner von Pro Velo Zürich im Interview. - Nau

Man wisse heute schlichtweg nicht, wie man das Problem lösen könnte. Das Wichtigste sei aber, dass man eine «adäquate Infrastruktur» für Velofahrer anbietet. Durner macht klar: «Wir haben definitiv zu wenig Velowege in der Schweiz». Dadurch könne man die Sicherheit effektiv steigern.

Protestfahrt im Schwarzbubenland

Rund 300 Velofahrer demonstrierten am Mittwochabend in einer Protestfahrt für mehr Sicherheit. Sie forderten unter anderem, dass Sportwagen von den Schweizer Strassen verbannt würden.

Mehr zum Thema:

Kommentare

Weiterlesen

Dornach Kollision McLaren Gempen
85 Interaktionen

Mehr aus Stadt Zürich