Nach Sanierung: So sieht das Baselbieter Regierungsgebäude nun aus
Nach gut einem Jahr sind die Renovationsarbeiten abgeschlossen. Die bedeutendsten Veränderungen betreffen die Sicherheitsmassnahmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Während rund eines Jahres wurde in Liestal BL das Regierungsgebäude saniert.
- Neben optischen Verbesserungen gibt es vor allem erhöhte Sicherheitsmassnahmen.
- Die im Vorfeld veranschlagten Kosten für das Projekt wurden eingehalten.
Ein grosser Kran steht vor dem Regierungsgebäude in Liestal. «Der gehört zur Schützenstube, nicht zu uns», ruft Isaac Reber. Es folgt ein schallendes Lachen.
Der grüne Baudirektor ist gut gelaunt. An diesem Dienstag wird das frisch sanierte Regierungsgebäude eingeweiht.
Farbreste am Strauch vor dem Haupteingang zeigen, dass die Arbeiten noch nicht ganz abgeschlossen sind. Zum Glück sei ja bald Sommerpause, dann werde alles fertiggestellt, sagt Reber.
Gut ein Jahr haben die Landeskanzlei und das Generalsekretariat der Sicherheitsdirektion im ehemaligen Lehrerinnen- und Lehrerseminar verbracht. Auch der Landrat hielt seine Sitzungen im Provisorium an der Kasernenstrasse in Liestal ab.
In den kommenden Wochen werden alle wieder an die Rathausstrasse zurückkehren. Sie freue sich sehr darauf, sagt Landschreiberin Elisabeth Heer und bestaunt die neuen Bilder aus der Sammlung Kunstkredit im Foyer des Regierungsgebäudes. Am Donnerstag tagt das Parlament erstmals im frisch renovierten Saal.
Die schweren, blauen Vorhänge sind noch da
Dieser hat sich optisch kaum verändert. Die schweren, blauen Vorhänge zieren immer noch die hohen Fenster, die wie alle Fenster des Gebäudes ersetzt worden sind. Auch der blaue Teppich ist noch der alte. Die Stühle aber sind neu, die Oberfläche der Pulte auch.
Weil die Landrätinnen und Landräte so sehr an den alten Sesseln hingen, habe man beschlossen, sie zum Verkauf anzubieten, sagt Projektleiter Jonas Wirth. Der Preis ist noch nicht bekannt.
Auch die Abstimmungstechnik im Landratssaal ist neu: Jedes Pult verfügt über einen eigenen Touch-Bildschirm, auf dem abgestimmt wird. Drei Kameras zeichnen die Sitzungen des Landrats auf und übertragen sie direkt per Video-Stream.
Der 60er-Jahre-Stil des Landratssaal steht in krassem Widerspruch zum modernen Vorzimmer, das Noch-Landratspräsident Pascal Ryf in Anlehnung an das Bundeshaus als Wandelhalle bezeichnet. Hier sticht vor allem die imposante Wandinstallation ins Auge, die die 86 Gemeinden des Kantons Baselland darstellt.
In der Vorzone zum Landratssaal stehen auch Schliessfächer zur Verfügung, in denen die Parlamentarierinnen und Parlamentarier in der Mittagspause ihren Computer verstauen können – oder ihre neue Trinkflasche, die sie anstelle der Pet-Flaschen erhalten.
Schlicht und zurückhaltend – «passend zum Führungsstil»
Das Sitzungszimmer des Regierungsrats wurde ebenfalls renoviert. Ausser einem grossen ovalen Tisch und einer schwarzen, geschwungenen Schlaufe an der Wand ist der Raum ziemlich kahl.
Die Einrichtung sei bewusst schlicht gehalten, sagt Regierungspräsidentin Monica Gschwind. «Es passt zur Art und Weise, wie wir den Kanton führen.» Sparsam. Schliesslich verzeichnet die Kantonsrechnung ein Minus von 93 Millionen Franken.
Im Vorzimmer des Sitzungszimmers sind 18 Porträts von ehemaligen Regierungsmitgliedern zu sehen, die in einer dichten Salonhängung, auch als Petersburger Hängung bekannt, präsentiert werden.
Diese habe den Vorteil, dass qualitativ weniger hochstehende Bilder nicht so stark auffallen, sagt Regierungssprecher Nic Kaufmann und zeigt auf das Gemälde der früheren Regierungsrätin Elsbeth Schneider. «Der armen Frau fliegt ja fast die Blumenvase an den Kopf.»
Der Basisbau des heutigen Regierungsgebäudes stammt aus dem 18. Jahrhundert. Seither wurde das Haus schrittweise vergrössert. Die letzten gröberen Umbauarbeiten im Inneren des Gebäudes wurden in den 1980er-Jahren durchgeführt.
Der Fleck ist weg
Mit der aktuellen Sanierung wurden die Gebäudetechnik, die Erdbebensicherheit und der Brandschutz an die heutigen Vorgaben angepasst. Dazu mussten die verschiedenen Anlagen aus den Bereichen Elektrizität, Lüftung, Wärmetechnik und Kanalisation weitgehend ersetzt werden. Zudem wurden zusätzliche Sitzungszimmer geschaffen.
Weil das Haus denkmalgeschützt ist, haben die Denkmalpflege und die Bauforschung der Archäologie Baselland die Arbeiten überprüft und die Baugeschichte dokumentiert.
Die wohl einschneidendste Veränderung (neben dem berühmten grossen Fleck beim linken Nebeneingang des Regierungsgebäudes, der einem neuen Teppich weichen musste) betrifft die Sicherheitsmassnahmen. Ein skalierbares Konzept soll die Sicherheit des Landrats, der Regierung und der Mitarbeitenden erhöhen. Dieses kann den unterschiedlichen Situationen angepasst werden. Der Zugang zum Gebäude ist nur noch mit einer Anmeldung im Eingangsbereich möglich; Medienschaffende müssen sich akkreditieren.
Der Landrat hat für das Sanierungsprojekt im 2020 einen Kredit von 13,8 Millionen Franken bewilligt. Obwohl die Bausubstanz des Gebäudes erst bei den Rückbauarbeiten ersichtlich wurde, ist es nicht zu Kostenüberschreitungen gekommen.
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Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst im Basler Newsportal «OnlineReports» publiziert. David Häfelfinger hat diesen Text im Rahmen seines zweiwöchigen Schnupperpraktikums unter Mitarbeit von Alessandra Paone verfasst.