Neue Studie: Läden verdienen mit Bio mehr – Produzenten weniger
Eine Studie kommt zum Schluss: Bio lohnt sich für die Supermärkte viel mehr als für die Produzenten.
Das Wichtigste in Kürze
- Bio-Produkte rentieren für Supermärkte deutlich mehr als für die Bio-Produzenten.
- Das besagt eine Preisstudie der Fachhochschule Nordwestschweiz.
- Nur 34 Prozent des Preises gehen an die Produzenten, weniger als bei konventioneller Ware.
Bio ist nicht nur umweltschonend und tierfreundlich, es rentiert für die Bäuerinnen und Bauern auch mehr. So glauben es die meisten Menschen in der Schweiz.
Jetzt hat eine Preisstudie der Fachhochschule Nordwestschweiz aufgedeckt: Das stimmt gar nicht!
Bio-Produkte sind in den Supermärkten zwar deutlich teurer als konventionelle Waren. Der Preisunterschied kommt laut der Studie aber nicht bei den Produzenten an, berichtet SRF.
Im Gegenteil: Weniger Prozente am Gewinn fliessen zu den produzierenden Bäuerinnen und Bauern zurück als bei konventionellen Waren!
Studie: Bauern verdienen an Bio acht Prozent weniger
Wenn die Kundschaft im Laden einen Franken für Bio-Produkte ausgibt, gehen davon nur 34 Rappen an die Produzenten. Bei herkömmlichen Waren sind es 42 Rappen pro Franken, also acht Prozent mehr.
Das auch, weil die Preisschere in den letzten Monaten noch weiter aufgegangen ist. Konkret bedeutet das: Obwohl die Preise für die Endprodukte in den Läden gestiegen sind, verdienen Bäuerinnen und Bauern kaum mehr mit ihren Waren.
So auch Bio-Bauer Sepp Sennhauser, der laut SRF einen Zweitjob braucht, um über die Runden zu kommen. Er hatte sich nach der Ankündigung steigender Brotpreise mehr Einkommen erhofft – und wurde enttäuscht.
Das sei aber nicht passiert, so der Bauer. Die Rechnung gehe bei den Bauern nicht auf. Das stützt auch die Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz, die feststellt, dass der Grossteil der Wertschöpfung bei den Detailhändlern bleibe.
Besorgniserregend findet das auch Stefan Flückiger, Präsident von «Faire Märkte Schweiz». Gegenüber SRF sagt er: «Die Preisschere zwischen dem Verkaufspreis im Laden und dem Produzentenpreis ist weiter aufgegangen.» Bei Bio-Produkten sei sie doppelt so gross wie bei konventionellen Produkten.
Zudem sei es problematisch, dass Bio-Waren immer teurer würden. Insbesondere, wenn die höheren Preise nicht an die Produzenten gehen würden. Das mache Bio-Produkte weniger erschwinglich und attraktiv für die Kundschaft.
Die grössten Unterschiede zwischen den Produzenten-Einnahmen und den Preisen in den Läden gibt es laut der Studie beim Fleisch. Bio-Rindshackfleisch kostet im Detailhandel fast zehn Franken mehr als konventionelles Rindshackfleisch. Der Bio-Produzent erhält jedoch nur zweieinhalb Franken mehr als der Produzent von konventionellem Fleisch.
Ähnlich sieht es beim Weissmehl aus. Im Laden kostet die Bio-Variante 3.20 Franken, das konventionelle Mehl 1.55 Franken.
Doch der Produzent des Bio-Mehls verdient mit 1.08 Franken nur 49 Rappen mehr als der konventionelle Mehl-Produzent, der 59 Rappen erhält.