«Nicht fair»: Mittlere Skigebiete wollen keine dynamischen Preise
Wenns schön ist, wirds teuer. Dynamische Skipreise sind heute bei grossen Skigebieten üblich. Die etwas kleineren Destinationen sehen (vorerst) davon ab.
Das Wichtigste in Kürze
- Ob Zermatt oder Adelboden: Grosse Skigebiete setzen auf dynamische Ticketpreise.
- Das Prinzip: Frühbucher werden belohnt – Spontane müssen draufzahlen.
- Das Preis-System stösst bei etwas kleineren Destinationen auf wenig Begeisterung.
Skifahren macht an schönen Tagen gleich doppelt so viel Spass. Was aber heute in grossen Skigebieten üblich geworden ist: Wer an einem sonnigen Tag spontan auf die Piste will, für den wirds richtig teuer.
Schon länger ist das «Dynamic Pricing» etwa in Zermatt VS (200 Pistenkilometer) Tatsache. Tickets gibt es offiziell ab 83 Franken. Wer sich online durchklickt, findet jedoch kaum ein Billett für diesen Preis. Wer für den nächsten Tag bucht, muss mit rund 94 Franken rechnen.
Neu setzt man auch im Berner Oberland auf die dynamischen Preise. Wer sich über die Festtage spontan für einen Skisusflug nach Adelboden BE (85 Pistenkilometer) entschied, musste 80 Franken und mehr hinblättern.
Wie Nau.ch von der Skipiste am Chuenisbärgli gehört hat, stösst das vielen Gästen sauer auf. Auf der Website wird schliesslich mit Skifahren «ab 50 Franken» geworben. Effektiv sind die Preise dann viel höher. Sogar bei schlechtem Wetter.
Trotz Unmut ist der Trend klar: Die Hälfte der grossen Skigebiete setzt mittlerweile auf dynamische Preise.
Nun gibt es aber Widerstand. Die etwas kleineren Destinationen, die sogenannten mittelgrossen Skigebiete, sind vom Preismodell der Grossen nicht begeistert. In einer Nau.ch-Umfrage verteidigen sie nun ihre Fixpreise.
«Dynamische Preise? Das ist nicht fair»
«Wir möchten, dass unsere Gäste wissen, für was Sie wie viel bezahlen. Der Tag auf dem Stoos soll kalkulierbar sein», sagt Sandro Widmer von den Stoosbahnen SZ (35 Pistenkilometer). «Das mag unsere Hauptzielgruppe, die Familien.» Aktuell mache man sich keine Überlegungen in diese Richtung.
Aus dem Skigebiet Hoch-Ybrig SZ (50 Pistenkilometer), wo auch Slalom-Ass Wendy Holdener Skifahren lernte, heisst es gar: Dynamische Preise sind unfair!
Klar könne man mit dynamischen Preisen mehr Umsatz machen, sagt Urs Keller von der Geschäftsleitung.
«Aber wenn man dann beim Kafi zusammensitzt und einer zahlt 50 und einer 70 Franken, nur weil er ein bisschen früher gebucht hat. Dann ist das nicht ganz fair – das nehmen wir auch aus den Rückmeldungen von unseren Gästen wahr.» Bei den Skifahrern kämen die dynamischen Preise überhaupt nicht gut an, so Keller.
Ob 50 oder 70 Franken – die Leistung bleibe schliesslich für jeden die gleiche. Keller fügt an: «Wenn man liest, dass man an manchen Orten 100 Franken für ein Billett zahlt, dann fragt man sich schon: Was kann man dann in diesem Skigebiet mehr machen, als Ski zu fahren?»
Positive Feedbacks von Familien und Gästen wegen «Preisstabilität»
Ähnlich klingt es vom Flumserberg SG (65 Pistenkilometer). «Unsere Gäste möchten von Beginn bis Ende Saison wissen, mit welchem Ticketpreis sie kalkulieren müssen. Gerade für Familien ist diese ‹Preissicherheit› sinnvoll. Bisher haben wir ausschliesslich positive Feedbacks auf unsere transparente Preispolitik.»
Die verschiedenen Preismodelle überprüfe man laufend und werde das auch in Zukunft tun. Es habe sich aber gezeigt: «Man kann nicht einfach ein erfolgreiches Pricingsystem von einem anderen Skigebiet eins zu eins übernehmen.»
Und für die Sportbahnen Elm GL (40 Pistenkilometer) würden dynamische Preise nur Sinn machen, wenn der Gast einen Mehrnutzen hat. Heisst, wenn Skifahrer belohnt würden, wenn diese in wenig besuchten Zeiten oder bei Schlechtwetter kämen.
Die veränderbaren Preise könnten unter bestimmten Umständen zwar einen «ökonomischen und Nachfragesteuerungseffekt» haben. Doch: «Wir haben uns aber dagegen entschieden, um unseren treuen Gästen und den Gruppen Verlässlichkeit zu bieten.» Eine Neubeurteilung schliesse man nicht aus.
Konsumentenschutz hält dynamische Preise für intransparent
Nicht nur bei Skifahrern kommen dynamische Preise also grösstenteils schlecht an. Auch der Konsumentenschutz kritisierte das Preismodell bereits heftig.
Dieses sei intransparent und zum Nachteil der Gäste. Die dynamischen Preise seien vielmehr dafür da, um Preiserhöhungen zu kaschieren und Gewinne zu maximieren.