Noch kein Urteil über mutmassliche Pink Panther am Obergericht ZH
Das Wichtigste in Kürze
- Pink Panther ist eine international agierende Juwelenräuberbande.
- Zwei mutmassliche Mitglieder stehen aktuell vor dem Obergericht in Zürich.
- Noch ist offen, wann das Urteil eröffnet wird.
Das Obergericht des Kantons Zürich urteilt als zweite Instanz über zwei mutmassliche Mitglieder der international tätigen Juwelenräuberbande Pink Panther. Am Montag kamen die Beschuldigten und ihre Verteidiger zu Wort. Wann das Urteil eröffnet wird, ist noch offen.
Das Bezirksgericht Zürich hatte die beiden Serben im September 2020 zu Freiheitsstrafen von sechs und siebeneinhalb Jahren verurteilt. Ausserdem erhielten sie Geldstrafen wegen versuchten Raubes und anderer Delikte. Zudem ordnete es Landesverweisungen von 10 beziehungsweise 15 Jahren an.
Das Gericht folgte weitgehend den Anträgen der Staatsanwaltschaft. Mit siebeneinhalb statt sieben Jahren und 80 statt 30 Tagessätzen bei der Geldstrafe ging es sogar darüber hinaus. Der Staatsanwalt forderte bloss eine Bestätigung des erstinstanzlichen Verdikts und nahm deshalb nicht an der Verhandlung vor Obergericht teil.
Die beiden Beschuldigten dagegen fochten das Urteil an. Sie kämpfen für Freisprüche, allenfalls eine milde Strafe wegen minder schwerer Delikte. Ein dritter Verurteilter hatte seine Berufung zurückgezogen.
Diebstähle in Schweizer Bijouterie geplant
Laut Staatsanwaltschaft hatten die Männer als Mitglieder der Pink Panther genaue Pläne für Überfälle auf Bijouterien in der Schweiz ausgearbeitet. Im Visier gehabt hätten sie namentlich Geschäfte in Lugano TI und Gstaad BE. Am 19. Feburar 2018 hätten die Männer hätten gerade zur Tat schreiten wollen, als die Polizei zugriff.
Die Anklage stützt sich unter anderem auf monatelange polizeiliche Observationen im Rahmen einer gross anlegten Ermittlungsaktion, die seit 2016 lief. Unter anderem hörten die Ermittler Gespräche mit, in denen die mutmasslichen Räuber ihr Vorgehen in Lugano detailliert besprachen.
Zur Absicherung der Verhandlung vor Obergericht war ein grosses Polizeiaufgebot samt Hund vor Ort. Die beiden Beschuldigten wurden in Handschellen in den Saal geführt, die ihnen während der Verhandlung nicht abgenommen wurden. Der 44-Jährige und der 45-Jährige sagten kaum etwas.
Der ältere der beiden ergriff allerdings am Ende der Verhandlung das Wort. Ein Schlusswort steht jedem und jeder Beschuldigten zu - normalerweise dauert es wenige Minuten. Der 45-Jährige jedoch führte wortreich seine Einwände bezüglich des Ermittlungsverfahrens aus. Nach 35 Minuten und mehreren Ermahnungen wurde er vom Gericht gestoppt.
Verteidiger will vollen Freispruch
Die Verteidiger plädierten auf vollumfänglichen Freispruch ihrer Mandanten. Diese seien unverzüglich aus der Haft zu entlassen und zu entschädigen. Allenfalls könnte der 44-Jährige wegen weniger schwerer Delikte mit vier Jahren Freiheitsentzug bestraft werden. Diese hätte er aber seit der Verhaftung längst abgesessen.
Beide Verteidiger führten vor allem juristische Beanstandungen ins Feld. Sie zerpflückten die Arbeit der Strafverfolgungsbehörden. Diese seien «von Anfang an voreingenommen» gewesen. Entlastenden Momenten sei man nicht nachgegangen.
Sie stellten zudem erstens die Rechtmässigkeit der Observationen in Frage. Zweitens kritisierten sie, die Observation sei nicht ständig, sondern nur zeitweise erfolgt - sie sei also selektiv gewesen. Die «Triage» sei nicht überprüfbar gewesen. Dies habe eine wirksame Akteneinsicht und Verteidigung verunmöglicht.
Widersprüche seien nicht berücksichtigt worden
Im Weiteren habe die Vorinstanz Fehler und Widersprüche in Zeugenaussagen nicht berücksichtigt. Alles in allem seien deshalb sämtliche wesentlichen Beweismittel unverwertbar und könnten nicht zulasten der Beschuldigten verwendet werden. Die Beweislage sei damit «krass ungenügend».
Die Pink Panther, als deren Mitglieder die Serben laut Anklage handelten, sind eine kriminelle Organisation vom Balkan. Seit 2006 ist sie international tätig. In jeweils unterschiedlich zusammengesetzten Gruppen verüben sie akribisch vorbereitete Raubüberfälle auf Uhrengeschäfte und Bijouterien.
Dabei machen sie in manchen Fällen enorme Beute. Beispielsweise bei einem Überfall 2016 in Zürich belief sie sich auf rund eine Million Franken. 2009 raubten sie in Dubai Preziosen im Wert von umgerechnet rund elf Millionen Franken.