Nord-Stream-Sabotage wäre «Eigentor» für Putin
Waren die Gaslecks bei Nord Stream 1 und 2 russische Sabotage? Der Kreml würde sich damit nur selbst schaden, meint ein Wirtschaftsexperte.
Das Wichtigste in Kürze
- Anfang Woche wurden in den Nord-Stream-Pipelines Gaslecks entdeckt.
- Experten vermuten russische Sabotage hinter dem Gasaustritt in der Ostsee.
- Jedoch würde sich der Kreml mit so einer Aktion auch selbst schaden.
Anfang Woche berichteten die umliegenden Länder von Lecks in den beiden Nord-Stream-Pipelines. Inzwischen gehen Experten von Sabotage aus, jedoch ist noch unklar, wer dafür verantwortlich ist.
Das im Meer austretende Erdgas bereitet Europa unabhängig von der Ursache grosse Sorgen. Und das, obwohl Nord Stream 1 und 2 derzeit nicht aktiv sind, weil Deutschland kein Gas mehr von Russland bezieht.
«Die Lecks haben die Verwundbarkeit der europäischen Energieversorgung erst recht vor Augen geführt», erklärt Wirtschaftsexperte Reto Föllmi gegenüber Nau.ch. «Dies und die Möglichkeit weiterer Unterbrüche haben den Gaspreis weiter in die Höhe getrieben.»
Höhere Gaspreise spürt auch die Schweiz, die ihr Gas über die Nachbarländer bezieht, so der Professor der Universität St. Gallen. Die Schweiz sei aber weniger betroffen als andere Länder, wie etwa Deutschland. «Unsere Wirtschaft hängt weniger stark vom Gas ab», erklärt Föllmi.
Strategieexperte Albert Stahel ist sich indes sicher: «Eine Sprengung durch russische Eliteeinheiten dürfte sehr wahrscheinlich sein.» Er vermutet, dass die Beschädigung der Nord-Stream-Pipelines eine russische Machtdemonstration sei. «Ziel könnte die Verunsicherung vor allem Deutschlands sein», erklärt er.
Russland würde sich mit Sabotage selbst schaden
Gemäss Föllmi würde sich der Kreml mit der Sabotage aber eher ins eigene Bein schiessen, als etwas zu bewirken: «Die Sabotageakte, wenn es denn so ist, würden aber nun wirklich klarmachen, dass Russland ein unzuverlässiger Partner und Energielieferant ist.» Das könnte in seinen Augen dazu führen, dass Europa und auch die Schweiz sich noch stärker um unabhängige Energieversorgung bemühen. Es wäre also ein «Eigentor».
Zudem würde Russland mit einer solchen Aktion weitere Sanktionen riskieren. «Angriffe auf unsere Infrastruktur stellen eine weitere Eskalationsstufe dar», macht Föllmi klar. Auf diese werde der Westen definitiv reagieren müssen.