Norovirus-Gefahr: Frauen waschen sich die Hände nach dem WC nicht
Die Frau in der Kabine nebenan spült, drückt die Klinke hinunter – und verlässt direkt das WC. Kein Einzelfall. Dabei wäre Händewaschen wichtig.
Das Wichtigste in Kürze
- Sowohl Männer als auch Frauen waschen sich die Hände nach dem WC nicht richtig.
- Dabei birgt das Gefahren: So können multiresistente Bakterien übertragen werden.
- Eine Expertin rät, die Hände nach dem Toilettengang immer 30 Sekunden zu waschen.
«Es ist einfach so grusig!», ärgert sich die Bernerin Jenny P.* (23) «Mir passiert es im Büro-WC ständig, dass ich höre, wie die Frau neben mir aus der Kabine eilt. Direkt – ohne sich die Hände zu waschen!»
Auch oft höre sie, wie andere Frauen ihre Hände gefühlt zwei Sekunden unters Wasser halten. «In der Zeit reicht es nicht einmal, Seife herauszupumpen.»
Eklig: «Ich denke dann immer daran, wie diese Frauen mit ihren WC-Händen zum Beispiel unsere Kafi-Maschine bedienen.» Selbst Freundinnen hätten ihr schon gestanden, nach dem Pinkeln nur mit Wasser zu waschen.
18 Prozent der Frauen waschen Hände nur mit Wasser
Dabei ist es ein Mythos, dass man nach dem kleinen Geschäft die Hände nicht oder nur mit Wasser waschen «darf». Seife ist immer angesagt.
Auch ein Mythos: Dass nur die Männer es mit der Händehygiene nach dem Toilettengang nicht ernst nehmen. Was Jenny P. beschreibt, sind nämlich keine Einzelfälle auf dem Frauen-WC.
Für eine 2018 erschienene deutsche Studie beobachteten Forschende Frauen und Männer nach dem WC-Gang. Drei Prozent der Frauen wuschen sich die Hände gar nicht, 18 Prozent nur mit Wasser.
Trotz dieser Zahlen – und den Grüsel-Beobachtungen der Bernerin: Bei den Männern sind es doch mehr, elf Prozent waschen sich die Hände gar nicht, 49 nur ohne Seife.
Fäkalkeime und Urinspuren in der Nüsslischale
Klar ist aber: Egal ob Mann oder Frau – das Hüsli ohne Seife zu verlassen, ist auf jeden Fall «grusig». Davor warnt auch Andrea Tresch-Müller, Präsidentin der FIBS. Die Organisation beschäftigt sich mit Infektionsprävention im Gesundheitswesen.
«Die Hände sind die exponierteste Körperstelle, um Keime zu übertragen», sagt sie zu Nau.ch.
Sie erinnert an eine Studie, die Snacks an einer Bar mikrobiologisch untersuchte. «Da wurden auf Chips, Erdnüssen und so weiter diverse Fäkalkeime und auch Urinspuren gefunden.»
Mit den Händen fasse man alles an und berühre sich dann unbewusst im Gesicht. Auch die Schleimhäute in Nase, Augen oder Mund. «So gelangen die Keime in unseren Körper.»
Norovirus und multiresistente Keime werden von WC-Händen übertragen
Davon seien generell schon viele auf unseren Händen. «Nach dem Toilettengang werden diese ergänzt mit Fäkalkeimen, Keimen aus der Genitalflora, der Blase sowie bei menstruierenden Frauen aus Blut.»
Das bekannteste Beispiel sei der höchstansteckende Norovirus. «Bereits eine kleine Menge Viren reicht, um einen Menschen krankzumachen.» Dieser Keim werde fäkal-oral übertragen – heisst: Er gelangt über die Hände in den Mund.
Es gebe noch weitere Beispiele, die meisten würden Magen-Darm-Beschwerden verursachen. Besonders gefährlich: «So können auch multiresistente Keime übertragen werden.»
Und diese multiresistenten Bakterien können überall vorkommen, warnt Tresch-Müller. «Solange sie den Menschen nur als Habitat und Reservoir nutzen, bleiben sie in den meisten Fällen unbemerkt. Sie können jedoch zu schwerwiegenden Infektionen führen.»
So geht richtiges Händewaschen
Darum betont die Expertin: «Das korrekte Händewaschen ist wichtig, um eine Keimübertragung zu unterbrechen.»
Ideal seien WC, bei denen nach dem Händewaschen keine Türklinke angefasst werden muss. «Denn man weiss nicht, ob die Vorgängerin oder der Vorgänger diese mit sauberen Händen angefasst hat.»
Im Spital werde das Personal geschult, nach dem Händewaschen den Wasserhahn mit einem Papiertuch abzustellen. «Und auch, Türenklinken mit dem Ellbogen zu bedienen.»
Das korrekte Händewaschen dauere mindestens 30 Sekunden mit nicht zu warmem Wasser und Seife. Und so wirds gemacht:
1. Hände zuerst unter fliessendes Wasser halten.
2. Hände gründlich einseifen, Handinnenflächen, Handrücken, Fingerspitzen, Fingerzwischenräume und Daumen.
3. Alle Stellen sanft einreiben.
4. Danach alle Seife unter fliessendem Wasser gut abspülen.
5. Hände und auch Fingerzwischenräume gut trocknen.
6. Im Winter oder bei trockener Haut Hände regelmässig eincremen, denn nur intakte Haut bietet einen optimalen Schutz.
*Name von der Redaktion geändert