«… Oder ich entsorge ihn» – Tierheim wird immer öfter bedroht
Vor der Pandemie adoptiert und jetzt unerwünscht: Das Tierheim an der Ron im Kanton Luzern kämpft mit zunehmenden Herausforderungen wegen «Corona-Haustieren».
Das Wichtigste in Kürze
- Im Tierheim an der Ron im Kanton Luzern werden immer mehr Haustiere abgegeben.
- Einige Besitzer drohen damit, die Tiere bei Nicht-Aufnahme einfach zu «entsorgen».
- Oftmals handelt es sich um Vierbeiner, die während der Coronapandemie angeschafft wurden.
Das Tierheim an der Ron in Luzern steht vor einer wachsenden Herausforderung: Immer mehr Haustierbesitzer treten gegenüber dem Personal aggressiv auf. Einige würden sogar drohen, Tiere zu «entsorgen», wenn das Heim sie nicht sofort aufnimmt. Dies berichtet die «Luzerner Zeitung».
Viele der Tiere wurden während der Pandemie angeschafft. Sie landen als sogenannte Verzichtstiere im Heim. Der Tierschutzverein Luzern, der das Tierheim betreibt, hat festgestellt, dass die Zahl dieser Verzichtshunde stark gestiegen ist.
Halter sind meist überfordert
Oft sind die Besitzer so überfordert – auch finanziell –, dass sie ihre Hunde schnellstmöglich loswerden wollen. Manchmal sogar unter Androhung von Einschläferung beim Tierarzt.
Das Tierheim verlangt einen Unkostenbeitrag von 45 bis 300 Franken für die Aufnahme von Verzichtstieren. Tierschutzverein-Präsidentin Susanna Ineichen berichtet dazu gegenüber der LZ: «Es werden immer öfter Drohungen ausgesprochen, dass das Tier dann halt irgendwo ‹entsorgt› wird.»
In manchen Fällen wollen Besitzer ihre Tiere sofort abgeben, aber das Heim kann sie nicht gleich aufnehmen. Wenn das Heim dies dann nicht bewerkstelligen kann, drohen einige Halter damit, ihre Vierbeiner einfach auszusetzen oder freizulassen. Ineichen betont dazu jedoch, dass dies eine Straftat darstellen würde.
Trotz aller Schwierigkeiten ist das Tierheim dankbar für jeden Besitzer, der sich meldet und sein Tier abgeben möchte. Ineichen appelliert aber an Geduld. Und sie betont, dass vor einer Anschaffung gründlich überlegt werden sollte.
Sie berichtet gegenüber der Zeitung auch von Fällen mit rauerem Tonfall. Wenn etwa finanzielle Unterstützung bei der Anschaffung abgelehnt werden muss.
«Anforderung stellt uns künftig vor Herausforderungen»
Diese Situationen belasten das Arbeitsklima und führen zu mehr Krankheitstagen und Fluktuation unter den Mitarbeitenden. Um dem entgegenzuwirken, hat das Heim mittlerweile einige Prozessoptimierungen eingeführt und überarbeitet aktuell das Personalreglement.
Dies, obwohl der Kanton für jede Schicht eine Fachperson vorschreibt. «Diese Anforderung stellt uns künftig vor Herausforderungen», so Ineichen.