Organisationen kritisieren Umgang mit Kindern mit Long Covid
Bis zu 18'000 Kinder in der Schweiz könnten von Long Covid betroffen sein, kritisieren Patientenorganisationen.
Patientenorganisationen haben das fehlende Verständnis in Schulen und Spitälern und die mangelnde schulische und medizinische Betreuung von Kindern mit Long Covid kritisiert. Sie schätzen, dass bis zu 18'000 Kinder in der Schweiz betroffen sein könnten.
Es sei inakzeptabel, dass fast fünf Jahre nach Ausbruch der Covid-Pandemie in der Schweiz immer noch keine verlässlichen Daten zu Long Covid vorlägen, teilten die drei Organisationen Long Covid Kids Schweiz, Long Covid und #ProtectTheKids am Mittwoch in einer gemeinsamen Mitteilung mit.
Schätzungen basierend auf ausländischen Studien
Ihre Annahme zur Zahl von Long-Covid-Fällen bei Kindern und Jugendlichen stütze sich daher auf gross angelegte ausländische Studien. Bei einer konservativen Schätzung wären in der Schweiz ein Prozent betroffen, also mindestens 18'000 Kinder und Jugendliche.
Die Daten zeigten ausserdem, dass die Fälle von Dezember 2023 bis März 2024 um rund ein Drittel zugenommen haben. Zu den häufigsten Long-Covid-Symptomen gehörten Erschöpfung, Müdigkeit, reduzierte kognitive Fähigkeiten, Schwindel, Kopf-, Hals-, Gelenk- oder Muskelschmerzen sowie Darm- oder Magenbeschwerden und Symptomverschlechterungen nach leichter Anstrengung.
Mangelnde medizinische Versorgung
Die medizinische Versorgung der am schwersten Betroffenen sei «völlig ungenügend». Die Spitäler hätten keine Ressourcen für sie und die Kinderärzte würden sich mit der Krankheit zu wenig auskennen.
Ausserdem fehle es am Verständnis der Erwachsenen: Die Krankheit werde stark psychologisiert und auf die Eltern werde Druck ausgeübt, ihr Kind in eine psychiatrische Einrichtung für Kinder einweisen zu lassen.
Besorgt zeigten sich die Organisationen auch darüber, dass Kinder nach der zweiten, dritten oder vierten Covid-Infektion Long Covid entwickelt hätten. Deshalb habe der fehlende Schutz in Klassenzimmern verheerende Auswirkungen. Denn CO2-Sensoren oder Luftfilters seien weitgehend verschwunden.
Forderungen an Behörden
Die Patientenorganisationen fordern deshalb die Anerkennung der Erkrankung in der Schule, Lehre und bei IV; eine adäquate medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen; Unterstützung für Familien sowie technische Hilfsmittel zum Infektionsschutz in den Klassenzimmern.
Ausserdem verlangen sie eine obligatorische Fortbildung des Gesundheitspersonals zu Long Covid sowie Förderprogramme zur Forschungsunterstützung. Die EDK rufen sie auf, ein verfügbares Informationsblatt den Zielgruppen so rasch wie möglich zukommen zu lassen.